Kinderporno-Bekämpfung Zypries sperrt sich gegen Internet-Pläne der Familienministerin
Das Vorhaben von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU), den Zugang zu kinderpornografischen Internet-Seiten durch Sperrvereinbarungen zwischen Internet-Providern und dem Bundeskriminalamt zu erschweren, wird zum Streitfall in der Großen Koalition.
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) beklagt nach SPIEGEL-Informationen in einem fünfseitigen Brief an die Familienministerin mit Datum vom Donnerstag, ihr Haus sei in die monatelangen Verhandlungen nicht eingebunden gewesen. Der Vorschlag der Familienministerin, schreibt Zypries, berge "erhebliche verfassungsrechtliche Risiken", sie könne diese Lösung deshalb "nicht mittragen".
Nach den Vorstellungen der Familienministerin sollen Internet-Nutzer, die versuchen, kinderpornografische Angebote anzusteuern, künftig auf einer sogenannten Stoppseite landen. Dieser Web-Filter soll von den Internet-Providern betrieben und mit Listen aus der Arbeit des Bundeskriminalamtes (BKA) gefüttert werden.
Im Januar hatte von der Leyen bereits eine weitgehende Einigung mit den Internet-Anbietern verkündet, doch auch dort regt sich Widerstand. "Keine Sperre ohne Gesetz", heißt es etwa beim Branchenverband Eco. Auch der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages war vor einigen Wochen zu dem Schluss gekommen, die Seitensperrung sei technisch kaum umsetzbar und gefährde schwerwiegend die im Grundgesetz garantierte Kommunikationsfreiheit.
Der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" sagte von der Leyen am Samstag, es werde derzeit mit acht großen Zugangsanbietern verhandelt, einzelne Verträge seien bereits unterschriftsreif. "In den kommenden Wochen werden die Vereinbarungen offiziell geschlossen", so von der Leyen.
Filtertechnik: So können Provider Websites blockieren
Die Justizministerin hält diese Vertragslösung für nicht ausreichend. "Effektive Sperrmaßnahmen", schreibt sie, erforderten "eine klare gesetzliche Grundlage". Von der Leyen sieht dennoch "keine Hürden, die nicht aus dem Weg geräumt werden können". Ihr Ministerium arbeitet nun an Eckpunkten für ein Gesetz, mit denen sich das Bundeskabinett am 25. März befassen soll. Unterstützung in ihrer Machtprobe mit der Bundesjustizministerin bekommt von der Leyen von Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU): "Kinderpornografie ist abscheulich. Wir sollten mit vereinten Kräften dagegen vorgehen, anstatt mit juristischen Spitzfindigkeiten den Eindruck zu erwecken, unsere Verfassung schütze Kinderpornografie."