Ubuntu-Website: "So nah, dass du es fast schon berühren kannst"
Bescherung im neuen Jahr: Auf der Website der freien Linux-Distribution Ubuntu läuft seit Weihnachten ein Countdown; für den Abend des 2. Januar (MEZ) wird eine interessante Neuigkeit versprochen, die "berührend" sein soll. Das wird allgemein so gedeutet, dass die Steuerung des Betriebssystems recht bald auch durch Touchscreens erfolgen könnte. Das jedenfalls legen die Aussagen nahe, die der Begründer des Ubuntu-Projekts Mark Shuttleworth Mitte Dezember 2012 in einer von Slashdot dokumentierten Fragestunde machte.
Canonical, das Unternehmen hinter der Ubuntu-Entwicklung, ziele auf Tablets und Smartphones, so der Firmenchef. Nun, da viele PC serienmäßig mit vorinstalliertem Ubuntu ausgeliefert würden, gehe es darum, das Betriebssystem als Mobil-Erfahrung zu etablieren. Davon könne auch der inzwischen schrumpfende PC-Markt profitieren. Auf die Frage, wie die offensichtlich auf mobile Geräte und berührungsempfindliche Bildschirme konzipierte Unity-Benutzeroberfläche erfolgreich auch Desktop-Benutzern angeboten werden könne, antwortete Shuttleworth: "Unity steht für Geräte bereit, die nur durch Berührung bedient werden, aber die Desktop-Variante von Unity ist für den Desktop optimiert."
In der Praxis wird an einer Verbindung zu Googles Android gearbeitet. Die entsprechenden Anpassungen der jeweiligen Gerätehersteller vorausgesetzt, könnten Tablets und Smartphones sich gleichsam in Desktop-Rechner verwandeln. Dazu müssten sie nur mit einem Bildschirm, einer Maus und Tastatur verbunden werden. Beide Systeme, Android und Ubuntu, würden dann parallel laufen. Die Ankündigung für dieses Projekt erfolgte bereits vor längerer Zeit, schon im Februar 2012 berichtete The Verge über eine kommende Ubuntu-Plattform für Android.
Das mobile Gerät solle sich unterwegs wie ein ganz normales Android-Smartphone oder -Tablet bedienen lassen. Einmal an ein Dock angeschlossen, würde dann das integrierte Ubuntu inklusive der Unity-Benutzeroberfläche erwachen. Sobald das Gerät wieder aus dem Dock genommen werde, kehre es wieder zu Android zurück. Die Integration der Systeme sollte dabei auch die jeweils installierten Programme oder Apps umfassen. Thunderbird könnte so die Nachrichten anzeigen, die bei der E-Mail-App von Android aufgelaufen sind, der Android-Launcher und die enthaltenen Apps wären dann problemlos erreichbar.
Offensichtlich ist das Projekt, das sich Anfang 2012 noch in der Prototyp-Phase befand, inzwischen so weit ausgereift, dass sich die Macher zur Veröffentlichung entschlossen haben.
Um 19 Uhr geht bei Ubuntu der Vorhang hoch. Welches Gerät die Entwickler bei der Präsentation verwenden werden, ist noch ein Geheimnis. Die Spekulationen reichen von einem Google Nexus 7 bis zu Ubuntu-eigener Hardware.
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Automatisches Angebot: Nutzer früherer Ubuntu-Versionen bekommen bei der routinemäßigen Aktualisierung das Update auf Version 12.04 angeboten. Laptop-Besitzer sind gut beraten, vorher zu prüfen, ob ihr Laptop bereits für 12.04 zertifiziert ist.
Neuere Desktop-Rechner verkraften das Update leichter, auch wenn Ubuntu nun etwas höhere Systemanforderungen stellt. Nur mit 3-D-fähige Grafikkarten bekommt man alle Funktionen in aller Pracht zu Gesicht. Optisch unterscheidet sich die abgespeckte 2-D-Version allerdings kaum noch. Das Update ist nicht unaufwendig: Bis zu "mehrere Stunden" könne es dauern, meldet das System. In unserem Test brauchte das Update insgesamt rund 75 Minuten.
