Netzwelt-Ticker Britische Regierung behält den Internet Explorer 6

Da können Sicherheitsexperten, ja, sogar Microsoft selbst noch so oft vor dem Internet Explorer 6 warnen: Die britische Regierung denkt gar nicht an ein Aufrüsten. Außerdem: WikiLeaks will Pentagon-Hilfe, keine Blackberry-Sperre in Indonesien und WipeOut als Pappmodell. Das und mehr im Überblick.
Internet Explorer: Briten leisten sich bizarres Bekenntnis zur berüchtigten Uralt-Version 6

Internet Explorer: Briten leisten sich bizarres Bekenntnis zur berüchtigten Uralt-Version 6

Sicherheitsexperten, Webentwickler, ja selbst Microsoft sind sich sicher: Der Internet Explorer 6 (MSIE 6) ist eine einzige Sicherheitslücke! Wäre die Kiste ein Auto, hätte man im letzten Jahr eine Abwrackprämie dafür kassieren können. Stattdessen kassiert man mit der neun Jahre alten Software (!) mehr Viren und Würmer und Abstürze als mit irgendeinem anderen, noch im gebrauch befindlichen Browser. Selbst Microsoft sieht das Relikt längst als Altlast und permanentes Image-Risiko und rät seinen Kunden vom Gebrauch ab - klar, denn seit Jahren hat Microsoft besseren Ersatz zu bieten.

So etwas aber ficht die britische Regierung nicht an. In einer offiziellen Stellungnahme - eine Antwort auf eine gegen den Gebrauch des MSIE6 gerichtete Petition im UK  - erklärt sie, warum sie keinen Grund sehe, auf einen anderen Hausbrowser als den MSIE 6 zu setzen: "Komplexe Software wird immer Schwachstellen haben und motivierte Bösewichte werden immer versuchen, sie ausfindig zu machen und auszunutzen ." Ein Update hier, ein Patch da werde den Regierungs-MSIE6 schon gegen die neusten Internet-Gefahren schützen, ein Umstieg auf einen anderen Browser sei viel zu teuer. Schließlich habe Microsoft den Service daran noch nicht eingestellt, flicke weiter daran herum. Klar, immer dann, wenn es wieder Viren regnet.

Computerexperten sehen die Kostenfrage darum auch anders. Der Internet Explorer 6 soll sterben! Mit solch krassen Aufrufen versuchen Web-Programmierer schon seit Jahren, dem "Sorgenkind MSIE6", dem "Problempaket von Anfang an" ein Ende zu machen: Er missachte Web-Standards ("Programmiererhölle") und sei vor allem unsicher, unsicher, unsicher !

So unsicher, dass gleich mehrere Regierungen, darunter die deutsche Bundesregierung,  vor den Sicherheitslücken des IE6 (und seiner Nachfolgeversionen)  warnten - und auch Microsoft: Seit Monaten lässt der Software-Konzern keine Chance verstreichen, um auf dem eigenen Browser herumzuhacken, rät dringend zu einem Umstieg auf Version 8.

Sicherlich auch, weil der MSIE8 und die kurz vor der Veröffentlichung stehende Version 9  so viel besser zu Microsofts neuer Web-Strategie der Online-Offices und vernetzten Arbeitsplätze passen - und es auch mit den viel schnelleren, kompatibleren Browser-Alternativen aufnehmen können sollen.

Alle angesprochenen Browser sind im übrigen kostenlos. Kosten entstehen bei einem Umstieg nur für den Aufwand der EDV. Ergo: Entweder, die Briten sind ganz außerordentlich pleite, oder die beamtete EDV ist ganz besonders teurer. Oder beides?

