Medienbericht YouTube soll TV-Sender werden

Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge soll YouTube mit 100 Millionen Dollar Kapital zum Anbieter professionell produzierter TV-Programme gemacht werden. Google zielt schon seit einiger Zeit auf den Fernseher im Wohnzimmer, bislang jedoch mit mäßigem Erfolg.
YouTube: Neue Kanäle für Sport und Kunst?

YouTube: Neue Kanäle für Sport und Kunst?

San Francisco - Google macht einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Inhalteanbieter. Das "Wall Street Journal" berichtet, die Google-Tochter YouTube solle mit einer Reihe von Kanälen ausgestattet werden, die fünf bis zehn Stunden pro Woche professionell produzierte Unterhaltung bieten sollen. YouTube verhandele gerade mit Hollywood-Agenten, um die nötigen Inhalte zu beschaffen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf eingeweihte Personen. Ein YouTube-Sprecher wollte den Bericht dem "WSJ" gegenüber nicht kommentieren und verwies lediglich auf das "unglaubliche Wachstum" der Videoplattform im Jahr 2010.

Bereits seit einiger Zeit häufen sich die Indizien, dass YouTube zu einer Medienplattform ausgebaut werden soll, die auch die Ansprüche eines Publikums auf dem Sofa vor dem Fernseher bedient. Kleine Videoclips, oft von Amateuren gedreht, hatten die Plattform groß gemacht - kombiniert mit Musikvideos und anderen Inhalten von zuweilen zweifelhaftem urheberrechtlichem Status. Letzteres sorgte für einige langwierige Prozesse. Google hatte die Plattform im Jahr 2006 für 1,6 Milliarden Dollar gekauft.

Nun aber soll YouTube dem Bericht zufolge mit TV-Sendern konkurrieren. Der neue Vorstoß dürfte Teil der Strategie sein, mit den Google TV genannten Settop-Boxen Internet-Inhalte auf den Fernseher im Wohnzimmer zu bringen. Googles Plan besteht ganz offensichtlich darin, nach und nach alle drei Bildschirme im Leben eines Medienkonsumenten zu erobern: Nach dem Computermonitor und dem Handy-Touchscreen (mit dem immens erfolgreichen Betriebssystem Android), soll nun auch das Fernsehgerät eine Google-Domäne werden - und dem Suchmaschinengiganten weitere Möglichkeiten eröffnen, auch dort Werbung zu vermarkten.

Nach Angaben des "Wall Street Journal" (WSJ) sind zunächst 20 Kanäle geplant, etwa zu den Themen Sport und Kultur. Die Inhalte will sich YouTube demnach bis zu 100 Millionen Dollar kosten lassen. Das könnte sich rechnen, wenn die Zuschauer länger bei YouTube verweilten und entsprechend auch mehr Werbung konsumierten. Die derzeitige Verweildauer des Durchschnitts-Nutzers der Plattform gibt das "WSJ" mit 15 Minuten an.

Zwischenzeitlich hatte YouTube auch erste Schritte unternommen, innerhalb YouTubes eine Online-Videothek aufzubauen. Erste Tests liefen schon, einzelne Filme konnten dort kostenpflichtig und in hoher Bild- und Tonqualität angesehen werden. Diese Gehversuche stießen jedoch auf ein eher bescheidenes Echo.

Auf diesem Feld tummeln sich in den USA bereits eine ganze Reihe von Rivalen, und zwar sehr erfolgreich. Platzhirsch in den USA ist die Online-Videothek Netflix. Auch Apple und Amazon bieten mittlerweile Kinofilme oder Fernsehsendungen übers Internet - gegen Geld, versteht sich.

is/dpa

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