Vor der Installation prüft Ubuntu die installierten Programme und gibt Rückmeldung darüber, ob nachher eventuell etwas nicht mehr funktioniert. Dass hier Pakete "nicht mehr von Canonical unterstützt" werden, muss einen aber nicht abschrecken: Es heißt nur, dass folgende Updates nicht mehr automatisch über das Softwarecenter kommen, sondern händisch gefordert werden müssen.
Wie von Ubuntu inzwischen gewohnt, funktioniert alles automatisch, wenn der Prozess einmal eingeleitet ist. Mit einer 6-Mbit-Leitung brauchten wir allein für den Download rund 36 Minuten. Man kann diese Zeit anderweitig nutzen, sollte...
...danach aber für den finalen Klick bereit stehen: Ubuntu fragt noch einmal nach, bevor das Umschreiben des Systems beginnt. In unserem Test beschäftigte sich der Rechner in den folgenden 38 Minuten mit sich selbst, ohne dass man irgendwo hätte eingreifen können oder sollen. Danach...
... ist der Nutzer wieder gefragt: Für einen letzten Klick. Nach dem daraufhin erfolgenden Neustart ...
... sieht Ubuntu deutlich anders aus. Der vom Nutzer festgelegte Bildschirmhintergrund ist verschwunden, und wenn es eines der vorinstallierten Ubuntu-Desktopbilder früherer Versionen war, auch nicht restaurierbar. Wir ändern den Background wie gewohnt mit einem mit einem Maus-Rechtsklick ...
... und fühlen uns gleich heimischer. Alles scheint zunächst wie gewohnt: Links erscheint die Navigationsleiste mit unseren Grundprogrammen, wenn man mit der Maus über den linken Rand fährt. Klickt man nun beispielsweise auf den "Dash" links oben ...
... wird eine erste Veränderung augenfällig: Nur noch das aktive Element bleibt farbig, der Rest tritt transparanet in den Hintergrund. Im Dash-Menü erwartet uns die größte Neuerung: Ubuntu serviert uns nun nicht mehr das Programmmenü, sondern zuerst die "zuletzt verwendeten" Anwendungen, Dateien sowie Downloads. Die Entwickler glauben, das entspräche eher den Nutzungsgewohnheiten. Erst wenn ...
... man in der Menüzeile des Dash-Fensters das Programme- und Anwendungen-Symbol anklickt (das zweite Symbol von links unten), erscheint die gewohnte Programmübersicht, nach dem Kriterium "zuletzt verwendet zuerst" sortiert. Ein wunderschönes Feature für Gewohnheitstiere, alle anderen ärgert es wohl eher,...
... dass sie nun noch einmal auf "Suchergebnisse filtern" klicken müssen, bis sie endlich zur Programmübersicht kommen. Das ist zwar alles elegant und schön anzusehen, letztlich aber weit weg von intuitiv, was eigentlich beabsichtigt war. Am Ende ist es aber Gewohnheitssache, zumal die Hauptprogramme so oder so in der Navigationsleiste sichtbar sind und alles wie immer über die Dash-Suchzeile ja auch per Namensaufruf auffindbar bleibt - die beste Navigationsmöglichkeit.
Rhythmbox ersetzt Banshee: Der neue Mediaplayer hat Vorteile bei der Einbindung von Internetradios, von denen er zahlreiche in unterschiedlicher Sortierung mitbringt.
HUD: Per Alt-Taste ruft man nun jederzeit ein jeweils Kontextabhängiges Suchfeld auf, mit dem man die Menüs der aktiven Programme erschließen kann. Man sucht mit einem Stichwort und bekommt entsprechende Angebote. Funktioniert noch nicht mit allen Programmen und nicht mit allen gleich gut, hat aber Potential - und ist ja auch nur ein zusätzlicher Mehrwert für Kurzbefehl-Liebhaber und Leute, die nicht gern in Menüs herumstochern
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