Twitter-Konkurrenz aus China Sina Weibo kann jetzt auch Englisch

Der chinesische Microblogging-Dienst Sina Weibo internationalisiert seinen Web-Auftritt und sucht neue Wege zur Erschließung von Geldquellen. Damit bekommt der derzeitige Marktführer Twitter ernsthafte Konkurrenz.
Sina Weibo mit englischen Worten: Emma Watson ist schon da

Sina Weibo mit englischen Worten: Emma Watson ist schon da

Bislang war Sina Weibo, das chinesische Pendant zu Twitter, zwar unangefochtener Marktführer in China, aber zugleich auf das Land beschränkt. Wie viele von den 400 Millionen registrierten Mitgliedern im Ausland sitzen, ist nicht bekannt. Doch am 9. Januar machten die Verantwortlichen von Weibo einen wichtigen Schritt hinaus in die Welt: Die Benutzeroberfläche wurde erstmals auch in englischer Sprache angeboten.

Allerdings ist diese Erweiterung des bisherigen Angebots noch nicht weltweit nutzbar. Wie ein Weibo-Sprecher in Peking gegenüber der Technik-Webseite Tech in Asia  erklärte, könnten Nutzer in südostasiatischen Ländern ab sofort zwischen der chinesischen und der englischsprachigen Version des asiatischen Zwitscherdiensts wählen. Allerdings: "Weltweit steht das noch nicht zur Verfügung." 

Während die Neuerung von Deutschland aus zunächst nicht ohne weiteres nachzuvollziehen ist , habe sie im Test von amerikanischen Rechnern aus bereits funktioniert, so Tech in Asia. Mit einem Trick ist die neue Weibo-Fassung jedoch auch für deutsche Nutzer zugänglich, es muss lediglich die modifizierte Web-Adresse http://www.weibo.com/?lang=en-us  angesteuert werden.

Tech in Asia merkt dabei an, dass noch lange nicht der komplette Web-Auftritt von Weibo ins Englische übertragen worden sei. Es gebe lediglich eine Englisch-Option in einem Drop-down-Menü, nach deren Aktivierung gebe es zwar englische Einsprengsel, doch die Seite sei noch weit davon entfernt, komplett zu sein.

Mit diesem Schritt ist dem bisherigen Marktführer Twitter ein ernstzunehmender Konkurrent erwachsen, meint die Technik-Webseite The Register. Zum jetzigen Zeitpunkt bestehe die internationale Weibo-Nutzerbasis vor allem aus Chinesen, die im Ausland leben . Doch auch für Weibo selbst ist der Schritt mit Risiken verbunden, denn bislang musste sich das Unternehmen keinem Wettbewerb stellen, da westlichen Konkurrenten der Zugang zum chinesischen Markt verwehrt wird. Die Microblogging-Plattform geriet allerdings wegen Zensurvorwürfen international immer wieder in die Kritik.

Nichtsdestotrotz erwartet The Verge nicht nur ein Wachstum bei den Nutzerzahlen, sondern ebenfalls bei den Werbeeinahmen. Der nächste logische Schritt bestehe in der Anzeige von englischsprachiger Werbung, womit das Unternehmen zusätzliche Gewinne einfahren könne .

Dabei könnten Film- und Musikstars bei der Verbreitung in der nichtchinesischen Welt helfen. Seit Dienstag existiert ein Weibo-Konto des US-Schauspielers Brad Pitt , auf dem zwischenzeitlich die Ankündigung eines China-Besuchs Pitts zu lesen gewesen sein soll. Auch Rapper Snoop Dogg  und Schauspielerin Emma Watson  sind bereits mit eigenen Profilen beim chinesischen Dienst vertreten. Der Twitter-Konkurrent ist übrigens nicht der einzige chinesische Webdienst, der den Weltmarkt stürmen will: Auch das soziale Netzwerk Weixin soll sich jetzt außerhalb Chinas etablieren und könnte so zur Konkurrenz für Facebook werden.

Dass die Weibo-Macher die Monetarisierung ihres Unternehmens energisch vorantreiben, wird zudem an ihren ersten Versuchen mit E-Commerce deutlich. Sina Weibo soll offensichtlich auch als Bezahlplattform etabliert werden. Kurz vor Weihnachten gab es den ersten Testlauf, und der wurde anscheinend erfolgreich abgeschlossen. Wie "The Next Web" berichtet , konnten innerhalb von fünf Minuten 50.000 Xiaomi Mi2 Smartphones abgesetzt werden.

meu
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