Aus Rache? Per Gesichtserkennung aussortiert – Konzerthalle sperrt Anwälte aus

Die Besitzer berühmter New Yorker Veranstaltungsstätten befinden sich im Rechtsstreit mit mehreren Kanzleien. Deren Anwälte dürfen die Konzerthallen nicht betreten. Das Hausverbot wird mit fragwürdigen Mitteln durchgesetzt.
The Rockettes vor der Radio City Music Hall (2008): Gegnerische Anwälte unerwünscht

The Rockettes vor der Radio City Music Hall (2008): Gegnerische Anwälte unerwünscht

Foto: MARION CURTIS/ AP

Automatische Gesichtserkennungssysteme werden üblicherweise zur Strafverfolgung  eingesetzt, oder zur Zugangskontrolle in Sicherheitsbereichen, normalerweise aber nicht aus Rache. MSG Entertainment ist da eine Ausnahme.

Das US-Unternehmen besitzt und betreibt unter anderem den Madison Square Garden und die Radio City Hall in New York, zwei weltberühmte Veranstaltungsstätten für Musik und Kultur. Seit Mitte 2021 besitzt es außerdem den Fernsehsender MSG Networks. Doch um die Übernahme gibt es noch juristischen Streit, an dem mehrere Anwaltskanzleien beteiligt sind.

Bereits im vergangenen Sommer machte MSG Entertainment der Gegenseite klar , dass die Rechtsanwältinnen und -anwälte der gegnerischen Kanzleien in seinen Hallen unerwünscht sind. Weil man verhindern wolle, dass MSG-Angestellte jenseits der vorgesehenen Kanäle in Kontakt mit den Kanzleien treten, »dürfen weder Sie, noch andere Anwälte Ihrer Firma unsere Hallen betreten«, zitierte Reuters im Juni aus einem Brief von MSG an eine der Kanzleien.

Mit welchen Mitteln das Hausverbot durchgesetzt wird und dass es sich keineswegs auf den Streit um MSG Networks beschränkt, wurde aber erst jetzt bekannt, als eine Anwältin mit ihrer Tochter und deren Pfadfinderinnengruppe die Showtanzgruppe The Rockettes in der Radio City Music Hall sehen wollte.

Kelly Conlon arbeitet für Davis, Saperstein and Solomon. In New Jersey, nicht in New York. Die Kanzlei vertritt Klienten, die gerichtlich gegen ein Restaurant vorgehen, das ebenfalls zu MSG gehört. Conlon jedoch hat nach eigener Aussage weder mit diesem, noch mit irgendeinem anderen Fall zu tun, in dem es um MSG geht.

Dennoch wurde sie bereits im Eingangsbereich der Radio City Music Hall vom Sicherheitspersonal abgefangen und der Eintritt wurde ihr verwehrt, während ihre Tochter und der Rest der Pfadfinderinnen die Show sehen durften. Während sie durch den Metalldetektor ging, sagte sie NBC New York, »hörte ich sie über den Lautsprecher etwas über eine Frau mit langen dunklen Haaren und einem grauen Schal sagen«. Dann sei sie nach ihrem Namen und einem Ausweis gefragt worden. »Ich glaube, sie sagten, ›unsere Erkennung hat Sie aufgegriffen‹«.

Jurist spricht von »Kollektivstrafe«

MSG teilte dem Sender auf Anfrage mit, Sicherheit habe höchste Priorität und Gesichtserkennung sei nur eine von mehreren Technologien, die dazu eingesetzt würden.

Sam Davis, einer der Partner von Conlons Kanzlei, sprach von einer »Kollektivstrafe gegen Gegner, die es wagen, MSG in seinem Multimilliardennetzwerk zu verklagen«. Das Vorgehen gegen die vollkommen unbeteiligte Kelly Conlon sei »absurd« und die Tatsache, dass eine Gesichtserkennungssoftware eingesetzt wurde, sei »beängstigend«.

Nach Angaben der »New York Times«  hat MSG die Technologie bereits 2018 eingeführt, still und heimlich.

pbe
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