Angriff auf Nasa-Netz Hacker wollen Chemtrails-Verschwörung beweisen

Global Hawk: Manipulierten Flugplan in Forschungsdrohne eingeschleust?
Foto: AFP/ NASA/ LORI LOSEYIn den Achtzigerjahren galten die Rechner von Forschungseinrichtungen wie dem Cern und der Nasa als "Fahrschule" für Hacker. Ein weithin bekannter Fehler im Betriebssystem der dort genutzten VAX-Großrechner machte es Eindringlingen leicht. Ganz so einfach ist es heute offenbar nicht mehr. Trotzdem scheint es einer Gruppe von Hackern, die sich selbst Anonsec nennen, gelungen zu sein, sich Zugriff auf das Netzwerk der US-Raumfahrtbehörde zu verschaffen.
Wie sie das gemacht haben, erklären die Hacker ausführlich auf einer Webseite . Dabei machen sie auch klar, dass ihnen bewusst ist, nicht die Ersten zu sein, die auf diese Idee gekommen sind: "Die Nasa hacken? Was für ein Klischee... Wenn ich nur jedes Mal einen Dogecoin (eine virtuelle Währung, Anm. der Red. ) bekäme, wenn jemand das behauptet." Das wäre nicht viel Geld - Dogecoin sind derzeit für den Bruchteil eines Cents zu haben.
Der Hauptgrund für die Aktion sei gewesen, "auf die Existenz von Chemtrails/Wolkenimpfung/Geoengineering/Wetter-Beeinflussung oder wie auch immer man es nennen will" hinzuweisen. Damit gesellen sich die Hacker scheinbar zu all jenen Verschwörungstheoretikern, die glauben, von Flugzeugen aus würden Chemikalien versprüht, um Wetter und Klima zu ändern, Menschen zu vergiften. Vielleicht machen die Anonsec-Hacker damit aber auch nur einen aufwendigen Scherz.
In einer Drittelsekunde das Passwort gefunden
Aufwendig ist es wirklich, was die Unbekannten da angeblich getan haben. Allein die Schilderung des Dateneinbruchs selbst umfasst mehrere Druckseiten. Angefangen hat alles demnach damit, dass die Gruppe einem anderen Hacker den Zugang zu einem Computer innerhalb des Nasa-Netzwerks abkauften.
Während das mit Hacking noch nichts zu tun hatte, nutzen sie diesen sehr eingeschränkten Zugang, um das Netz nach Lücken und schwachen Passwörtern abzusuchen. Nur 0,32 Sekunden habe es demnach gedauert, einen Computer aufzustöbern, der mit dem Standard-Nutzernamen "root" und dem Standard-Passwort "root" quasi weit offen stand.

ASCII-Grafik im Dokument der Hacker
Auf diese Weise arbeiteten sich die Angreifer immer weiter vor, kaperten immer mehr Rechner und erlangten Zugang zu immer mehr Dateien. Insgesamt 250 Gigabyte Nasa-Dateien wollen sie auf diese Weise erbeutet haben. Vieles davon haben sie online gestellt. Beweise für die Chemtrails-Theorie hat darin bislang - wie zu erwarten - niemand gefunden.
Angriff auf eine Drohne
Die Hacker behaupten außerdem, zeitweilig die Kontrolle über eine Forschungsdrohne der Nasa erlangt zu haben. "Einige von uns wollen das nicht, weil wir als Terroristen gejagt würden, wenn es uns gelänge und wir möglicherweise eine 222,7 Millionen Dollar teure Drohne abstürzen lassen würden", heißt es von der Gruppe. Man habe es trotzdem gemacht.
Besonders schwer sei auch das nicht gewesen. Man habe über einen sogenannten Man-in-the-Middle-Angriff einen manipulierten Flugplan in die Drohne vom Typ Global Hawk einschleusen können. Viel passiert sei trotzdem nicht. Als die Bodenkontrolle bemerkt habe, dass das Fluggerät vom geplanten Kurs abwich, seien Piloten am Boden eingesprungen und hätten die Drohne sicher gelandet.
Die Global-Hawk-Drohne dürfte manchem hierzulande noch in schlechter Erinnerung sein: Ein Schwestermodell des unbemannten Aufklärungsflugzeugs namens Euro Hawk sollte für die Bundeswehr angeschafft werden, was aber an einer Zulassung für den Luftverkehr scheiterte. Das Debakel kostete den Steuerzahler Abermillionen von Euro.
Die Entdeckung
Möglicherweise hatten sich die Eindringlinge mit der Drohnenaktion etwas zu weit vorgewagt. Direkt im Anschluss seien alle von ihnen genutzten Zugänge zum Nasa-Netz zunächst gesperrt und dann mit neuen Passwörtern geschützt worden, heißt es in dem online veröffentlichten Dokument. Außerdem seien alle Skripte und Hintertüren, die sie installiert hatten, entfernt worden.
Die Geschichte, die die Anonsec-Hacker da erzählen, hört sich filmreif an, vom gekauften Erstzugang über Weltverschwörungstheorien bis zur Fernsteuerung einer Multimillionen-Dollar-Drohne.
Nur die Bestätigung, dass das alles wirklich passiert ist, fehlt leider noch. Die Nasa jedenfalls hat sich zu den Behauptungen bisher nicht geäußert. Aber es wäre auch peinlich, eingestehen zu müssen, das man es den Eindringlingen so leicht gemacht hat.
Sehen Sie hier ein Video von SPIEGEL TV über die angebliche Chemtrails-Verschwörung: