Netzwelt-Ticker Apples Streit mit HTC soll 100 Millionen Dollar gekostet haben

HTC- und Apple-Smartphones: Teurer Rechtsstreit mit geringer Wirkung?
Foto: Eric Risberg/ APDie Versuche, Googles-Handybetriebssystem Android mit Rechtsstreitigkeiten zu bremsen, sollen Apple extrem teuer zu stehen gekommen sein. Der "Newsweek"-Journalist Dan Lyons berichtet, anonyme Informanten hätten ihm erzählt, Gerüchten zufolge habe Apple bislang 100 Millionen Dollar für den Patent-Feldzug gegen HTC ausgegeben.
Das Ergebnis der Verfahren ist für Apple bislang dürftig , rechnet IT-Journalist Lyons vor: Von den 84 Beschwerden, basierend auf zehn Patenten, die Apple in einem Gerichtsverfahren gegen HTC auffuhr, akzeptierte das Gericht nur Beschwerden zu vier Patenten. Und von denen interpretierte es letztlich nur eine zu Apples Gunsten.
Eine Patentklage schmetterte das Gericht mit dem "Stand der Technik"-Argument ab. Zwei weitere, weil HTC sie schlicht nicht verletze und Apple die patentierte Technologie auch nicht in eigenen Produkten verwende (eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Unterlassungsverfügung). Die eine Patentklage, die das Gericht zugunsten Apples entschied, betraf nur ein Detail, das HTC ohne großen Aufwand mit einer Software-Aktualisierung bereinigen kann: Eine Funktion, die es Smartphone-Nutzern erlaubt, in einer E-Mail oder auf einer Website eine Telefonnummer anzutippen, woraufhin ihnen angeboten wird, diese Nummer anzurufen.
Die Streitigkeiten sind allerdings noch lange nicht alle entschieden. Apple hat noch eine weitere Klage gegen HTC laufen, HTC wiederum zwei gegen Apple. Und außerdem gibt es noch diverse Verfahren, in denen sich Samsung, Motorola und Apple beharken. "Letztlich," glaubt Dan Lyons, "wird alles in einem Vergleich enden."
Apple selbst äußert sich zu der von Lyons genannten Summe offiziell nicht. Sollten die Gerüchte aber zutreffen, müsste dieser Posten im Quartalsbericht des Unternehmens ausgewiesen werden. Dessen Veröffentlichung ist für die Nacht zum Mittwoch (deutscher Zeit) geplant. Spätestens dann dürfte sich also klären, ob das von Lyons verbreitete Gerücht Substanz hat. SPIEGEL ONLINE wird berichten.
Israelischer Hacker veröffentlicht 100.000 angebliche Facebook-Logins
Ein nach eigener Aussage israelischer Hacker hat seine Drohung wahr gemacht und angeblich authentische Zugangsdaten zu 100.000 E-Mail- und Facebookkonten von arabischen Netznutzern veröffentlicht. "Die Araber sollen daraus etwas lernen und wissen, dass man sich nicht mit mir anlegt," heißt es in einem Bekennerschreiben - das genauso gut eine Hacker-Satire sein könnte. Denn ob die Daten echt sind, lässt sich nicht so leicht sagen. Tatsächlich tauchen einzelne Namen und Passwörter in der Liste mehrfach auf. Auf eine Anfrage von SPIEGEL ONLINE antwortete bislang noch keines der angeblich gehackten Facebook-Mitglieder.
Der Hacker, der sich selbst Hannibal nennt, hat seit dem 13. Januar immer wieder angebliche Facebook- und E-Mail-Zugangsdaten veröffentlicht und damit an einem digitalen Duell israelischer und arabischer Hacker teilgenommen. Facebook kommentierte die angeblichen Hackangriffe: Nur ein Drittel der veröffentlichten Daten sind funktionierende Facebook-Zugangsdaten, nur die Hälfte der Adressen sind mit Facebook-Konten verknüpft.
Was am Dienstag sonst noch wichtig war:
- Jemand droht Facebook im Namen der Internet-Bewegung Anonymous mit einem Überlastungsangriff. Am 28. Januar soll Facebook mit der Dos-Waffe "Low Orbit Ion Cannon" in die Knie gezwungen werden. Warum? Das lässt die Videobotschaft offen. Ein (soweit man das sagen kann) etwas "offiziellerer" Anonymous-Kanal bei Twitter erklärt hingegen: Ist nur ein Fake, warum sollten wir unsere Kommunikationsplattformen platt machen.
- Microsoft hat die vermutliche Identität des Kelihos-Botnet-Entwicklers aufgedeckt (Gerichtsschreiben als PDF-Datei, 300 Kb). Spannend: Der Sankt Petersburger Andrej S. habe eine Vergangenheit als Entwickler in einer russischen Antivirus-Firma und einer Software-Firma im Finanzsektor.
- Twitter hat sich die Anti-Malware-Firma Dasient einverleibt, um Twitter als Plattform für Werbeanzeigen besser gegen Malware-Angriffe zu schützen. Von Hackern präparierte Werbeanzeigen sind eine große Gefahr für Surfer - und ein Image-Risiko für seriöse Seiten, die unbeabsichtigt als Malware-Schleudern missbraucht werden können.
- Der Elektronik-Hersteller Foxconn hat sich für Äußerungen des Firmenchefs Terry Gou entschuldigt, der seine Arbeiter als Tiere bezeichnet hatte: "Mir bereitet es Kopfschmerzen, wie ich eine Millionen Tiere verwalten soll." Das Zitat, so die Foxconn-Entschuldigung, sei aus dem Zusammenhang gerissen.