Onlinemobbing in Frankreich "Ligue du LOL" - Facebook-Klub für Frauenhass

Cybermobbing (Symbolbild)
Foto: Julian Stratenschulte/ dpaEin digitaler Boys Club für Häme und Hass, zu dem Journalisten, Werber, Grafikdesigner und Informatiker zählten: In Frankreich ist die Existenz einer Facebook-Gruppe bekannt geworden, deren Mitglieder sich zu digitalen Attacken verabredet haben, vor allem gegen Frauen.
Am Freitag hatte die französische Zeitung "Libération" über die sogenannte Ligue du LOL ("LOL-Liga") berichtet. Mehrere Opfer des Mobbings hatten von ihren Erfahrungen erzählt. Seitdem machen weitere Betroffene ihre Erfahrungen in sozialen Netzwerken öffentlich - und zum ersten Mal seit der Gründung der Gruppe vor fast zehn Jahren sind es nun die Mitglieder der "LOL-Liga", die im Netz attackiert werden.
Der Journalist Vincent Glad, der bis zum Bekanntwerden des Skandals auch für die Zeitung "Libération" gearbeitet hat, hatte die Facebook-Gruppe 2009 eröffnet. "Es war nicht das Ziel der Gruppe, Frauen zu belästigen, sondern einfach Spaß zu haben", schreibt er in einer öffentlichen Stellungnahme auf Twitter . "Aber schnell ist unsere Art, Spaß zu haben, sehr problematisch geworden." Die sozialen Netzwerke seien für die Trolle eine Art "Spielplatz" gewesen. Das Ausmaß und die Folgen des Cybermobbings seien ihm erst jetzt bewusst geworden, rechtfertigt er sich.
"Ich fühlte mich, als würde ich vor einem Scharfschützen davonlaufen, glücklich, den virtuellen Kugeln einer verrückten Armee zu entkommen", beschreibt eine Feministin, wie sie die Troll-Attacken auf Twitter erlebt hat. "Mit jedem Tweet, mit jedem geteilten Foto fürchtete ich, zu Boden gebracht zu werden." Ihr sei bewusst gewesen, dass sie für jede Meinungsäußerung bezahlen müsse.
Drohungen und Porno-GIFs
Feministische Autorinnen, Journalistinnen und YouTuberinnen berichten davon, wie sie sexistische Beleidigungen erhielten, aber auch Fotomontagen oder pornografische GIFs, auf die Bilder ihrer Köpfe montiert worden seien.
Die Journalistin Lucile Bellan beschreibt in einem Bericht für "Slate", wie sie und ihr Partner aufgrund ihrer feministischen Positionen immer wieder angegriffen wurden und welche Folgen die Onlineattacken für die Betroffenen haben. "Diese Menschen sind misstrauisch, sie haben soziale Netzwerke verlassen, haben sich entschieden, nie für bestimmte Medien zu arbeiten", so Bellan.
Auch die Beauty-Bloggerin Capucine Piot hatte sich entschlossen, Twitter zu verlassen, weil sie die Hassnachrichten nicht mehr ertrug. Sie sei irgendwann überzeugt gewesen, sie sei wertlos. "Ich kam an einen Punkt, an dem ich mich selbst hasste, ich hatte dunkle Ideen", so die Beauty-Bloggerin.
Auf Twitter zirkuliert eine "nicht vollständige" Liste, auf der 35 Männer aufgeführt sind, die der "LOL-Liga" angehört haben sollen, sowie ihre Twitter-Nutzernamen und zum Teil auch ihre Arbeitgeber. "Die Gruppe brachte einige der größten Twitter-Talente dieser Zeit zusammen", zitiert die Zeitung "Libération" den französischen Podcaster Henry Michel, der früher selbst zur "LOL-Liga" gehörte.