Netzwelt-Ticker Filehoster reagieren nervös auf Megaupload-Abschaltung

Die Angst geht unter den One-Click-Hostern um, nur Rapidshare gibt sich unberührt. Außerdem im Überblick: Twitter bekommt ein Büro in Deutschland, und einem Indonesier droht Gefängnis, weil er sich via Facebook zum Atheismus bekannt hat.
FBI-Nachricht auf megaupload.com: Filehoster sorgen sich um ihr Geschäftsmodell

FBI-Nachricht auf megaupload.com: Filehoster sorgen sich um ihr Geschäftsmodell

Foto: dpa

Die Schließung des Filehosters Megaupload hat die Szene der Online-Datenspeicher gehörig aufgerüttelt. Offensichtlich fürchten mehrere Verantwortliche derartiger Dienste auch für ihre Angebote ähnlich harte Konsequenzen wie für den inhaftierten Kim Dotcom und seine Web-Plattform.

So meldet "Torrentfreak", dass Filesonic, ein anderer großer Anbieter im Geschäft mit der Datenspeicherung, weitreichende Änderungen vorgenommen habe. Dem Bericht zufolge wurde das Vergütungsprogramm eingestellt, das Uploader für ihre Arbeit bislang belohnte. Überdies seien sämtliche Funktionen zum Filesharing entfernt worden. Jedes Filesonic-Mitglied habe ab sofort nur noch Zugang zu eigenem Datenmaterial. Nur was einer selbst hochgeladen habe, könne er auch wieder herunterladen, Datenaustausch mit anderen sei nicht mehr möglich . Hunderttausende, wenn nicht Millionen Links seien damit zumindest derzeit nutzlos.

Ähnlich beeindruckt von der Megaupload-Abschaltung zeigt sich allem Anschein nach auch ein anderer Anbieter. Allerdings zogen die Macher des Fileshosters Uploaded andere Konsequenzen: Sie sperrten den Zugang für Nutzer, die die Seite von einer amerikanischen IP-Adresse aus zu erreichen versuchen. Statt des gewohnten Webauftritts stoßen sie nur auf eine dürre Meldung: "Unser Service steht in ihrem Land derzeit nicht zur Verfügung." 

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Fluchtgefahr: Kim Dotcom bleibt in Haft

Foto: REUTERS TV / Reuters

Wesentlich gelassener wird die Lage beim in der Schweiz ansässigen Datendienst Rapidshare gesehen. Vom One-Click-Hoster Megaupload unterscheide sich Rapidshare schon darin, dass sich seine Verantwortlichen "nie dem rechtlichen Zugriff irgendwelcher Behörden entziehen wollten", so Chefin Andrea Zwingli . Man besitze ein ordentliches Impressum mit echten Namen. Versteckspiele über anonyme Zwischenfirmen habe Rapidshare nicht nötig. Das Unternehmen sei so legal wie Swisscom oder YouTube. Unternehmenssprecher Daniel Raimer ergänzte : "Wir sind wegen der Polizeiaktion weder besorgt noch gar verängstigt. An sich ist Filehosting ein legales Geschäft."

Studie sieht Jugendliche hilflos gegenüber Cybermobbing

Was sich früher auf den Pausenhof oder Schulweg beschränkte, erstreckt sich heute weit ins Internet: Mobbing von Kindern und Jugendlichen durch Mitschüler. Nur mit dem Unterschied, dass die Opfer gegen die Netz-Hetze noch hilfloser sind als schon in der realen Welt. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Studie der TU Berlin (PDF) , deren Forscher das Verhalten von Jugendlichen untersuchten, die Zeugen von Mobbingattacken übers Internet oder Handy wurden. Die meisten blieben solange passiv, wie keine persönlich Bekannten oder Freunde betroffen seien, erst dann würden sie eingreifen.

