Netzwelt-Ticker Ermittler prüfen, ob "News of the World" Rechner hackte

Beamte von Scotland Yard ermitteln, ob die Skandal-Zeitung "News of the World" Computer-Hacks in Auftrag gegeben hat. Außerdem im Nachrichten-Überblick: Microsoft bietet 250.000 Dollar für den Kopf eines Botnet-Meisters und Vaterschaftstests im Netz für alle sichtbar.
"News of the World": Die vorletzte Ausgabe, die letzte erschien zuletzt am 10. Juli

"News of the World": Die vorletzte Ausgabe, die letzte erschien zuletzt am 10. Juli

Foto: Wolfram Steinberg/ dpa

Hat die "News of the World" (NotW) nicht nur Mobilfunk-Mailboxen, sondern auch Computer hacken lassen? Diesem Verdacht geht nach Informationen der Zeitung "The Telegraph" derzeit Scotland Yard nach. Demzufolge soll die "NotW" mehrere Individuen, darunter Mitarbeiter einer Privatdetektei, für "ethisches Hacken" bezahlt haben - also angeblich wohlmeinendes Hacken . Auch ein ehemaliger Nachrichtendienstler der britischen Armee soll den "NotW"-Journalisten seine Hacker-Fähigkeiten gegen Geld angedient haben.

Die Anschuldigungen erinnern zwar an den aktuellen Skandal, der zur Auflösung der "NotW" und dem Rücktritt zweier hochrangiger Polizisten führte.

Aber diese Vorwürfe gehen über das Einbrechen in fremde Anrufbeantworter hinaus: Mit Trojaner-verseuchten Mails sollen sich die Detektive Zugang zu fremden Rechnern verschafft haben - und dabei auf brisante Informationen gestoßen sein. So berichteten irische Zeitungen schon vor fünf Jahren über eine angebliche Nebentätigkeit des nordirischen Sinn-Féin-Politikers Martin McGuinness, der als britischer Geheimagent tätig gewesen sein soll - eine Information, die angeblich mithilfe der Mail-Trojaner beschafft und der "NotW" zugespielt worden sein soll.

Google gehört zu den Zynga-Investoren

Vor einem Jahr waren es nur Gerüchte: 100 Millionen Dollar soll Google in das Social-Games-Unternehmen Zynga investiert haben. Nun steht fest: Google gehört tatsächlich zu den Miteigentümern Zyngas, ein nun bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichtes Dokument  führt Google neben Softbank und Digital Sky Technologies als Investor auf. Google scheint mit einem Games-Angebot in den Markt sozialer Plattformen vordringen zu wollen. In einer im Juni veröffentlichten Stellenanzeige suchte Google einen Produktmanager, um den "brandneuen" Business-Zweig Games aufzubauen. In der Stellenanzeige ist ausdrücklich von "Google's social platform" die Rede - offenbar will der Web-Riese Spielehersteller anwerben und in einem eigenen Angebot unterschiedliche Titel bündeln.

Laut " Wall Street Journal " soll Zynga mit Facebook einen Exklusivitätsvertrag abgeschlossen haben soll, der es Zynga verbietet, bestimmte Spiele auf konkurrierenden sozialen Netzwerken anzubieten. Inwiefern Facebook auch über Zynga-Spiele die Kontrolle hat, die nicht auf Facebook integriert sind, ist bislang nicht bekannt.

kad/lis

ARD-Vorsitzende Piel wirft Verlage illegale Web-Fernsehen vor

Erbitterter Streit um Rundfunk-Lizenzen für Web-TV: Die ARD-Vorsitzende Monika Piel wirft in einem Interview mit dem Branchendienst " Meedia " deutschen Medienunternehmen vor, illegal im Internet Web-TV zu senden.

Piel sagt, man beobachte "seit langem, ohne bisher etwas dagegen unternommen zu haben, dass die Verlage Fernsehen im Netz machen. Dieses Web-TV ist nicht genehmigtes Fernsehen, weil die Verlage bei der Verbreitung von Rundfunkinhalten im Netz unheimlich viele Auflagen erfüllen müssten."

Dieser Vorwurf wird seit einigen Wochen laut. Mitte Juni zum Beispiel warf in einem Blog des öffentlich-rechtlichen Senders ZDF ein Autor dem Springer-Verlag vor, für Live-Sendungen im Internet keine Genehmigung eingeholt zu haben. Zur königlichen Hochzeit in Großbritannien hatte sich der Springer-Verlag etwas besonderes ausgedacht: Auf der Website der "Bild"-Zeitung und der "Welt" konnten die Besucher Ende April das Geschehen live verfolgen, im Videostream direkt aus London. Auch SPIEGEL ONLINE berichtete per Livestream von der Zeremonie.

Die ARD-Vorsitzende Monika Piel hatte schon Ende Juni Verlagen illegalen Rundfunk im Web vorgeworfen. Damals referierte ein WDR-Medienredakteur die Ausführungen der WDR-Intendantin auf tagesschau.de  - in eigener Sache quasi. Eigentlich ging es um die umstrittene iPhone-App der Tagesschau.

Doch mitten im Text taucht dieses Zitat von der WDR-Chefin auf:

"Ich kenne nicht wenige Zeitungen, die jeden Tag in ihren Blättern anpreisen, dass es "XY-TV" jetzt unter '.de' gebe. Sehr viele Zeitungen machen also Fernsehen oder sie bezeichnen es so, ohne aber alle sehr umfangreichen rundfunkpolitischen Reglementierungen auch nur irgendwie einzuhalten oder dafür eine Lizenz zu haben."

