Netzwelt-Ticker DoS-Angriff macht Telefonüberwachung taub

Forscher haben einen Weg gefunden, digitale Telefonüberwachung schachmatt zu setzen, Profile in Social Networks sind doch ehrlich und die Playstation 3 bekommt eine Videothek. Das und mehr im Überblick.
Telefonat: Abhörsicher durch Denial-of-Service-Attacke?

Telefonat: Abhörsicher durch Denial-of-Service-Attacke?

Foto: Corbis

Was auf die Ohren haben Amerikas Schlapphüte bekommen, zumindest mittelbar. Denn eine der Säulen der Telefonüberwachung wurde mit einfachsten Mitteln ins Wanken gebracht. Üblicherweise erfolgt der behördliche Zugriff auf die Daten an den Speicher- und Vermittlungsorten der Telefonnetze. Dort gibt es seit Jahren standardisierte Schnittstellen. Auf unterschiedlichen Kanälen werden hier sowohl Verbindungsdaten abgeschöpft als auch Gesprächsinhalte abgehört. Seit aber das Netzwerkprotokoll TCP/IP auch in der Welt der Telefonie Einzug gehalten hat, ist diese Art der Datenanalyse angreifbar geworden, .

Die eigentliche Schwachstelle ist dabei die UDP-Adressierung, die letztlich verschiedene Datenströme möglichst schnell dem korrekten Ziel zuzuweisen soll. Eine erweiterte Datenflusskontrolle findet nicht statt, damit können auch Echtzeitanwendungen wie VoIP ruckelfrei abgewickelt werden. Womit jedes UDP-Paket beim Mitlauscher sehr viel mehr Daten produziert als auf der Nutzerseite. Und diese Asymmetrie bietet die Grundlage für einen erfolgreichen Denial-of-Service-Angriff (DoS). Denn jeder Besitzer eines handelsüblichen Smartphones kann Datenpakete nach dem UDP-Protokoll erzeugen, auch automatisiert und schnell hintereinander. Schon mit 16 KBit/s im Upstream lassen sich 40 leere UDP-Pakte erzeugen, die auf der Abhörseite sämtlich mitprotokolliert werden. Womit sich nach kurzer Zeit ein Flaschenhalseffekt aufbaut und zu Protokollfehlern oder sogar Datenverlust führt.

Das haben Forscher der Universität von Pennsylvania jetzt mit Erfolg in die Praxis umgesetzt. Durch den ständigen Aufbau und Abbruch von VoIP-Verbindungen erzeugten sie soviel Datenmüll, dass ihnen währenddessen der Aufbau einer echten Telefonverbindung gelang, ohne dass die Überwacher etwas mitbekamen. Da die Telefon- und Mobilfunknetze in Europa im Prinzip ähnlich gestrickt sind, dürften vergleichbare Schwachstellen bei Überwachungsstandards zu erwarten sein.

Studie: Kaum einer schummelt bei Facebook & Co.

Im Schutz der Anonymität des Internets ist gut flunkern, das gilt auch für die Profile, die die Netzbewohner auf Social Networks anlegen. Sollte man eigentlich meinen, aber eine psychologische Studie der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität behauptet das Gegenteil . Tatsächlich würden die Nutzer sich nicht zu Mr.und Mrs. Perfect stilisieren, sondern der eigenen Persönlichkeit Ausdruck verleihen. "Die Ergebnisse haben uns selbst überrascht, weil sie der weitverbreiteten Meinung widersprechen, dass Online-Profile nur dazu verwendet werden, ein Ideal der eigenen Person zu präsentieren", so die Bilanz der Psychologen. In der Untersuchung wurden anhand von Fragebögen die tatsächlichen Persönlichkeitseigenschaften der Probanden erfasst und mit den Angaben ihrer jeweiligen Profile verglichen. Die Diskrepanzen dabei waren erstaunlich gering, was nach Ansicht des Studienleiters Mitja Back auch die Erklärung für die Beliebtheit und den Erfolg sozialer Netzwerke liefert: "Zum einen können die Nutzer einander informieren, wer sie sind. Damit kommen sie dem Bedürfnis nach, von anderen wahrgenommen zu werden. Zum anderen verlassen sich Nutzer sozialer Netzwerke auf die Informationen, die sie fremden Profilen entnehmen. Das fördert das Vertrauen in solche Online-Netzwerke." Bleibt die Frage, ob die 236 untersuchten Nutzer von Facebook- und StudiVZ/MeinVZ tatsächlich eine repräsentative Datenbasis für 700 Millionen Menschen liefern, die sich weltweit in Online-Netzwerken tummeln.

