KI-Comedy Künstliche Seinfeld-Kopie wegen Anti-Transsexuellen-Witz gesperrt

Eine Szene in einem Comedy-Klub sorgte für eine Unterbrechung des Projekts
Foto: Screenshot Twitch / WatchmeforeverEs ist eine Entwicklung, die man schon oft gesehen hat: Werden künstliche Intelligenzen mit Material aus dem Internet gefüttert, dauert es nicht lange, bis sie auch rassistische oder anderweitig unakzeptable Äußerungen von sich geben. Dieses Schicksal hat nun auch ein Projekt ereilt, das im Internet viel Aufmerksamkeit bekommen hatte: »Nothing, Forever« ist eine von Algorithmen gesteuerte Witzmaschine, die die Erfolgs- und Kultserie der 1990er Jahre »Seinfeld« imitiert und in den vergangenen Wochen eine kleine Fangemeinde angezogen hat.
Doch wer auf der Streamingplattform Twitch den Kanal »Watchmeforever« ansteuert, bekommt derzeit nur eine Fehlermeldung angezeigt, dass der Kanal wegen eines »Verstoßes gegen die Community-Richtlinien« nicht verfügbar sei.
Wie das US-Magazin »Vice« berichtet , ist eine Szene in einem Comedy-Klub der Grund für die Sperre. Dort fängt die fiktive Hauptfigur Larry Feinberg bei einem Auftritt an zu sinnieren, dass Transsexuelle den Zusammenhalt der Gesellschaft gefährdeten. Außerdem behauptet die Figur, dass Linke schwul seien und der Gesellschaft ihren Willen aufdrängen wollten.
Zwei Wochen Bedenkpause
Nicht einmal im gänzlich fiktiven und automatisierten Serienuniversum kam das gut an: »Niemand lacht und deswegen werde ich nun aufhören« sagte der virtuelle Komiker, bevor die automatisch gesteuerte Serie zu einer anderen Szene umschaltete.
Doch offenbar hatten inzwischen schon Zuschauer und Zuschauerinnen an dem Auftritt Anstoß genommen und den Kanal an die Streamingplattform Twitch gemeldet. Die schaltete den Kanal daraufhin routinemäßig für zwei Wochen offline. Die Serienmacher wollen versuchen, die Sperre per Einspruch vorher zu beenden, wollen aber auf alle Fälle weitermachen, sobald der Kanal wieder freigeschaltet wird.
Eigentlich hatte die Firma OpenAI ihrem Sprachmodell GPT-3-, das das Projekt verwendet, derartige Entgleisungen recht erfolgreich abtrainiert. Dennoch gibt es inzwischen eine Community von Leuten , die die künstliche Intelligenz mit allen möglichen Tricks wieder dazu bringen wollen, beleidigende oder gar gefährliche Inhalte von sich zu geben.
Im Fall der Seinfeld-Parodie war dies jedoch nicht nötig. Sie fiel stattdessen der Beliebtheit von ChatGPT zum Opfer. Da mittlerweile Millionen Nutzer immer wieder mit dem Chatbot experimentieren und damit gewaltige Mengen Rechenzeit verbrauchen, war der Zugriff auf die KI von GPT-3, die auf denselben Servern läuft, in den letzten Tagen sehr unzuverlässig. Da die Endlos-Serie aber auf einen ständigen Nachschub an Witzen angewiesen ist, wechselten die Macher kurzerhand zu einem anderen Sprachmodell, das weniger ausgereift war. Immerhin: Die Serienmacher vom Kollektiv Mismatch Media glauben mittlerweile eine technische Lösung gefunden zu haben, die solche Entgleisungen künftig verhindern soll.