Murdoch-Skandal Hacker knacken Website von "The Sun"

Screenshot von der Falschmeldung bei "The Sun": "Leiche des Medienmoguls entdeckt"
Foto: APLondon - Das britische Boulevardblatt "The Sun" ist dafür bekannt, in seinen Berichten und Recherchen nicht gerade zimperlich zu sein. Gerade erst hat der Schauspieler Jude Law die Zeitung verklagt - wegen des mutmaßlichen Abhörens seiner Handy-Mailbox. Nun ist "The Sun" selbst Opfer eines Hackerangriffs geworden.
Die Gruppe LulzSec hat in der Nacht von Montag auf Dienstag die Internetseite geknackt und eine Falschmeldung über den angeblichen Tod von Medienzar Rupert Murdoch verbreitet. "Leiche des Medienmoguls entdeckt", lautete die Überschrift. Der 80-Jährige sei tot in seinem Garten aufgefunden worden. Besucher des Online-Auftritts von "The Sun" wurden dann auf die Seite von LulzSec beim Kurznachrichtendienst Twitter weitergeleitet. Dort bekannte sich die Gruppe zu der Attacke.
Die "Sun" gehört wie das inzwischen eingestellte Skandalblatt "News of the World" zum britischen Murdoch-Ableger News International. Eine Sprecherin des Konzerns sagte, die britische Zeitungsgruppe habe Kenntnis von dem Online-Angriff. "The Sun" löschte den Eintrag kurz nach der Veröffentlichung am Montagabend - und nahm später die Server offenbar vom Netz. Noch am Dienstagmorgen waren Online-Angebote von Murdochs News Corp. nicht erreichbar.
Murdoch-Affäre weitet sich aus
Am Dienstag sollten Murdoch sowie sein Sohn James und die mittlerweile zurückgetretene Managerin Rebekah Brooks vor dem Parlament in London erscheinen, um den Mitgliedern des Medienausschusses des Unterhauses Fragen zu dem Abhörskandal zu beantworten.
Die Affäre wird immer dramatischer: Ein früherer Reporter von "News of the World", der brisante Details zu den Bespitzelungen öffentlichgemacht hatte, wurde am Montag tot aufgefunden. Die Leiche des Enthüllungsjournalisten Sean Hoare sei in seinem Haus in Watford nördlich von London entdeckt worden, teilte die Polizei mit. Die Umstände des Todes erschienen jedoch nicht verdächtig. Laut der Zeitung "The Guardian" hatte Hoare seit Jahren Alkohol- und Drogenprobleme.

In Interviews hatte Journalist Hoare im vergangenen Jahr behauptet, dass der frühere Chefredakteur von "News of the World" und spätere Pressechef von Premierminister David Cameron, Andy Coulson, über das Abhören von Handys informiert gewesen sei.
Murdoch hatte sich Anfang Juli zur Schließung des Blattes gezwungen gesehen, nachdem herausgekommen war, dass Journalisten nicht nur Prominente abgehört und Polizisten bestochen, sondern auch Handy-Mailboxen der Angehörigen von getöteten Soldaten sowie eines entführten Mädchens geknackt hatten.
Berüchtigte Hackergruppe mit zahlreichen Erfolgen
Die Hackergruppe LulzSec hatte Ende Juni eigentlich erklärt, keine weiteren Aktionen zu starten und sich der Web-Guerilla Anonymous anzuschließen. Zusammen hatten sie noch die "Operation Anti-Security" gestartet und Hacker dazu aufgerufen, Regierungs- und Behörden-Websites anzugreifen. Der Aktion fiel die Autobahnpolizei von Arizona zum Opfer, ebenso das US-Militär. Rund 90.000 E-Mail-Adressen und verschlüsselte Passwörter von Militärangehörigen konnten offenbar über das Netzwerk des Beratungsunternehmens Booz Allen Hamilton kopiert werden. Anonymous veröffentlichte die Daten Mitte Juli im Internet.
LulzSec hatte binnen 50 Tagen zahlreiche Websites angegriffen: Ziele waren unter anderem Sony, Nintendo, die Nachrichtenseite PBS und der Cyber-Sicherheitsverband InfraGard. Die Hacker haben den Internetauftritt des US-Geheimdienstes CIA blockiert, dann veröffentlichten sie Konfigurationsdateien und Dateiübersichten einzelner Verzeichnisse der Website des US-Senats.
Zuletzt hatte das FBI in einer Razzia in Zusammenhang mit LulzSec zahlreiche Rechnerschränke beschlagnahmt. Eine rivalisierende Gruppe will die Identität von wichtigen LulzSec-Mitgliedern aufgedeckt haben, ein mutmaßliches Mitglied wurde im Juni in Großbritannien verhaftet.