Katholizismus Mit dem Handy auf Maria-Pirsch

Diesmal entkommt es nicht, das Wunder: Auch Katholiken gehen im neuen Jahrtausend mit der Technik und hoffen, endlich mit digitalen Mitteln die übersinnlichen Erscheinungen für die Nachwelt festzuhalten.

Wer glaubt, fromme Christen wären weltfremd und neuen Technologien gegenüber argwöhnisch eingestellt, hat sich geschnitten. Passiert mal ein Wunder, dann ist der moderne Katholik mit digitalem Aufnahmegerät zur Stelle sein, um das Ereignis zu dokumentieren. Gerade mit Marienerscheinungen ist das so ein Ding, die treten bekanntlich nicht allzu häufig auf.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, versammeln sich just im kleinen Örtchen Acerra bei Neapel tausende Fromme mit gezückten Handys. Der Grund: Letzte Woche soll in der Kirche St. Peter die Statue der Jungfrau Maria ihre Beine bewegt haben. Ein Mann behauptete danach, er habe die wandelnde Madonna mit der Kamera seines Handys aufgenommen.

Seitdem strömen die Gläubigen massenhaft nach Acerra, bewaffnet mit DV-Kameras und Handys. Monsignor Antonio Riboldi, der Bischof des Städtchens, glaubt indes weniger, dass sich Heilige auf die Technik einlassen. Die Madonna "sei noch nie auf einem Mobiltelefon oder einer Videokamera erschienen. Gewöhnlich macht sie kein Spektakel aus sich", sagt er.

Diese Episode bestätigt einmal mehr, dass auch Christen ihre Erfahrungen bis zum jüngsten Tag festhalten wollen - oder zumindest bis der digitale Speicher voll ist: Als im April das weltliche Oberhaupt Papst Johannes Paul II. das Zeitliche segnete, wurde er in Rom aufgebart. Gläubige standen stundenlang an, um nicht nur einen letzten Blick auf die Totenbahre zu werfen, sondern den ehrfürchtigen Moment gleich mit dem Handy zu verewigen.

Wiederum andere Fromme wissen ihre wundersamen Erfahrungen auch in modernen Zeiten zu nutzen. Diana Duyser aus Florida erlebte ein Wunder mit ihrem Toaster, das im November 2004 sogar die virtuelle Weit des Netzes in Aufruhr versetzte: Ihrem Käsebrot war die Mutter Gottes erschienen. Nachdem es durchs Feuer des Toasters ging, trug es ein himmlisches Mal - auf dem verbrannten Stück zeichnete sich ein Abbild der Maria ab. Ein Wunder, dachte sich Duyser und verwahrte den angebissenen Toast auf dem Nachttischchen auf. Nach zehn Jahren versteigerte sie ihn - für 28.000 Dollar auf Ebay.

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