"Mission erfüllt" Hatewatch geht offline

Fünf Jahre lang versuchte David Goldman, mit seiner Website Hatewatch den Wahnsinn rassistischer Webangebote ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Das sei ihm gelungen, meint er, Hatewatch werde nicht mehr gebraucht.

Für fünf Jahre wurde Hatewatch zur Anlaufstelle für alle, denen am Stammtisch die Argumente gegen die oft populistischen, schwer zu widerlegenden Behauptungen von Rechtsradikalen und Rassisten ausgingen. Die Website nahm ihre Argumente und Behauptungen auf - und stellte ihnen Gegenargumente, Zeugenaussagen und Beweise entgegen. Goldman glaubt, er habe seine Mission erfüllt. Er wird Hatewatch nicht weiter betreiben.

Es gibt Leute, die das bedauern. Darunter natürlich die Vertreter von Opferorganisationen und Gruppen, die sich um Toleranz bemühen. So äußerte sich Rabbi Abraham Cooper vom Simon Wiesenthal Center gegenüber Wired.com, er glaube nicht, dass die Schlacht schon geschlagen sei. Nach wie vor spiele das Web eine wichtige Rolle bei den Versuchen von Extremisten, "mehr Macht zu erlangen".

Bitter für Goldman: Auch Vertreter des ultrarechten Lagers können sich über das Ende von Hatewatch nicht so recht freuen. Denn die mediale Auseinandersetzung mit solchen Themen ist immer ein zweischneidiges Schwert: Was der eine als Warnung meint, versteht der andere als Werbung. Stormfront-Betreiber Don Black meint gar, er und seine Ku-Klux-Klan-Gesinnungsgenossen hätten mit Hatewatch oder Goldman "nie ein Problem gehabt".

Black: "Das Web ist ein Zugewinn für weiße Aktivisten. Wir haben darüber viele Menschen erreicht, die unsere Botschaft sonst nie gehört hätten. Goldman wollte uns durch Zitate und Gegenzitate diskreditieren, aber ich bin froh über jede Form von Öffentlichkeit, die ich bekommen kann."

Goldman, der Hatewatch ehrenamtlich führte, wird die archivierten Inhalte einer Bürgerrechts-Website übergeben, die Domain selbst aber halten, für den Fall, dass er sie in einiger Zeit doch weiterführen wolle. Er wendet sich neuen Aufgaben zu: Derzeit arbeitet er am Aufbau einer Website, die in Anlehnung an den deutschen Anti-Homosexualitäts-Paragrafen unter dem Kürzel "175" laufen soll. Bürgerrechte bleiben also sein Thema. Goldman: "Ich hoffe, dass 175 sich nicht wieder zu einer so großen Organisation auswächst, wie es Hatewatch geworden ist".

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten