Netzwelt-Ticker Jede 12,5-millionste Spam-Mail ist erfolgreich

Spammer haben nur selten Erfolg - aber noch immer genug, um viel Geld zu verdienen. Außerdem: Hessen-Wahl findet ohne Wahlcomputer statt, die US-Armee geht mit Kriegs-Videos auf Rekrutenjagd und der Guns-n’-Roses-Blogger bekennt sich schuldig. Das und mehr im Überblick.

Wer fällt eigentlich auf Spam-Nachrichten rein? Wer kauft sich all die Potenz-Pillen, gefälschten Rolex-Uhren und schließt dubiose Geldtransferdeals ab? Die gute Nachricht: Praktisch niemand. US-Forscher haben sich in ein Botnetz gehackt und untersuchten Millionen von Spam-Nachrichten.

Ihre Ergebnisse werfen ein gutes Licht auf die Menschheit: Nur jede 12,5-millionste Spam-Mail führt zum Erfolg . Für Spammer lohnt sich die Nerverei trotzdem. Mit den Einnahmen bezahlen sie die Botnetz-Miete und machen nebenher einen kleinen Reibach. Um das herauszufinden, brachten Forscher der University of California (San Diego) einen kleinen Teil des berüchtigten Storm-Botnetzes unter ihre Kontrolle. Einen Monat lang kidnappten sie 75.869 infizierte Bot-Rechner und manipulierten die von ihnen versandten Spam-Nachrichten so, dass potenzielle Kaufinteressenten auf eine von den Forschern ebenso kontrollierte Website umgeleitet wurden ( PDF-Datei, 2 MB ).

Bei 350 Millionen verschickten Spam-Nachrichten kamen nur 28 Käufe zustande - ein Tageseinkommen von immerhin fast 70 Euro. Da die Forscher vermutlich nur 1,5 Prozent des gesamten Storm-Botnetzes kontrollierten, schlossen sie, dass mit dem gesamten Netz von Zombierechnern täglich rund 5.500 Euro eingespielt werden können.

Dass sich Internetkriminalität selbst mit hanebüchen erfolglosen Methoden lohnt, beweisen die sogenannten Nigeria-Betrüger: Seit den achtziger Jahren suchen sie mithilfe von Briefen, Faxen und E-Mails Helfer für eine kleine Finanztransaktion.

Der Trick geht so: Angeblich müssten ein paar Millionen Dollar außer Landes geschafft werden únd den Helfern bei dieser Aktion winke eine große Provision. Die Betrugsmails wecken Mitleid und Gier, eine tolle Mischung! Jetzt packen Spammer noch eine Komponente drauf: Der Sydney Morning Herald fand heraus , dass sie mit Facebook-Profilen versuchen, Vertrauenswürdigkeit vorzutäuschen, um so leichter Opfer zu finden.

Landtagswahl in Hessen ohne Wahlcomputer

Das hessische Landesministerium bestätigte heute gegenüber heise online , dass sie keine Verwendungsgenehmigung für den Einsatz von Wahlcomputern zur hessischen Landtagswahl erteilt.

Die Neuwahl ist aufgrund der rot-grünen Minderheitsregierung nötig und findet am 18. Januar 2009 statt. Sie fällt somit in den Zeitraum, in dem die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes in Bezug auf die Klage von Wählern und Wahlvorständen über die nicht mehr kontrollierbare elektronische Stimmerfassung und -zählung erwartet wird.

Obwohl die Geräte des niederländischen Herstellers Nedap leicht zu manipulieren sind und eine Manipulation auch im Nachhinein nicht immer ersichtlich ist, wurden sie Anfang des Jahres zur Parlamentswahl in acht Städten und Gemeinden eingesetzt. Der hessische Staatsgerichthof lehnte die einstweilige Anordnung aus Karlsruhe am 23. Januar 2007 ab - vier Tage vor der Wahl.

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US-Army rekrutiert per Irak-Webcast

Die US-Army braucht mehr Soldaten. Seit Jahren setzt sie dafür auf Web-2.0-Techniken. Die US-Marines suchen beispielsweise nach "Freunden" auf Myspace. Jetzt sollen Netzvideos direkt aus dem Irak-Krieg Interessenten zwischen 17 und 24 Jahren Lust aufs Berufssoldatentum machen: Seit dem amerikanischen Veteranentag an diesem Dienstag bietet die goarmy.com-Website unter der Rubrik "Straight From Iraq" (Direkt aus dem Irak) Videos, die zeigen sollen, "wie es wirklich ist, im Nahen Osten eingesetzt zu werden."

