Musikvideo-Satire auf YouTube Verknallt in die Brillen-Bibliothekarin

Head Over Heels - Literal Video Version
Der Sänger fliegt mit in einem magischen Sessel durch die Bibliothek, ein Affe entleiht Bücher, ein Student schmökert mit einer Gasmaske überm Kopf und alle tragen Vokuhilas - das Musikvideo zu "Head Over Heels" ist merkwürdig genug - es wurde ja auch 1985 gedreht. Der kalifornische TV-Produzent Dustin McLean hat einen großartigen Dreh gefunden, derart altbackene Werbefilmchen zu extrem lustigen Mini-Filmchen umzubauen: Er singt mit seiner Frau Priscilla zur ursprünglichen Melodie der Achtziger-Jahre-Schnulzen einen neuen, abstrusen Text.
Meistens kommentieren die beiden einfach das Musikvideo - ihr neuer Text zum Tears-for-Fears Klassiker "Head over Heals" klingt so wie das Video aussieht:
"Der Affe liest / ich helfe dir mit den Büchern / Du trägst eine sehr große Brille / Ich gehe hier nicht weg / Nein, ich gehe nicht weg / Na gut, jetzt laufe ich doch weiter"
Der 29-jährige McLean hat mit diesen Clips ein neues Genre begründet: Als er Anfang Oktober vor gut einem Jahr seine erste Musikvideo-Satire bei YouTube einstellte und "Literal Video" taufte, sahen in einer Woche gut 800.000 Menschen den Clip. McLean produzierte weiter, fünf Clips bislang, und viele Karaoke-Fans eifern ihm nach.
Abgefahrene Regenbögen, lesende Affen und der Axl-Rose-Tanz: SPIEGEL ONLINE zeigt die besten Musikvideo-Satiren.
Die blonde Bibliothekarin und der Affe (Tears for Fears: "Head over Heels")
Junger Mann mit Rudi-Völler-Matte verliebt sich in blonde Bibliothekarin mit Riesenbrillen - das ist der Plot des 1985 gedrehten Videos. Trotz Matte und einiger selten dämlicher Auftritte heiratet der Vokuhila-Träger die Frau letzten Endes. Vielleicht fällt so eine Frisur auch gar nicht auf, wenn man jeden Tag sieht, wie Menschen in Gasmasken Bücher lesen. Beste Zeile aus dem Video: "Wenn ich den Zettelkatalog aufmache, fliegen alle Karten raus / Das haben sie bei Ghostbusters nachgemacht."
Schläge mit Rohrzange (a-ha: "Take On Me")
Mit diesem Videoclip begann vor gut einem Jahr das ganze Literal-Video-Phänomen: Das extrem aufwendig produzierte Musikvideo zum a-ha-Hit war 1986 MTV einige Video-Music-Awards wert. Nun ja, das ist 23 Jahre her.
Zwei Szenen! In einem Bild! (Red Hot Chilli Peppers: "Under The Bridge")
Da war 1991 jemand ganz begeistert von den tollen Effekten beim Videoschnitt: Überblendungen! Split-Screen! Lila Licht! Dustin McLean dichtet zu diesem Effektinferno lakonisch: "Manchmal singe ich unter pinkem Licht / Manchmal trage ich kein Hemd und lege meinen Kopf zur Seite / Da unter mir ist ein Foto von Gebäuden!" Yeah, yeah.
Bitte blondieren (Billy Idol: "White Wedding")
Gut, es ist unfair, sich über Videoclips zu amüsieren, die vor fast 30 Jahren schockieren sollten. Aber White Wedding kommt man anders nicht bei, der Fremdschäm-Druck ist so groß: Motorräder! Lederklamotten! Blondierte Haare (auch wenn man bei Billy Idol schon den Ansatz sieht)! Und eine Gothic-Braut, die durch eine frisch vom Möbelmarkt gelieferte Küche tanzt.
Axl Rose im Regenbogenraum (The Monkees: "Daydream Believer")
Daher hat Axl Rose also seinen Tanzstil: Die Monkees führen in diesem Clip aus den Sechzigern einige seltsame Tanzeinlagen auf, doch der Axl-Schlangen-Tanz in Schlaghosen und roten luftigen Zweireiher-Hemden ist die wohl verstörendste Szene in diesem sehr bunten Werk. Neu vertont hat es der Werbefilmer David A. Scott aus New York, neben Dustin McLean der wohl begnadetste Literal-Video-Schöpfer.
Tanzen in Windeln (Bonnie Tyler: "Total Eclipse of the Heart")
Weiße Tauben in Zeitlupe. Bonnie Tyler in Rocky-Pose. Tänzer, die Windeln tragen (ausschließlich Windeln). Mehr kann man nicht sagen zu diesem wohl (unfreiwillig) lustigsten Video der achtziger Jahre.
Viele Kerzen, keine Maniküre (Meat Loaf: "Anything For Love")
In seiner Meat-Loaf-Satire hat David A. Scott neben den offensichtlichen Spitzen ("Zertrümmere meine Wohnung / Damit alle sehen, dass ich schlecht drauf bin") einige subtile Gags versteckt: Den Transporter-Klange aus Star Trek zum Beispiel.