iTunes "Apple hat die Musikindustrie zerstört"
Nun goss Zucker frisches Öl ins Feuer. Im Rahmen einer Veranstaltung an der Syracuse University im US-Bundesstaat New York sagte er: "Wir wissen, dass Apple die Musikindustrie zerstört hat - was die Preise angeht - und wenn wir nicht wieder die Kontrolle übernehmen, werden sie dasselbe mit Videos machen."
Der Ärger hatte vor gut einem Monat begonnen, als NBC Universal ankündigte, den Vertrag mit Apple nicht verlängern zu wollen. Künftig sollen im iTunes Store keine Songs und Videos der Firma mehr verkauft werden. Was folgte, war ein Kleinkrieg zwischen den Unternehmen. NBC beklagte sich, Apple würde nicht genug gegen Raubkopierer unternehmen und beharre stoisch auf seiner Preispolitik. Der iTunes-Betreiber konterte, der Medienkonzern versuche mit drastischen Preiserhöhungen, die Konsumenten zu schröpfen.
Besonders schwer fallen dürfte der Abschied vom Video-Verkauf via iTunes dem Konzern nicht. Laut Zucker wurden im vergangenen Jahr gerade mal 15 Millionen Dollar über den Online-Videoverkauf bei Apple eingenommen. Offenbar zu wenig für die Konzernlenker. "Wir wollen die Dollars, die wir in der analogen Welt machen, nicht durch Pennys aus der digitalen Welt ersetzen", sagte Zucker.
Zu starres Preissystem
Zucker erklärte, man habe Apple vorgeschlagen, wenigstens für einzelne Angebote vom starren Preisgefüge des Online-Shops abzuweichen. Man habe "eine Show, egal welche", zu einem Preis von 2,99 Dollar anbieten wollen. Apple habe sich jedoch geweigert, auf diesen Vorschlag einzugehen.
Damit hat Apple auf seinem einheitlichen Preissystem beharrt, welches vorsieht, für Videos stets 1,99 Dollar und für Songs jeweils 0,99 Dollar zu kassieren. Selbst die Anfang des Jahres eingeführten kopierschutzfreien Titel, die ursprünglich für 1,29 Dollar verkauft wurden, sind mittlerweile in das Standard-System eingegliedert worden und kosten jetzt ebenfalls 0,99 Dollar (beziehungsweise hierzulande 0,99 Euro).
Doch bei der Forderung nach höheren Preisen wollte es Zucker nicht belassen. Er verlangte zusätzlich einen Teil der Erlöse, die Apple mit dem Verkauf der iPod-MP3-Player erzielt. "Mithilfe unserer Inhalte hat Apple Hardware im Wert von Millionen Dollars verkauft und damit viel Geld verdient", argumentierte der NBC-Manager. Über die Reaktion des Apple-Hauptquartiers auf diesen Vorschlag ist leider nichts bekannt. Anzunehmen ist jedoch, dass er in der dortigen Chefetage bestenfalls für Heiterkeit gesorgt haben dürfte.
Das Zucker ausgerechnet jetzt mit solch drastischen Äußerungen an die Öffentlichkeit geht, dürfte freilich kein Zufall sein. Gerade erst hatte sein Unternehmen eine eigene Online-Videovertriebsplattform namens Hulu angekündigt. Und bei der kann der Konzern nun ganz nach Gutdünken Preise und Kopierschutzmodalitäten regeln.
mak