Die Videos drehen angeblich "die Männer und Frauen, die dort stationiert wurden." Wer Fragen zum Einsatz und Leben im Kriegsgebiet hat, solle sie doch einfach den Soldaten vor Ort stellen: "Die Soldaten sind für Deine Fragen bereit." Die "New York Times" hat sich die Armee-Videos genauer angeschaut .

Sony mit DRM-freier Musik für iTunes?

Das 9to5mac.com-Blog will erfahren haben , dass das große Musiklabel Sony BMG "in den nächsten Wochen/Monaten" in Apples iTunes-Plus-Programm einsteigen will und so über iTunes Musikdateien ohne Kopierschutz anbieten könnte. Bislang ist EMI das einzige Label, das DRM-freie Musik über iTunes Plus verkauft.

Sollte sich das Gerücht als wahr erweisen, könnten auch die Universal Music Group und Warner Music Group unter Druck geraten, sich anzuschließen. Laut Techspot-Blog  wollen die beiden Labels nicht auf Apples DRM-freien-Zug aufspringen, um Apples Marktanteil an digitalen Musikdownloads klein zu halten.

"Guns n’ Roses”-Blogger bekennt sich schuldig

Als ein Blogger im August dieses Jahres neun unveröffentlichte Songs vom lang erwarteten (oder, je nach Perspektive: lang befürchteten) Guns-n’-Roses-Album "Chinese Democracy" vor der Veröffentlichung ins Netz stellte, war der Aufschrei groß: 15 Jahre lang hatte die kalifornische Rockband kein Album veröffentlicht. Ein neues, gar letztes Album der 90er-Ikonen galt als Seifenblase der Musikgeschichte und würde wohl nie veröffentlicht werden. Und dann diese Tracks...

Der "Rolling Stone" lud sich die Songs herunter  und konnte kaum an sich halten: "Die gute Nachricht ist, dass man das Gefühl hat, etwas unanständiges zu tun. Die schlechte Nachricht ist, dass die Lieder größtenteils Mist sind."

Kurz darauf bekam der Blogger Besuch vom FBI, wurde festgenommen und gegen eine Kaution von 10.000 Dollar bis zur Verhandlung am 8. Dezember wieder auf freien Fuß gesetzt. Wie jetzt bekannt wurde, bekannte sich der Beschuldigte noch vor der Verhandlung als schuldig, was ihm eine geringere Strafe einbringen wird. Zuvor stuften die Behörden schon die Anklage von einer Straftat zu einem Vergehen herunter.

Für den 27-Jährigen Angeklagten bedeutet das eine Höchststrafe von einem Jahr Gefängnis. Zusammen mit dem Schuldeingeständnis und seinem tadellosen Führungszeugnis, so das Wired-Blog Threat Level , könnte er aber ganz ohne Freiheitsstrafe davon kommen.

Pionier der Computerschrift wird 90 Jahre alt

Der Typograf Hermann Zapf  ist 90 Jahre alt geworden. Zapf setzte sich bereits in den frühen 1960er Jahren mit Typografie und Computerprogrammen auseinander. Sein Bemühen wurde aber nur müde belächelt, da der computergestützte Schriftsatz zu der Zeit als Ding der Unmöglichkeit galt. Er verfolgte den Ansatz aber beharrlich weiter und besetzte 1976 weltweit die erste Professur in diesem Bereich.

Zapf arbeitete auch als Kalligraf und gestaltete Bücher, wie etwa 1960 die Charta der Vereinten Nationen. Bis heute entwarf er über 200 Schriften. Zu seinen Bekanntesten zählen die Palatino, Optima und Zapf Dingbats.

Auch seine 90 jährige Frau Gudrun Zapf-von Hesse, die er 1951 heiratete, entwirft Schriftarten. Zu ihrem Portfolio zählen unter anderem die Diotima Antique und die Smaragd. Auch im hohen Alter arbeiten beide noch intensiv an Entwürfen und der Verbesserung von zahlreichen Schriften.

AP

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