Ein Drittel aller Jugendlichen sei bereits Ziel eine Cybermobbing-Attacke geworden, die Angriffe reichten von Beschimpfungen über Verleumdungen bis zur Veröffentlichung entwürdigender Fotos oder Videos und Gewaltandrohungen. Die Gruppe der befragten Jugendlichen war allerdings mit 30 sehr klein und konnte daher keine repräsentativen Ergebnisse liefern.

Twitter will Niederlassung in Deutschland eröffnen

Twitter-Mitgründer Jack Dorsey erklärte am Wochenende auf der Münchner DLD-Konferenz, der Microblogging-Dienst werde bei der Zahl seiner Mitglieder demnächst die 500-Millionen-Grenze knacken. Trotzdem habe gerade der deutsche Markt noch viel Potential, darum wolle sein Unternehmen demnächst eine Dependance im Lande eröffnen . Für das geplante Büro laufe gerade die Suche nach geeigneten Mitarbeitern. Immerhin schließe sich so ein Kreis: Der erste Twitter-Programmierer Florian Weber arbeitete von Hamburg aus. Bisher betreut das Londoner Büro den deutschen Markt.

Google schaltet weitere Dienste ab

Der weltgrößte Suchmaschinenbetreiber veranstaltete dieser Tage wieder einmal Hausputz bei seinen Zusatzdiensten. Davon betroffen ist zum Beispiel das erst 2010 veröffentlichte Google Message Continuity (GMC), eine Notfallspeicher für E-Mails, den vor allem Unternehmenskunden nutzen sollten. Auch der Foto-Bearbeitungsdienst Picnik wird eingestellt. Am 19. April ist Schluss, bis dahin können Nutzer ihre damit erstellten Bilder herunterladen und sichern. Eine Auflistung weiterer Dienste, die beendet werden, gibt's beim Googleblog .

Auch das noch:

  • Indonesier drohen fünf Jahre Haft für Atheismus-Bekenntnis auf Facebook:  "Gott existiert nicht", diese Facebook-Mitteilung eines Indonesiers wurde inzwischen zwar wieder gelöscht, aber dennoch sieht sich der Mann einem Verfahren wegen Blasphemie gegenüber. Im islamischen Indonesien droht ihm eine langjährige Gefängnisstrafe. Menschenrechtler protestieren, Unterstützer fordern dazu auf, alle sollten sich via Twitter und Facebook als Atheisten bekennen: "Sie können uns nicht alle einsperren."
  • AK Vorrat warnt vor europaweitem Missbrauch der Vorratsdatenspeicherung:  Während die EU-Kommission den Datenschutz auf dem Kontinent vereinheitlichen will, erhebt der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung schwere Vorwürfe gegen den europaweiten Missbrauch der Datenaufzeichnung. Egal wie die Behörden die Maßnahmen jeweils nennen würden, "immer werden dabei durch die Telekommunikationsanbieter sensible Bewegungsprofile der Kunden für lange Zeit gespeichert", geben die Datenschützer zu bedenken.
  • Daimler kauft sich bei MyTaxi ein:  Mit der Handy-App eine Taxe rufen und den Fahrer auch gleich bewerten. Diese Idee findet Autobauer Daimler so interessant, dass er sich über das Tochterunternehmen Car2go mit 10 Millionen Euro beim Start-up MyTaxi einkauft. Schon jetzt sollen bundesweit 7000 Taxifahrer in 30 Städten die Alternative zum herkömmlichen Taxiruf nutzen.
  • Hintergrund: Warum Apple in China produzieren lässt . Die "New York Times" macht sich Gedanken über die Ursachen, die Apple fast seine gesamte Produktpalette in China fertigen lassen und was US-Politiker davon lernen können. Entscheidend seien nicht die Kosten (die seien in den USA sogar niedriger). Tatsächlich würden die logistischen Bedingungen in China den Ausschlag geben. Dort könne in zwei Wochen eine Fabrik mitsamt knapp 9000 Ingenieuren aus dem Boden gestampft werden. In Amerika würde das hingegen ein Dreivierteljahr dauern.

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