Wahl-O-Mat mit Musik So klingt der Wahlkampf

Musik-O-Mat-Seite von Deezer
Die CDU kriegt angeblich Helene Fischers "Atemlos" nicht mehr aus dem Ohr, die FDP tanzt am liebsten zu Technobeats und bei den Linken herrscht der Punk - der Musik-Streaming-Dienst Deezer hat untersucht, welche Musik bei den großen deutschen Parteien angesagt ist. Die Ergebnisse hat das Unternehmen als Playlists und in Form eines "Musik-O-Mat" ins Netz gestellt.
Das Prinzip kennt man vom Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für Politische Bildung: Beim Musik-O-Mat beantworten die Nutzer neun Fragen rund um ihre Musikvorlieben und persönlichen Einstellungen. Das Programm gleicht die Antworten mit den Positionen der Parteien ab und spuckt am Ende eine Grafik aus, die zeigt, wo die Übereinstimmung am größten ist.
Damit das funktioniert, hatte Deezer zuvor die Parteizentralen von CDU, SPD, FDP, Grünen und Linken gebeten, eine Playlist mit 17 Musiktiteln zu erstellen. Gefragt wurde unter anderem nach dem Lieblingssong der Parteivorsitzenden, nach der Musikauswahl für die Wahlparty und nach den inoffiziellen Parteihymnen.
Die AfD fehlt beim Musik-O-Mat
Die AfD hat Deezer in seiner Umfrage übergangen. Das Unternehmen begründet das auf Nachfrage damit, dass die AfD nicht als etablierte Partei gelte. Außerdem verweist Deezer auf seine Kampagne "Musik ist bunt" - was wohl als ein Seitenhieb gegen die rechtspopulistische Gesinnung der Partei gemeint ist.
Die befragten Parteien nutzen die Gelegenheit offenbar gern für ihren Wahlkampf. So prahlt die CDU damit, dass ihre Politik am besten mit dem bekanntesten Lied der Gruppe Geier Sturzflug beschrieben werden könne, in dem es heißt: "Wir steigern das Bruttosozialprodukt". Die SPD hingegen zitiert die Sportfreunde Stiller und sieht sich selbst "auf der guten Seite" und hat die Schnauze voll von "Angie" - gemeint ist der gleichnamige Titel der Rolling Stones.

Ergebnis einer Musik-O-Mat-Abstimmung
Die Grünen finden, das Motto "Harder better faster stronger" des Elektro-Duos Daft Punk passe gut zu ihrem Wahlprogramm. Die FDP will wie Peter Fox "Alles Neu" machen. Und die Linke erklärt den Utopisten-Song "Hurra die Welt geht unter" von K.I.Z. zu ihrem Wahlprogramm.
Merkel hört deutsche Musik, Schulz die Beatles
Genremäßig geht es querbeet, wobei die CDU als einzige Partei zwei Klassiktitel im Programm hat, darunter eine Aufnahme der deutschen Nationalhymne, gespielt von Berliner Philharmonikern. Ansonsten verstehen sich die Konservativen aber bestens mit dem Mainstream und fahren voll auf den unter Sexismusverdacht stehenden Sommerhit "Despacito" ab, genau wie die FDP.
Die Grünen schwoofen dagegen vor allem zu Alternative-Hits. Die Linke fühlt sich von "Red Flag" von Billy Talent angespornt. Die FDP wiederum singt am liebsten von der Freiheit. So weit, so klischeehaft.
Auch das Lieblingslied von Bundeskanzlerin Angela Merkel - "Wir lieben die Stürme" von Ronny - hat es in die Hitliste ihrer Partei geschafft, während Martin Schulz laut SPD am liebsten "Penny Lane" von den Beatles hört.
In den kommenden Wochen will Deezer darüber hinaus auch "What's your flow"-Interviews mit verschiedenen Spitzenpolitikern veröffentlichen. Unter anderem werden darin CDU-Generalsekretär Peter Tauber, der stellvertretende Bundesvorsitzender der SPD Ralf Stegner und Linken-Vorsitzende Katja Kipping über ihre Musikvorlieben sprechen.
Vielleicht entdecken junge Wähler durch die Musik ein paar Gemeinsamkeiten mit den Parteien - auf dem Weg zur Wahlkabine wäre ein Abgleich mit dem Parteiprogramm dann aber doch zu empfehlen.