Netzwelt-Ticker Deutsche Post verkauft Daten von 37 Millionen Kunden

Deutsche Post (Briefzentrum): Datensammlung zum Verkauf angeboten
Foto: Michael Reichel/ dpaWer in Deutschland wo wohnt, darüber hat als eines der wenigen Unternehmen die Deutsche Post den bundesweiten Überblick. Und diese 37 Millionen Adress-Sätze werden von der Reklametochter Deutsche Post Direkt GmbH gewinnbringend versilbert. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein machte jetzt darauf aufmerksam, wie die Post ihre Dienste anpreist und zitiert aus einer Werbebroschüre: "Zur Adresspflege wird u.a. die Anschriftenprüfung der Deutschen Post genutzt, wodurch die Adressen fortlaufend auf den neuesten Stand gebracht werden. Dabei prüfen die Zusteller der Deutschen Post regelmäßig, ob eine Adresse richtig geschrieben und zustellbar ist."
Allerdings sei mit diesen Daten noch nicht Schluss. Tatsächlich würden noch weitere Informationen gesammelt, so zum Beispiel Angaben über das Bank-Gebaren und die sonstige Lebensweise. Um der Post den aus Sicht von Datenschützern problematischen Handel mit der eigenen Adresse zu untersagen, bietet die Verbraucherzentrale Interessierten ein Musterschreiben an. Damit können Postkunden der Speicherung ihrer Daten für Reklamezwecke widersprechen. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, mit diesem Schreiben Auskunft darüber zu verlangen, welche Daten über sie vorliegen. Zum Schutz gegen unerwünschte Reklame sollten Verbraucher außerdem ein "Keine Werbung"-Schild auf den Briefkasten kleben. Bei Missachtung durch Reklamefirmen bestünden sogar zivilrechtliche Abwehransprüche.
"Reporter ohne Grenzen" kritisiert Twitter-Zensur
Mit seiner Ankündigung, bestimmte Tweets oder Nutzer auf Wunsch einiger Länder zu sperren, hat sich Twitter in der Netzgemeinde nicht eben beliebt gemacht. Schnell erhob sich zum Teil massive Kritik am Vorgehen des Microbloggingdienstes. Die Organisation Reporter ohne Grenzen richtete einen offenen Brief an Twitter-Chef Jack Dorsey und forderte ihn nachdrücklich auf, seine Entscheidung zu revidieren. Sie laufe Bewegungen zuwider, die sich wie der Arabische Frühling gegen Zensur richteten und in denen Twitter eine maßgebliche Rolle gespielt habe . Al-Dschasira zitierte den ägyptischen Blogger Wael Abbas, der feststellte, dass Tweets selbstverständlich immer wieder gegen Gesetze verstießen: "Wenn wir uns Länder wie Ägypten, Syrien, Jemen ansehen, dann brechen alle unsere Tweets das Gesetz. Und das ist es, was Aktivisten tun, sie brechen das Gesetz, weil sie Änderungen bei diesen ungerechten Gesetzen erreichen wollen."
Kurz und harsch fiel das Urteil des chinesischen Künstlers und Dissidenten Ai Weiwei aus: "Wenn Twitter zensiert, höre ich auf zu twittern." . Nicht weniger schroff klingt die Einschätzung bei Forbes, dessen Technik-Blog unter der Überschrift "Twitter begeht sozialen Selbstmord" die Einschätzung folgen ließ, mit dieser Entscheidung sei der Zwitscherdienst "auf die dunkle Seite gewechselt" und habe sich sein eigenes Grab gegraben . Also sind sich in der Verdammung von Twitter alle einig? Nicht ganz, bei The Next Web hält die ägyptische Journalistin Nancy Messieh dagegen und betont: "Nicht Twitter zensiert dich, sondern deine Regierung." Die Alternative zur Befolgung der je nationalen Gesetze sei die Komplettsperre des Dienstes.
Auch das noch:
- Holländische Internet-Provider verweigern Sperrung von The Pirate Bay. Zwei große Anbieter, T-Mobile und KPN, geben sich vom Urteil eines niederländischen Gerichts unbeeindruckt, das den größten Provider des Landes Ziggo zur Sperrung aller Zugänge zum Angebot von The Pirate Bay verpflichtete. Einer entsprechenden Anfrage des Antipiraterie-Verbandes Brein wollen die ISPs nicht folgen. Für eine derart drastische Maßnahme sei eine gerichtliche Anordnung erforderlich, teilten sowohl KPN als auch T-Mobile mit.
- Anonymous legt französische Regierungsseiten lahm. Mit der sonntäglichen Aktion wollen die anonymen Hacker gegen die Zustimmung von Staatschef Sarkozy zur Megaupload-Schließung protestieren. Noch am Montagvormittag war die Web-Seite des französischen Einwanderungsministeriums nicht erreichbar.
- Neue Verhaftungen im britischen Medienskandal. Am Samstag durchsuchte die Polizei die Büros von Rupert Murdochs Boulevardblatt "The Sun". Vier Journalisten und ein Polizist wurden verhaftet, die Zeitungsleute sollen sich mit Schmiergeldern Zugang zu Polizei-Informationen verschafft haben.
- Neues von Firefox 12. Noch surfen die meisten Firefox-Nutzer mit der Versionsnummer 9, aber die für den April vorgesehene Stufe 12 ist schon im Kommen. Ähnlich wie schon jetzt Chrome soll dann eine "Home-Tab"-Seite einen Überblick über häufig besuchte Seiten bieten.