SIM69 - der Schnuddeltarif ist da

Sex sells, nach diesem längst zu Tode gerittenen Klischee versucht seit neuestem die Mobile Foundation GmbH ihre Mobilfunkmarke SIM69  unters zahlende Volk zu bringen, Zielgruppe vereinsamter Mann. Dazu wirbt sie auf Stammtischniveau mit dem Spruch "Reinstecken und sich wohlfühlen". Worum es geht? Die Besitzer einer sim69-Karte können zum Nulltarif auf einem mobilen Erotikportal surfen, auf dem "sexy Videoclips, scharfe Bildergalerien und heiße Live-Chats" zum Zeitvertreib einladen. Einige dieser Angebote sind dann im weiteren doch kostenpflichtig, die Sache soll sich ja auch lohnen. Selbst die alten 0900-5-Stöhnnummern kommen wieder zu neuen Ehren. Wer dort anruft, erhält als sim69-Kunde eine Gutschrift von einem Euro pro Minute. Und wen das noch nicht überzeugt, für den gibt es schon im Starterpaket eine Belohnung in Form eines 15-Euro-Gutscheins, der auf bestimmten Pornoseiten eingelöst werden kann.

Playstation zum Filmegucken

Als ob das Daddeln nicht genug wäre, demnächst verwandeln sich die Playstation-Spielkonsolen zusätzlich in mobile Filmvorführgeräte . Denn das Playstation Network wird um einen Video Store erweitert, womit die Besitzer von PS3 und PSP ihre Geräte auch zum Filmeschauen nutzen können. Das Angebot ist seit heute für Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Spanien verfügbar und soll bereits einige Hundert aktuelle Filme und Klassiker umfassen. Zum Teil gibt es Filme auch in HD-Auflösung.

Zum Einstieg gibt's bis zum Ende des Monats zwei Filme zum Preis von einem: Verschwörungsfans dürfen sich am Doppelpack von "Illuminati" und "Da Vinci Code - Sakrileg" erfreuen. Ebenfalls bis zum 30. November gilt ein Angebot für Neueinsteiger, wer sich bis zu diesem Termin beim PlayStation Network registriert, bekommt den Blockbuster "Transformers: Die Rache" noch draufgelegt. Nun ist abzuwarten, ob Konzernmutter Sony mit diesem neuen Vertriebskanal seinem zuletzt etwas schwächelnden Filmgeschäft wieder Auftrieb verleihen kann. Konkurrent Microsoft hat erst vor wenigen Tagen seine Konsolen-Videothek Zune für die Xbox 360 eröffnet.

Lieferengpässe: Sony E-Book-Reader kommt später

Ausgerechnet zum langsam anlaufenden Weihnachtsgeschäft verpasst Sony seinen erwartungsvollen Kunden einen Dämpfer. Weil die Zahl der Vorabbestellungen für den Wifi-fähigen E-Book-Reader Daily Edition wesentlich höher als erwartet ausgefallen ist, könnte es bei der Auslieferung der Geräte zu Verspätungen kommen . Der Versand der Lesegeräte werde am 18. Dezember beginnen und bis zum 8. Januar abgeschlossen sein, dabei gebe es jedoch keinen garantierten Liefertermin. Kurz: Mit großer Wahrscheinlichkeit schafft es der vorbestellte Sony E-Book-Reader nicht rechtzeitig unter den Weihnachtsbaum.

Hulu jetzt auch mit Musik

Bislang offerierte das von ABC, Fox und NBC gemeinsam betriebene Videoportal Hulu in den USA vor allem Kinofilme und TV-Serien, jetzt wird das Angebot um Musikvideos erweitert. Dazu wurde mit dem Musikriesen EMI eine Lizenzvereinbarung  geschlossen, erste Frucht der Vereinbarung ist ein eigener Kanal für Norah Jones, wo Livemitschnitte, Musikclips und Interviews mit der Sängerin zu sehen sind. Die "New York Times" merkt ein wenig mokant an, nun habe Hulu endlich geschafft, was bei Diensten wie Youtube oder MySpace schon seit Jahren zum Standardangebot gehöre. Überdies zeige der beschränkte Rahmen der Vereinbarung zwischen dem Videoportal und EMI, dass die Hulu-Verantwortlichen die finanziellen Bedingungen der Major Labels nicht ohne weiteres akzeptieren.

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