Netzwelt-Ticker Griechische Polizei verhaftet "Star-Hacker"

Er räumte Online-Konten leer und brach in eine FBI-Website ein - jetzt meldet die griechische Polizei die Festnahme des mutmaßlichen Hackers: 18 Jahre, wohnhaft bei Mama. Außerdem im Überblick: Umstrittenes Urteil, Scheitern in Deutschland und selbstgerechte Stellungnahme.
Sichergestellt von der griechischen Polizei: Munition, 120 gefälschte Kreditkarten, Geld

Sichergestellt von der griechischen Polizei: Munition, 120 gefälschte Kreditkarten, Geld

Foto: STR/ AP

Die griechische Polizei hat nach eigenen Angaben einen seit Jahren gesuchten Hacker festgenommen: Dem heute 18-jährigen A. wird zur Last geworfen, in die Websites von FBI und Interpol eingebrochen zu sein und mit Hilfe von Banking-Trojanern Geldkartenbetrug im großen Stil durchgeführt zu haben. Bei einer Hausdurchsuchung, so berichtet die griechische Tageszeitung "Ta Nea" , beschlagnahmten die Polizisten 120 Kreditkarten, Tausende Euro Bargeld, Schrotgewehr-Munition und einen selbstgebauten Brandsatz.

Den 18-Jährigen, der unter dem Hacker-Pseudonym Nsplitter aktiv gewesen sein soll, erwarten nun Anklagen wegen Computerbetrug, Fälschung, Verletzung von Datenschutzgesetzen und Besitz illegaler Waffen.

Mit dem erbeuteten Geld soll A. in Aktien von 48 griechischen Firmen investiert haben. Eine Geldwäsche-Kommission soll nun die weiteren finanziellen Aktivitäten des jungen Hackers durchleuchten. Die griechischen Ermittler erwarten wegen des FBI-Einbruchs ein Auslieferungsgesuch der USA.

Ob es sich bei A. aber um den "Star-Hacker" handelt, zu den ihn nun die griechischen Behörden und viele Medien erheben? Eher nicht: Im Vergleich zum aktuellen Hack-Angriff auf die Citigroup nimmt sich Nsplitter höchstens wie ein Kleinkrimineller aus. Diese Wahrnehmung unterstützen auch die Behördenberichte, wonach der Hacker auf den Websites von FBI und Interpol einfach nur Protz-Nachrichten hinterließ - seinen eigenen Angaben zufolge waren diese sogenannten "Defacements" Hacker-Ehrensache.

Die Festnahme erfolgte widerstandslos, nachdem ein Server identifiziert wurde, mit dem A. versucht haben soll, seine Spuren zu verwischen. Jugendlichen Leichtsinn soll den Hacker nach eigenen Aussagen angetrieben haben, als er mit 13 Jahren seine erste Online-Tat beging. Mit dem Betrug habe er nur eine Möglichkeit gesehen, um an "leichtverdientes Geld" für sich und seine Mutter, bei der er bis zur Festnahme wohnte, zu gelangen.

US-Gericht schwächt Rechte von Bankenkunden

Ein amerikanisches Bundesgericht hat entschieden, dass ein Kleinunternehmer, dem Online-Betrüger per Banking-Trojaner das Geschäftskonto plünderten, auf seinem Schaden sitzen bleibt. Der Unternehmer hatte auf Erstattung von immerhin 345.000 Dollar geklagt, weil die Bankmitarbeiter die betrügerischen Überweisungen erkennen und verhindern hätten müssen. Das sah das Gericht anders: Die Bank habe mit einer Kombination aus Passwort und Sicherheitsfrage für den Banking-Zugang genug für die Sicherheit des Kunden getan.  Das Urteil ist zwar noch nicht rechtskräftig, Beobachter gehen aber davon aus, dass der beaufsichtigende Richter nichts mehr am Urteil ändern wird.

Welche Folgen das Urteil für amerikanische Banking-Kunden hat, darüber streiten sich nun US-Sicherheitsexperten. Einige sehen die Kunden stärker in der Pflicht genommen, andere eine deutliche Schwächung der Rechte von Banking-Kunden. Zumal die von Gericht gelobten Sicherheitsmechanismen in Wirklichkeit keinen zusätzlichen Schutz böten. Sicherheitsexperte Brian Krebs hat das Für und Wider und die technischen Details des Kontoraubs  analysiert.

Warum scheitern E-Bücher in Deutschland?

Die Deutsche Welle geht der spannenden Frage nach, warum der Verkauf von E-Bücher in den Vereinigten Staaten explodiert und in Deutschland kaum aus den Startlöchern kommt . Während bei US-Amazon pro 100 Papierbücher 105 digitale Bücher verkauft werden, kommt in Deutschland gerade einmal ein E-Buch auf 100 verkaufte Papierbücher.

Die möglichen Gründe: Geiz und Tradition. Während in den Vereinigten Staaten E-Bücher meist deutlich günstiger sein können, sei in Deutschland der Preisunterschied kaum zu merken - in den von der Deutschen Welle dazu zitierten Studien ist dabei nicht einmal die Rede von dem gewaltigen Markt für günstige Ramschbücher.

Der andere Grund für die E-Buch-Scheu sei der hohe kulturelle Wert gedruckter Worte im Lande Gutenbergs (und Guttenbergs?). Das sehe man allein daran, dass Bücher noch immer geschätzte Geschenkartikel sind. In jedem kleinen Dorf gebe es Bücherläden - ein echtes Buch zu kaufen, sei ganz einfach: einfacher.

Anonymous bezieht Stellung zu Nato-Papier

Mit einem offenen Brief nehmen Online-Aktivisten von Anonymous Stellung  zu einem Nato-Berichtsentwurf zum Thema Cyber-Sicherheit . In diesem Bericht erklären die Nato-Autoren Anonymous als ein Beispiel für die Gefahren von "Hacktivismus", also die Verfolgung politischer Ziele mit Hacker-Methoden; im Falle Anonymous sind das vor allem Transparenz und ungehinderte Kommunikation.

In ihrer Stellungnahme erklären die Anonymous-Mitglieder, warum sie tun, was sie tun: um die Demokratie zu schützen. "Anonymous will daran erinnern, dass die Regierung und das Volk [...] zwei voneinander verschiedene Entitäten mit oft widersprüchlichen Zielen sind." Die Hack-Aktionen von Anonymous dienten demzufolge dem Schutz der Bevölkerung vor einer geheimniskrämerischen Regierung. Ob so viel Selbstgerechtigkeit der Nato zu denken geben wird, bleibt fraglich: Mit solchen Statements wirkt Anonymous eher wie eine Online-Terroristenzelle als ein Menschenrechtsverein.

Willkommen in der Nerd-Hölle

Viel war die Rede von dem letzten Ziel aller Nerds, einst mit den Autoren ihrer Lieblingsromane, Taschenrechneranleitungen und Rollenspiel-Quellheften im Binär-Walhalla vereint zu sein, für ewig und immer am Lötkolben zu schnuppern und krude Befreiungstheorien à la Anonymous zu schmieden. Aber wo kommen Nerds hin, die vom Glauben abgefallen sind, die vielleicht mit einem Mac liebäugelten oder zu oft bei frischer Luft in die Sonne blinzelten? Die kommen in die Nerd-Hölle in denen Schauspieler Richard Dreyfuss die iTunes-Nutzungsbedingungen mit dramatischer Stimme vorliest. Für immer. Wie sich das anhört, kann - und sollte - jeder bei Cnet selbst herausfinden .

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