Video-Streaming im Internet Netflix-Chef ärgert sich über Ländergrenzen

Netflix-Chef Reed Hastings sagt, dass er am liebsten die Ländergrenzen bei Video-Streams einreißen würde. Doch Medienexperten zweifeln daran, dass Netflix die Branche im Alleingang revolutioniert.
USB-Stick mit Netflix-Logo: Medienexperten halten die Pläne für nachvollziehbar

USB-Stick mit Netflix-Logo: Medienexperten halten die Pläne für nachvollziehbar

Foto: GONZALO FUENTES/ REUTERS

Netflix-Nutzer in Deutschland müssen sich noch immer gedulden: Während in den USA seit Wochen die dritte Staffel von "House of Cards" läuft, wird die Serie hierzulande derzeit exklusiv bei Sky gezeigt. Wenn es nach dem Netflix-Chef Reed Hastings geht, soll so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommen. In einem Interview mit der australischen Ausgabe des Tech-Blogs "Gizmodo" sagte Hastings, dass er die Ländergrenzen komplett abschaffen will .

"Die einfachste Lösung für Netflix ist es, global zu werden und überall auf der Welt die gleichen Inhalte anzubieten", sagte der Chef des Flatrate-Angebots, das jüngst auch in Australien gestartet ist.

Hastings hält es eigenen Aussagen zufolge für unproblematisch, wenn Netflix-Nutzer die Ländersperren aushebeln, um so auf Filme und Serien des Portals zuzugreifen. Derzeit ist es beispielsweise möglich, sich mit Hilfe von Browser-Erweiterungen Filme bei Netflix anzuschauen, die nur in der US-Variante des Dienstes verfügbar sind.

Als Problem sieht er Nutzer, die sich unerlaubt Videos im Internet herunterladen. "Piraterie ist das wahre Problem überall auf der Welt", sagt Hastings in dem Interview. Schließlich sei ein Großteil der Nutzer, die sich illegal Inhalte aus dem Netz laden, grundsätzlich nicht bereit, für Filme zu zahlen. Nutzer hingegen, die Ländergrenzen umgehen, würden für die Inhalte bezahlen.

Medienexperten zweifeln an einem schnellen Erfolg

Ganz so leicht wird Netflix die Ländergrenzen auf dem Film- und Serienmarkt aber nicht einreißen können. "Die Verwertungsstrukturen sind sehr stark regionalisiert", sagt Wolfgang Schulz vom Hans-Bredow-Institut in Hamburg SPIEGEL ONLINE.

Der Medienexperte hält den Plan von Netflix zwar für nachvollziehbar, zweifelt aber an einem schnellen Erfolg. "Selbst ein großer Player wie Netflix schafft das nicht alleine", sagt Schulz. Das Unternehmen könne der Filmindustrie höchstens einen Anstoß geben.

Schließlich verdienen Produktionsfirmen ihr Geld mit den Lizenzen und sind daher interessiert daran, dass die Rechte in möglichst viele Länder verkauft werden. Derzeit sei der Markt darauf ausgelegt, dass mit Fernsehrechten, Blu-Ray-Boxen und Premieren in verschiedenen Ländern möglichst viel Profit erzielt wird, sagt Schulz.

Doch sobald die Inhalte in allen Ländern gleichzeitig als Videostream verfügbar sind, erzielen die Firmen auch weniger Einnahmen mit Blockbuster-Serien wie "Breaking Bad" und " Game of Thrones". Schulz befürchtet, dass in solch einem Fall weniger Geld im Umlauf wäre - und damit die Qualität der TV-Produktionen leiden könnte.

Dennoch ist Wolfgang Schulz davon überzeugt, dass eines Tages die Ländergrenzen für Lizenzrechte fallen werden. "Die Richtung ist unausweichlich", sagt der Medienforscher.

jbr

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