MacBook-Präsentation Apple bringt iPad-Feeling auf den Computer
Apple-Chef Tim Cook hat offensichtlich noch einiges zu tun. Von seinem erklärten Ziel, die Geheimhaltung im Konzern zu verbessern, ist er noch weit entfernt. Vieles von dem, was er und seine Co-Manager am Montag in San Francisco an Neuheiten präsentiert hatten, war vorher bereits in die Gerüchteküchen des Internets durchgesickert. So war längst klar, dass es neue MacBooks mit Retina-Display und einem Apple-eigenen Kartendienst geben wird. Ebenso konnte man sich schon vorher ausrechnen, dass weder ein neues iPhone noch ein Apple-Fernseher gezeigt würden.
Aller Erwartbarkeit zum Trotz konnte Apple sein Publikum doch begeistern. Als Marketingchef Phil Schiller in einem Konferenzzentrum in San Francisco das neue MacBook Pro mit Retina-Display enthüllte, brandete spontaner Applaus auf. Und der ist gerechtfertigt, denn mit diesem Modell schafft es Apple erneut, sich von der Windows-Konkurrenz abzusetzen. Die versucht seit Monaten, Apples Erfolgsmodellen der MacBook-Air-Baureihe sogenannte Ultrabooks entgegenzusetzen - kräftig unterstützt von Chip-Hersteller Intel.
Dem Wettkampf der PC-Hersteller um immer dünnere Mobilrechner setzt Apple mit dem neuen MacBook Pro nun etwas entgegen, das dem Konzern auf absehbare Zeit wieder einen Alleinstellungsstatus bescheren wird. Das 15,4 Zoll große Retina-Display des neuen Rechners stellt 2880 x 1800 Pixel dar, mehr als teure, 30-Zoll-Bildschirme und weit mehr als Full-HD-Fernseher. Was eine derart hohe Auflösung bewirken kann, hat der Konzern schon mit dem iPad 3 gezeigt: Wer es einmal gesehen hat, will nichts anderes mehr haben.
200 Euro Retina-Aufpreis
Aber nicht nur das Display hebt das neue MacBook Pro aus der Masse der Mobilrechner heraus. Es ist die für Apple typische und hier besonders konzentrierte Kombination aus Highend-Technik und Highend-Design. Mit 1,8 Zentimeter ist es fast so dünn aber mit 2,02 Kilogramm erheblich schwerer als ein MacBook Air. Dafür steckt auch alles drin, was gut und teuer ist: schnelle Quadcore-Prozessoren, SSD-Festplatten, USB 3.0 und gleich zwei Thunderbolt-Anschlüsse.

MacBook Pro: Neues Apple-Display ist viermal schärfer
Die braucht man auch, denn für einen Netzwerkanschluss war in dem schlanken Gehäuse kein Platz mehr. Über einen optionalen Thunderbolt-auf-Gigabit-Ethernet-Adapter lässt er sich bei Bedarf nachrüsten. Schade, dass Apple diesen Adapter nicht gleich mitliefert, sondern nur als 29-Euro-Zubehör anbietet.
Ohnehin sind Apples Preise für Zusatzoptionen unverändert hoch. Eine 512 GB große SSD etwa steht mit bis zu 1000 Euro in der Aufpreisliste. Eine gleich große und schnelle SSD von Samsung bekommt man im Fachhandel für wenig mehr als die Hälfte. Selber aufrüsten lohnt sich also. Ob das beim neuen MacBook Pro möglich ist, ist derzeit noch unklar.
Der Grundpreis für ein Retina-MacBook hingegen ist gar nicht so hoch, wie es scheint. Fraglos sind 2279 Euro für das kleine Modell eine hohe Hürde. Rechnet man nach, ist der Aufpreis für das Retina-Display aber vergleichsweise gering. So kostet die günstige Variante des neuen MacBook Pro nur 200 Euro mehr, als ein identisch ausgerüstetes 15-Zoll-MacBook Pro mit einem herkömmlichen hochauflösenden Bildschirm.
Ein Leuchtturmprodukt
Trotzdem wird das Retina-MacBook vorerst ein Nischenprodukt sein. Eines das viele begehren, sich aber nur wenige leisten können. Ein Leuchtturmprodukt, das Apples Fähigkeiten unter Beweis stellt, so wie es das iPad 3 tut. Allerdings ist Apples Tablet-Rechner für viele noch bezahlbar, während die Anschaffung eines Notebooks der 2500-Euro-und-mehr-Klasse in erster Linie professionellen Anwendern vorbehalten bleibt.
Pragmatisch betrachtet sind die Updates, die Apple der MacBook-Air-Serie eingebaut hat, für das Gros der Apple-Kunden viel wichtiger. Ausgerüstet mit neuen Intel-Prozessoren, besseren Grafikchips und vor allem USB 3.0 sind sie technisch wieder auf Augenhöhe mit den jüngsten Windows-Ultrabooks und werden weiterhin fette Gewinne in Apples Kasse spülen.