Napster Kurze, wilde Geschichte

Napster hat in den nicht ganz zwei Jahren seiner Existenz die Musikindustrie verändert. Der P2P-Dienst erlebte einen beispiellosen Aufstieg - der erst durch eine existenzbedrohende Prozesslawine gebremst wurde.

Mai 1999:

Shawn Fanning gründet die Firma Napster. Das Programm ist seine erste Arbeit als Programmierer und war ursprünglich nur für den Privatgebrauch bestimmt. Schon vor der Gründung der Firma hatte das Programm mehrere Campus-Server amerikanischer Universitäten lahm gelegt, da zu viele Studenten Musik über das Internet tauschen wollten.

November 1999: Erstmals äußert sich die Recording Industry Association of America (RIAA) zu Napster: Der Datenaustausch von Musiktiteln über das Internet sei illegal, so die Organisation.

Dezember 1999: Die RIAA, als Vertreter der Musikfirmen, reicht Klage gegen Napster wegen Urheberrechtsverletzungen ein.

4.5.2000: Die Heavy-Metal-Band Metallica sammelt Usernamen, um das Tauschen ihrer Songs zu unterbinden. Eine Liste mit den Namen wird Napster mit der Forderung übergeben, diese User von dem Service der Tauschbörse auszuschließen.

10.5.2000: 300.000 User dürfen entsprechend den Forderungen von Metallica Napster nicht mehr benutzen.

18. 5. 2000: Andere Musiker, wie der Rapper Dr. Dre, folgen dem Beispiel von Metallica.

4. 7. 2000: Napster äußert sich erstmals zum Vorwurf der Musikpiraterie und bekräftigt, dass der Musik-Download legal sei. Die Tauschbörse biete vor allem auch eine Plattform für die Musik unbekannter Gruppen.

27.7.2000: Ein Bezirksgericht beschließt eine einstweilige Verfügung gegen Napster. Am 29.7.2000 muss die Tauschbörse geschlossen werden. Ein Großteil der User versucht noch, möglichst viel Musik herunterzuladen und bringt das Napster-Netzwerk fast zum Zusammenbruch. Napster legt noch am selben Tag Einspruch gegen das Urteil beim zuständigen Berufungsgericht ein.

28.7 2000: Napster ruft zum "buy-cott" auf. Die User sollen in die Plattenläden gehen und nur die CDs der Musiker kaufen, die Napster unterstützen.

29.7.2000: Das Berufungsgericht entscheidet: Napster darf so lange online bleiben, bis es einen neuen Beschluss zu dem Fall gibt.

3.10.2000: Erneute Aufnahme des Verfahrens gegen Napster beim Berufungsgericht.

31.10.2000: Der Medienkonzern Bertelsmann kauft sich bei Napster ein und lässt die Klage gegen die Musiktauschbörse fallen. Bertelsmann kündigt an, das Geschäftsmodell von Napster zu verändern.

19. 12.2001: Bertelsmann will gemeinsam mit dem niedersächsischen Verfassungsschutz gegen die Verbreitung von rechtsradikalem Material über Napster vorgehen.

1.1.2001: Nach Angaben von Napster nutzen über 40 Millionen User die Musiktauschbörse.

9.1.2001: Das bayerische Landeskriminalamt ermittelt wegen des Verdachtes auf Verbreitung von Kinderpornografie über Napster.

29.1.2000: Bertelsmann kündigt den kostenpflichtigen Napster-Abo-Service für den Sommer 2001 an.

12.2.2001: Das Berufungsgericht entscheidet, dass der Fall Napster zurück an das Bezirksgericht gehen soll. Hier solle das Urteil überarbeitet werden. Napster erhält die Auflage, alle copyrightgeschützten Dokumente zu identifizieren und aus der Tauschbörse zu entfernen. Der Streit zwischen Napster und der Musikindustrie soll bis zum 2.3.2001 beigelegt sein, so das Gericht.

18.2.2001: Napster-Chef Hank Berry kündigt eine neue Technologie an, die zwar das Herunterladen von Musiktiteln aus dem Internet erlaubt, aber das Brennen auf CD verhindern könne.

21.2.2001: Napster schlägt der Plattenindustrie eine außergerichtliche Einigung vor und bietet eine Milliarde US-Dollar als "Tantiemenpauschale" für die nächsten fünf Jahre an. Laut Napster werden pro Sekunde rund 10.000 Musikdateien ausgetauscht, die Zahl der User sei auf über 57 Millionen gestiegen, so das Unternehmen.

22.2.2001: Die amerikanischen Plattenfirmen lehnen den Einigungsvorschlag von Napster als unzureichend ab.

23.2.2001: Napster legt beim Bundesberufungsgericht Berufung ein. Napster argumentiert, die bisher gegen die Internet-Börse gesprochenen Urteile seien "im Widerspruch zu manch anderen (Entscheidungen) des Obersten Gerichtshofes".

28.2.2001: Bertelsmann und Napster bemühen sich vergebens, andere große Musikunternehmen für den "legalen Napster" zu gewinnen.

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