Netzwelt-Ticker Delicious bleibt, WikiLeaks-App muss gehen

WikiLeaks-App: Nach wenigen Tagen aus dem App Store entfernt.
Planänderung bei : Der Bookmarking-Dienst Delicious wird einem neuen Eintrag im Firmen-Blog zufolge doch nicht abgeschaltet , wie noch am Montag zu befürchten war. In dem neuen Eintrag (Yahoo hat den vorausgehenden, zweideutigen bereits gelöscht) heißt es: "Viele von euch haben die Nachricht über Delicious gelesen, die seit gestern herumgeisterte. Uns tut es aufrichtig leid, dass diese Geschichte mit so wenig Kontext [...] erschienen ist." Denn in Wirklichkeit wolle man den Dienst gar nicht dichtmachen, sondern suche nur außerhalb von Yahoo eine neue Heimat für Delicious. Sorgen um seine Daten brauche sich niemand zu machen: Es gebe eine Export-Funktion für die bei Delicious gespeicherten Lesezeichen.
Aber wer käme als neuer Besitzer für Delicious, die Abermillionen dort abgespeicherten Lesezeichen und seine Millionen User in Frage? Macworld hat ein interessantes Gerücht aufgeschnappt: jeder. Chris Dixon, Gründer des Empfehlungsnetzwerkes Hunch, schlug vor, aus Delicious ein Open-Source-Projekt zu machen - eine Idee, die Delicious-Gründer Joshua Schachter gleich per Twitter weiterverbreitete. "Ich habe noch viele Ideen , die ich nie in Delicious verwirklicht habe."
Hintergrund: Yahoo setzt die Axt an, schickt bis zu acht Produkte in den Ruhestand, streicht weltweit 600 Stellen. Unter den Web-Diensten, die aufgegeben werden , seien das Nachrichten-Tool Buzz (nicht zu verwechseln mit Google Buzz), MyBlogLog und die Suchmaschine AltaVista.
WikiLeaks-App fliegt aus dem App Store
Apple hat eine inoffizielle WikiLeaks-App aus dem App Store geworfen. Das Handy-Programm machte WikiLeaks-Twitter-Nachrichten und die bisher öffentlich gemachten Botschaftsdepeschen in Form einer Streng-Geheim-Akte auf dem Smartphone lesbar (siehe Screenshots ). Die kostete einmalig 1,99 Euro und war damit nicht mehr als eine hübsche Hülle für die im Netz auch kostenlos verfügbaren WikiLeaks-Inhalte. Die Hälfte der Erlöse sollte als Spende an WikiLeaks gehen
Apple schaltete die App am 17. Dezember für den App Store frei - und nahm sie am 20.12. wieder aus dem Angebot. Was allerdings, allen derzeit kursierenden Verschwörungstheorien zum Trotz, schlicht mit Apples Grundegeln zusammenhängen könnte. In den Regularien heißt es unter "Charities and contributions" ausdrücklich, Apps, die zum Spendensammeln gemacht seien, müssten kostenlos sein. Zudem müssten Spenden entweder per SMS oder über eine Website eingesammelt werden.
Der echte WikiLeaks-Lackmustest für den iTunes-Store wird also erst dann kommen, wenn jemand eine kostenlose WikiLeaks-App einreicht.
Nur für Werber: Flash-Konkurrenz für Apple
Apropos Apple, apropos Kontrolle: Cupertino hat - zunächst nur für Werbetreibende - einen HTML-5-Baukasten veröffentlicht, der auch als Angriff auf Adobes Animationssoftware Flash zu sehen ist. Mit dem iAd Producer sollen Web-Werber animierte Anzeigen basteln, die dann über Apples iAd-Werbeprogramm auf iPhone, iPod touch und iPad verbreitet werden. Der iAd Producer funktioniert als Werbe-Baukasten voller frei nutzbarer Vorlagen für HTML-5-Werbeeinblendungen.
Schon geknackt (oder doch nicht?): Google Nexus S
Googles neues Smartphone, das Nexus S, wurde schon am ersten Tag nach der Veröffentlichung geknackt. " Der Wahnsinn möge beginnen ", schreibt Engadget. Hackern sei es gelungen, sich auf unterster Betriebssystem-Ebene einzunisten (zu "rooten") und somit jedes beliebige Programm ausführen zu können.
Allein: Die Erfolgsmeldung ist keine, sagt ein Programmierer aus Googles Android-Team. " Das ist kein Rooten, das ist Offenheit ," betitelt er einen Eintrag im Google-Blog und stellt klar: Jeder kann auf dem Nexus S jedes Betriebssystem installieren, das er will - und damit hat auch jeder Zugang zur untersten Systemebene. Ein Jailbreak, wie er bei Apples iOS-Geräten nötig ist, um eigene Programme auszuführen, sei beim Nexus S nicht nötig. Engadget gibt den Fehler zu: "Gut zu wissen, dass [Google] an der Tradition festhält."
Gebärdensprache via Microsoft Kinect
Eigentlich dachte man, Kinect werde keine Gebärdensprache verstehen - auch wenn Microsoft ein entsprechendes Patent zur Computer-basierten Erkennung von Gebärden schon angemeldet hatte. Doch jetzt ist Forschern des Georgia Institute of Technology genau das gelungen: Sie haben Microsofts modifiziert, so dass sie Gebärden und ihre korrekte Ausführung erkennen können.
Das noch in der Entwicklung befindliche Gebärden-Programm soll bald Kindern helfen, die Gebärdensprache lernen wollen. Es gibt einen Gebärden-Satz als Video-Einspieler vor, den die Kinder nachahmen sollen. Das Programm überprüft, ob die Gebärden korrekt wiedergegeben wurden.
Als Übersetzungs-Tool genügt das Programm allerdings noch lange nicht: Dazu erkennt es noch zu wenige Gebärden. Unterstützende Mimik und Mundbewegungen nimmt Kinect erst gar nicht wahr.
App übersetzt fotografierte Texte
Und noch eine tolle Übersetzungs-Software dürfte in absehbarer Zeit die Welt ein Stückchen besser, zumindest aber einfacher verständlich machen. Word Lense, das zeigt ein Werbevideo , das der "Guardian" ausgegraben hat, ist eine iPhone-App, die Text auf Videobildern automatisch erkennt und übersetzt. Sieht toll aus, muss sich jetzt aber erst in der Praxis beweisen - und die ist vorerst auf das Sprachenpaar englisch-spanisch beschränkt.
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