Kevlar-Mantel Google sichert Tiefseekabel gegen Haiangriffe

Australischer Aktivist im Hai-Kostüm: Die Raubfische machen Kabelbetreibern Angst
Foto: Getty ImagesMit so viel Resonanz hatte Dan Belcher wohl nicht gerechnet. Als der Google-Manager auf einer Veranstaltung in Boston einen Vortrag hielt, referierte er unter anderem über Googles Tiefsee-Datenkabel und erwähnte, der Konzern ummantele diese mit einem Material, das dem Kunststoff Kevlar ähnlich sei. Medien wie "Boy Genius Report" und "Network World" griffen die Äußerung sofort auf und fragten, wie teuer die Spezialbehandlung der Kabel wohl sein möge.
Kevlar ist sehr teuer, leicht und extrem robust. Handy-Hersteller Motorola hat damit einige Handys ausgestattet und in beschusshemmenden Westen soll es Projektile davon abhalten, bis zum Körper ihres Trägers vorzudringen.
An Googles Kabeln aber, so begründete Belcher den Einsatz des Hightech-Materials, diene es dazu, Haiverbiss zu vermeiden, der die teuren Tiefsee-Strippen ansonsten gefährden würde. Erst vor wenigen Tagen hatte der Konzern angekündigt, sich an einem neuen Transpazifikkabel zu beteiligen, dessen Kosten auf 300 Millionen Dollar taxiert werden. Projekte wie dieses sollen helfen, die Daten von Google-Kunden schneller zwischen den Kontinenten hin und her zu transferieren.
Glasfaser passt nicht ins Beuteschema
Doch die Äußerung des Google-Managers wirft Fragen auf wie die, welches Interesse die Raubfische an den Netzwerkkabeln haben könnten. Zum regelmäßigen Speiseplan der Meeresbewohner gehören sie wohl kaum. Schließlich lässt der Konzern von Spezialschiffen aus dicke Glasfaserkabel auf den Ozeanboden absenken - und Glas ist auch für Hai-Mägen unverdaulich.
Eine mögliche Erklärung fand "Network World" in einem fünf Jahre alten Artikel des Portals oAfrica, das die Vernetzung des afrikanischen Kontinents dokumentiert. Demnach unterscheiden sich die unterseeischen Glasfaserkabel von Kupferkabel dadurch, dass sie eine stromführende Leitung enthalten. Diese versorgt zwischengeschaltete Verstärker mit der benötigten Energie.
Sie sorgt aber auch dafür, dass sich um die Kabel herum ein elektromagnetisches Feld aufbaut, das die empfindlichen Sinnesorgane der Raubtiere in die Irre leitet und sie glauben lässt, es würde sich bei dem Kabel um einen verletzten Fisch handeln, also Beute.
Manchmal sind es einfach Diebe
Allerdings gibt es Berichte über derartige Haiangriffe auf Tiefseekabel schon so lange es solche Kabel gibt. Nachdem der Telefonkonzern AT&T 1986 das erste Untersee-Glasfaserkabel zwischen den Atlantikinseln Teneriffa und Gran Canaria verlegt hatte, kam es regelmäßig zu teuren Kabelschäden durch Haie. Als Reaktion darauf ließ der Konzern erforschen, was die Haie wohl anlockt und wie man die Kabel gegen die gefährlichen Bisse schützen kann.
Seither sollen vor allem Metallarmierungen die Beißer fernhalten, indem sie die elektromagnetischen Felder der Kabel abschirmen. Weil das aber nicht hundertprozentig gelingt, werden moderne Tiefseekabel zusätzlich in eine Hülle gesteckt, gegen die auch ein Haigebiss keine Chance hat.
Am Ende entpuppt sich Belchers Aussage also als schlichte Anmerkung über eine längst übliche Technik. Nur dass man über die eben kaum etwas weiß, weil die Kabel, über die große Mengen des weltweiten Daten- und Telefonverkehrs laufen, ihren Dienst meist unsichtbar und fehlerlos erledigen. Und wenn sie doch einmal kaputtgehen, liegt das nur selten an bissigen Fischen. Viel häufiger sind Schleppnetze, Schiffsanker oder Seebeben schuld, wenn eine solche Verbindung zusammenbricht. Und manchmal sogar Diebe.