IT-Göttinnen Im Bikini gegen das miese Image
Normalerweise leitet Sonja ein IT-Servicecenter, das zudem die Arbeit von über 40 Außenbüros koordiniert und sich um über 800 Vertragspartner kümmert. Bevor sie in einem australischen IT-Unternehmen eine Führungsrolle übernahm, arbeitete sie in England, Frankreich und Deutschland. Ab August dürfte ihre Bekanntheit auch außerhalb der Branche steigen, denn da beginnt der Verkauf des Fotokalenders "Screen Goddess" - und der zeigt sie nackt auf einem Bett aus roten Rosenblättern.
Das ist mutig: In der aus dem Film "American Beauty" bekannten Pose wirbt sie für - ja, für was?
Sonja Bernhardt, die Initiatorin der Aktion, erklärt das so: Ihr gehe es darum, mehr junge, qualifizierte Frauen für die Arbeit in der IT-Industrie zu gewinnen. Mit einem Kalender, der attraktive Frauen aus der Branche zum Teil leicht bekleidet in berühmten Filmplakat-Posen zeigt?
Klar, denn zwischen Frauen und der IT-Industrie stehe vor allem ein Vorurteil: IT-Karrieren seien als Jobs für angestaubte intellektuelle Mauerblümchen verschrien. Sie aber wolle zeigen, dass in dieser Industrie interessante, attraktive Frauen arbeiteten und Verantwortung trügen.
Bernhardts Imagekampagne per Pin-up-Kalender zielt nicht auf Profite: Die Erlöse kommen vollständig Organisationen zugute, die das Engagement von Frauen in technischen Berufen fördern wollen. Deren Anteil sei in den letzten Jahren sogar noch einmal gesunken, auch an Schulen und Universitäten falle es schwer, junge Frauen für das Thema zu begeistern.
Mit den "Pin-ups" will Bernhardt nun nicht nur gegen das graue Image der IT-Managerinnen angehen, sondern auch etliche Botschaften transportieren: Jedes Kalenderblatt zeigt Informationen über die Models, ihre Biografien, Karrieren und aktuellen Positionen. Vielfältig sei das alles, sagt Bernhardt, in jeder Hinsicht. Die Frauen kämen aus jeder denkbaren Ethnie, aus verschiedensten Ländern, seien in unterschiedlichsten Bereichen tätig. Auf einem Bild seien Mutter und Tochter zu sehen, was zeige, dass IT kein bloßer Job, sondern mitunter eine Karriere auf Lebenszeit bedeuten könne.
Bernhardt, die zu den 50 weltweit einflussreichsten Frauen im IT-Business gezählt wird, hofft nun auf klingelnde Kassen zum guten Zweck: 20.000 Kalender, glaubt sie, könnten allein in Australien einen Käufer finden, weltweit vielleicht sogar 100.000. Konkurrenz braucht sie bisher nicht zu fürchten: Die freche, locker-selbstbewusste Kampagne ist bisher einmalig. Die Vorbestellungen für den Kalender werden in diesen Tagen allein durch den schon jetzt spürbaren Erfolg der Kampagne behindert: Die Bestell-Webseite ist zurzeit kaum noch zu erreichen.
pat