Anonymisierung: WikiLeaks bittet Pentagon um Hilfe

Der Informantendienst WikiLeaks sucht nach eigenen Angaben beim Pentagon um Hilfe an. Dem Daily Beast sagte WikiLeaks-Helfer Daniel Schmitt , dass man das US-Verteidigungsminsterium um die Mitarbeit bei der Überarbeitung von 15.000 noch geheimen Militärdokumenten gebeten habe. Es gehe unter anderem um die Unkenntlichmachung von afghanischen Zivilisten, deren Leben durch die Veröffentlichung der Dokumente in Gefahr kommen könnte.

Die Anfrage folgt einer öffentlichen Entschuldigung von WikiLeaks-Gesicht Julian Assange, der in "The Times" erklärte, er würde es "zutiefst bereuen", falls einer der in den Dokumenten enttarnten afghanischen Informanten des US-Militärs zu Schaden gekommen sei. Aus den Dokumenten dürften die Namen und Wohnorte von Hunderten solcher Informanten hervorgehen; die Taliban deuteten an, auf solche Informanten Jagd zu machen .

Schon damals habe WikiLeaks beim Weißen Haus um Hilfe bei der Anonymisierung angefragt, aber nie eine Antwort bekommen.

Indonesien dementiert Blackberry-Sperre

Ein Verbot von Blackberry-Smartphones? Nicht in Indonesien!

Ein Sprecher des indonesischen Kommunikationsministeriums dementierte entsprechende Berichte über solche Pläne des Inselstaats. Man habe Blackberry-Hersteller RIM nur vorgeschlagen, "ein Datenzentrum in Indonesien zu errichten, damit die [verschlüsselten Blackberry-]Daten nicht über Kanada geleitet werden müssen." An ein Verbot habe da niemand gedacht, sagte er der AFP .

Verwundert hätte es allerdings niemanden: Indonesien hat ein Problem mit paramilitärischen Gruppen, die sich über verschlüsselte Datenwege außerhalb der Reichweite der indonesischen Regierung vernetzen könnten. Ähnliche Befürchtungen herrschen auch in Indien und anderen Staaten mit Terrorismusproblem.

Ganz anders in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Saudi Arabien. Da wird das Blackberry-Verbot mit den zersetztenden Wirkungen der freien Kommunikation auf die Gesellschaft begründet. Und in Deutschland? Da hält das Innenministerium alle Ressorts zum Blackberry- und iPhone-Verzicht an. "Insbesondere mobile Geräte stellen dabei ein erhebliches Gefährdungspotential für IT-Infrastrukturen und Regierungsnetze dar", heißt es in dem noch von dem damaligen Staatssekretär Hans Bernhard Beus verfassten Schreiben. Das Netz der Bundesverwaltung sei zwar eines der sichersten Regierungsnetze weltweit, schreibt er. Damit dies so bleibe, sollten die Ministerien aber unbedingt den Empfehlungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) folgen.

RIM-Gründer Mike Lazaridis zur aktuellen Verbotswelle: "Wer starke Verschlüsselung verbietet, schaltet damit Unternehmen, Business, Kommerz, Banking und das Internet ab." Berichte über Kompromisse mit der chinesischen und der indischen Regierung seien "absolut lächerlich und nachweisbar falsch."

Sharp plant 3-D-Smartphone

Sharp will laut Reuters mit einem 3D-Handy dem iPhone Konkurrenz machen . Nachdem das Unternehmen im April Bildschirme vorstellte, die auch ohne Brillen-Hilfsmittel 3-D-Bilder erzeugen können, sollen nun aus den Prototypen Handys und Spielkonsolen werden. Schön: An Handybord soll auch eine passende 3-D-Kamera sein.

WipeOut in Echt

Malte Jehmlich hat eine Mission: Eine Strecke des superschnellen Playstation-Rennspiels mit Pappkarton und einem ferngesteuerten Auto nachzubauen. Sein "Racer"-Projekt ist gut gediehen : Die Strecke steht, das Auto rast, die Spielhallen-Steuerung funktioniert. Warum die Idee funktioniert, zeigt dieses hübsche Video .

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