»Schwierigeres Umfeld« Microsoft stellt bisherige LinkedIn-Version in China ein

Die spezielle Version des Karriereportals LinkedIn wird in China ersetzt. Die künftige App wird nichts mehr mit einem sozialen Netzwerk gemein haben. Microsoft macht kaum verhohlen die Zensur dafür verantwortlich.
LinkedIn-Logo: Profile von Dutzenden Mitgliedern waren bereits im Sommer gesperrt worden

LinkedIn-Logo: Profile von Dutzenden Mitgliedern waren bereits im Sommer gesperrt worden

Foto: Eric Risberg / AP

Die spezielle LinkedIn-Version für den chinesischen Markt wird ausgetauscht – damit verschwindet auch das letzte westliche soziale Netzwerk im Land. Der Mutterkonzern Microsoft kündigte den Schritt am Donnerstag in einem Blogpost  an, »im Laufe des Jahres« soll der Ableger des Geschäftskontakte-Netzwerks ersetzt werden durch »InJobs«.

Die neue Plattform werde »keinen Social Feed enthalten und keine Möglichkeit, Beiträge oder Artikel zu teilen«.

LinkedIn gibt es in China seit Februar 2014, also schon vor der Übernahme durch Microsoft. Der chinesischen Internetzensur unterworfen war das Netzwerk in dem Land schon immer, auch wenn man die Meinungs- und Redefreiheit stets unterstütze, wie es von LinkedIn heißt. Nun aber kommt Microsoft zu dem Schluss, dass es zwar gelungen sei, den Mitgliedern neue Jobs zu verschaffen, nicht aber die sozialen Aspekte des Netzwerks zu stärken: »Teilen und informiert bleiben«. Außerdem sehe man sich »einem erheblich schwierigeren operativen Umfeld und größeren Compliance-Vorschriften gegenüber«.

Laut »Protocol«  ist diese Begründung in der chinesischsprachigen Version der Ankündigung nicht enthalten.

Dem »Wall Street Journal« zufolge  hatte die chinesische Regierung Microsoft im März ein 30-tägiges Ultimatum gestellt, die Inhalte auf LinkedIn schärfer zu kontrollieren. Profile von Dutzenden Mitgliedern aus den USA, Europa, Israel und Japan waren der Zeitung zufolge im Sommer in Chinas LinkedIn-Version gesperrt worden. Die Betroffenen wurden über die genauen Gründe nicht informiert.

Facebook und Twitter operieren gar nicht in China, Google wich 2010 nach Hongkong aus. Microsoft betreibt in China noch eine zensierte Version seiner Suchmaschine Bing und bietet eine spezielle Version von Windows 10 an. Auch die zu Microsoft gehörende Codesharing-Plattform GitHub ist in China noch erreichbar. Doch die Regierung und große Unternehmen setzen auf eine eigene Plattform für Open-Source-Code namens Gitee  und versuchen, GitHub damit zu verdrängen.

Hinweis: Zunächst lautete die Überschrift dieses Artikels »Microsoft stellt LinkedIn in China ein«. LinkedIn betont aber, das Unternehmen werde »in China in Form seiner neuen Jobbörse weiterhin präsent« sein. Wir haben die Überschrift daher angepasst.

pbe
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