Hintergrund: Der Rundfunkstaatsvertrag schreibt für Videoangebote eine Zulassung vor, wenn diese "linear gesendet" und "zeitgleich von mehr als 500 Nutzern" (eine willkürlich festgelegte Zahl) empfangbar sind.

Wer dagegen verstößt und einfach so sendet, kann mit einem Bußgeld belegt werden. Bis zu 500.000 Euro Strafe drohen. Gegen diese Vorschrift habe "Bild" verstoßen, legt der ZDF-Autor zumindest nahe. In Bayern kann so eine Zulassung für regionales Internet-TV zum Beispiel bis zu 2500 Euro kosten. In Rheinland-Pfalz kostet ein Antrag für die Zulassung von bundesweit verbreitetem Rundfunk im Internet 1000 bis 10.000 Euro. lis

Lady-Gaga-Fans wurden Opfer eines Hackangriffs

Wie der "Rolling Stone"  berichtet, drangen Hacker in die Server der britischen Lady-Gaga-Website ein und entwendeten eine Datenbank mit E-Mail-Adressen von Gaga-Fans. Wer Newsletter von Lady Gaga bekommt, muss nun mit Spearphishing-Angriffen rechnen - in der nächsten Mail mit kostenlosen Karten für Gaga-Fans könnte sich ein Trojaner verbergen.

Sophos-Sicherheitsexperte Graham Cluley  hat sich den Fall noch etwas näher angesehen und gravierende Sicherheitsmängel in dem von den Hackern veröffentlichten Datenwust gefunden: Alle Mail-Adressen und Namen waren offenbar unverschlüsselt gespeichert.

250.000 Dollar für den Kopf eines Botnet-Meisters

Microsoft hat 250.000 Dollar für Hinweise ausgelobt , die zur Ergreifung des Programmierers des gefürchteten Rustock-Botnets führen. Rustock war einige Zeit lang die größte Spam-Schleuder des Internets. Angeblich gehörten über eine Million Computer in dieses Netzwerk gekaperter und ferngesteuerter Rechner, die für bis zu 50 Prozent des weltweiten Spam-Aufkommens verantwortlich waren - bis internationale Razzien einen Großteil der Steuerserver lahmlegten. Kurz nach der Aktion versuchte Microsoft den Druck gegen die Kriminellen mit Werbeanzeigen in großen russischen Zeitungen  zu erhöhen, in denen den Rustock-Autoren juristische Schritte angedroht wurden.

Vaterschaftstests ins Netz geleakt

Schwere Sicherheitslücke bei einem Anbieter für Vaterschafts- und Drogennachweise: Der Medizin-Dienstleister Medvet hat die Patientendaten nicht vor den Suchrobotern von Google versteckt. Damit landeten alle Patientendaten und Testergebnisse in den Google-Suchergebnissen - eine riesige Datenschutz-Blamage . Noch schlimmer: Nach Angaben des australischen Datenschutz-Kommissars Timothy Pilgrim wusste Medvet schon seit April von der Lücke - unternahm aber nichts dagegen. Das staatlich geführte Unternehmen soll sich jetzt einer Untersuchung unterziehen.

Google kauft sich in Paris ein

Bisher gab es nur ein paar diskrete Büroräume ohne großes Namensschild: Nun hat Google in Paris zugeschlagen und sich für geschätzte 150 Millionen Euro eine 10.000 Quadratmeter große Immobilie in der Innenstadt zugelegt, berichtet  die französische Nachrichtenseite Rue89 - und bewertet das als Strategiewechsel.

Die bisherige Zurückhaltung kommt nicht von ungefähr: Auch in Frankreich hat Google mit seinen kostenlosen Diensten Unternehmen und Verbände gegen sich aufgebracht. Rue89 zählt unter anderem eine geplante Google-Steuer auf, weil das Unternehmen Werbeeinnahmen lieber - völlig legal - in Irland versteuert und nicht in Frankreich, dem für das Unternehmen viertwichtigsten Land. Google soll rund eine Milliarde Euro mit Werbung in Frankreich umsetzen. ore

Zeitraffer: Nytimes.com von September 2010 bis Juli 2011

Was für ein toller Zufall: Weil ihm eine Computer-Routine abhanden gekommen war, sammelte der Freelance-Programmierer Phillip Mendonça-Vieira aus Toronto, Kanada, versehentlich 12.000 Bildschirmfotos der Frontseite der "New York Times" ein. Auf einer automatisierten Bildmontage  kann jetzt jeder sehen, wie sich Nytimes.com im Laufe eines knappen Jahres veränderte, welche Nachrichten dominierten, wie viel Gewusel kaum gesehen, kaum gelesen über die Seite huscht.

Cyber Cops mit Wasserwerfern

Kaum hatte die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) im Kampf gegen Cyber-Kriminalität neue "Cyber Cops" gefordert, schon macht sich die Netzcommunity darüber lustig: Das selbsternannte "bigberlinerbullshit"-Blog metronaut.de  zeigt eine Serie von angeblichen Plakatmotiven einer Kampagne für Cyber Cops. Darauf zu sehen: martialische Szenen von Wasserwerfern, die auf Computer zielen und von Polizisten, die mit Kettensäge und Vorschlaghammer auf Serverschränke losgehen. Slogans wie "Wir können auch anders" oder "Gegegn Computerkriminalität hilft nur Härte zeigen" zieren die offensichtlichen Satire-Plakate. kad

Außerdem:

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren