Netzwelt-Ticker Rupert Murdoch will Geld von Google

Newscorp-Chef Rupert Murdoch: Holt den Knüppel aus dem Sack
Foto: KEVIN LAMARQUE/ REUTERSDie unendliche Geschichte um den Clinch zwischen Medientycoon und Google geht in eine neue Runde. Der Besitzer des "Wall Street Journal" und anderer Blätter stört sich bekanntlich daran, dass der Suchmaschinist Zeitungsartikel aus seinem Medienreich indexiert und somit Lesern zugänglich macht, ohne dafür zu bezahlen. Also plant Murdoch nach dem Bericht des "New York Magazine", den Internetriesen zu verklagen. Natürlich könnte Murdoch Google sehr einfach ausschließen. Aber warum leise, wenn es auch mit Getöse und Aussicht auf Reibach geht? Das scheint das Motto des Zeitungsmannes zu sein.
Offensichtlich schwebt ihm ein ähnliches Abkommen vor, wie er es bereits seit einiger Zeit mit dem Microsoft-Suchdienst Bing anstrebt. Nach dem Willen Murdochs würde Bing für Inhalte seiner Titel zahlen, dafür würden diese einzig in den Bing-Suchergebnissen erscheinen, aber nicht länger bei anderen Diensten wie Google. Doch anscheinend zeigt sich Google von diesen Drohungen bislang unbeeindruckt und für den Geschmack des Medienzaren nicht devot genug. Dabei seien Google und Co. doch auf seine Inhalte angewiesen.
Jetzt den Knüppel aus dem Sack - was sich allerdings schnell als leere Drohgebärde entpuppen könnte. Denn abgesehen von dem Umstand, dass Googles Suchroboter nach wie vor Zutritt zum Murdochreich haben, könnten deren Aussperrung und eine Klage empfindliche Folgen haben. Immerhin schaufelt Google einen erheblichen Teil der Leserschaft von seinen News-Seiten zu den Murdoch-Titeln herüber.
Ubisoft zwingt Gamer zu Online-Überwachung
Lange Gesichter bei den Fans von "Assassin's Creed 2". Die Zeiten sind vorbei, in denen der Gamer allein vorm Computer hocken und nach Herzenslust zocken konnte. Nun geht ohne permanente Online-Verbindung gar nichts mehr. Grund ist ein neues, vom Hersteller Ubisoft Anfang März eingeführtes Kopierschutzsystem. Das sieht nicht nur eine Online-Aktivierung der Software vor, außerdem muss der Spieler noch ein eigenes Ubisoft-Konto anlegen. Dort werden dann die jeweiligen Spielstände abgespeichert. Letzteres ist als Fußangel für Cracker gedacht, die schon bald einen Weg finden dürften, die Online-Registrierung zu umgehen. Was aber nichts nützt, wenn die Spielstände ebenfalls nur im Web gespeichert werden können. Pech auch für den ehrlichen Gamer, der nur eine wacklige Internetverbindung hat. Reißt die nämlich ab, sind auch die erreichten Spielstände perdu, mindestens bis zum letzten Checkpoint.
"Futurezone" berichtet von massiver Verärgerung unter den zahlenden Kunden, die nun sämtlich unter Generalverdacht gestellt werden und außerdem befürchten, demnächst auch zur Finanzierung der Serverkosten herangezogen zu werden. Ubisoft dagegen begründete seinen Schritt mit der Bekämpfung von Raubkopien und will das System sogar noch ausweiten. Demnächst sollen auch Spiele wie "Die Siedler 7", "Silent Hunter 5", "Splinter Cell: Conviction" und "Prince of Persia: The Forgotton Sands" in die Online-Überwachung einbezogen werden. Jetzt warten die Netzexperten, wie lange es wohl dauern mag, bis die Ubisoft-Macher zu den gleichen Erkenntnissen kommen wie die Kollegen von Electronic Arts. Die hatten bei "Spore" oder "Mass Effect" ähnlich restriktive Kopierschutzmaßnahmen eingeführt. Nach Proteststürmen seitens der verärgerten Kundschaft wurde die Online-Aktivierung wieder abgeschafft.
Großbritannien will W-Lan einschränken
In Großbritannien soll demnächst ein Gesetz verabschiedet werden, das faktisch das Ende freier W-Lan-Hotspots, zum Beispiel in kleinen Läden, Cafés oder Büchereien, bedeuten würde. Denn jeder Betreiber eines solchen Internetzugangs soll künftig unter das Gesetz zur digitalen Urheberrechtsverletzung fallen. Was im Rahmen der Störerhaftung bedeutet, sie müssten für etwaige Urheberrechtsverletzungen seitens Dritter haften, bis hin zur Abschaltung der Internetverbindung. Ein finanzielles Risiko, das sich kleine Gewerbetreibende nicht leisten können. Zudem sie auch noch verpflichtet wären, sämtliche Verbindungen abzuspeichern. Nicht einmal öffentliche Bibliotheken könnten von dieser Regelung ausgenommen werden. Wie Lord Anthony Young vom Handelsministerium erklärte, "würde das ein völlig falsches Signal senden und könnte sogar zur Bildung von Tarnorganisationen führen, die eine Ausnahmeregelung beantragen und zur Drehscheibe von Urheberrechtsverletzungen werden würden".
Mit dem Strafrecht bald auch gegen Filesharer in Österreich?
In Österreich könnte bald mit Kanonen auf Spatzen geschossen werden. Eine bevorstehende Änderung der Strafprozessordnung soll noch im ersten Halbjahr 2010 im Rahmen des neuen Mediengesetzes zur Vorlage kommen. Und die sieht vor, dass auch im Falle eigentlich zivilrechtlicher Fragen wie Urheberrechtsverletzungen gerichtliche Vorerhebungen angestrengt werden können. Was für Internetprovider die Verpflichtung bedeuten würde, den jeweiligen Inhaber hinter einer IP-Adresse zu nennen. Auch wenn davon an sich nur Delikte betroffen sind, die mit mehr als einem Jahr Haft bedroht werden, könnten auch Filesharer ins juristische Visier geraten. Wenn die nämlich übliche, weit verbreitete Tauschbörsenprogramme verwenden, kann ihnen das als gewerbsmäßige Verletzung des Urheberrechts ausgelegt werden. Auf die stehen in Österreich bis zu zwei Jahre Gefängnis.
EU bei Acta gegen Three-Strikes-Regel
EU-Handelskommissar Karel de Gucht hat zum Thema des Anti-Raubkopierer-Abkommen Acta erklärt, er unterstütze die Forderungen nach einem abgeklemmten Internet für mehrfach ertappte Online-Raubkopierer nicht. Das teilte ein Kommissionssprecher "Zdnet UK" mit. Auch wenn in der EU die einzelnen Staaten hinsichtlich Netzsperren verschiedene Strategien verfolgten, sei eine entsprechende EU-weite Regelung nicht erforderlich. Das ist in Sachen Acta-Abkommen die bisher deutlichste Stellungnahme aus EU-Kreisen.
US-Regierung zieht bei Internetkontrolle die Zügel an
Hingegen setzt die US-Regierung jetzt wirklich auf "Change". Der Wechsel soll die bisher vom Grundsatz "Lasst das Internet in Ruhe" bestimmte Internetpolitik verändern. Die neue Richtung soll auf verstärkten Jugendschutz, IT-Sicherheit und Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen setzen. Der Vizefinanzminister Larry Strickling erklärte, dazu bedürfe es einer breiten Debatte, die aber sicherlich neue Gesetze zur Folge haben werde. Immerhin sei das Internet heute sowohl ein wirtschaftliches als auch soziales Netzwerk. Und da müssten " Regeln ernster genommen" werden.
Last-Minute-Aufruf zur Elena-Petition
Die Bürgerrechtsfreunde des FoeBuD ruft dazu auf, schnellstens die Online-Petition gegen den elektronischen Entgeltnachweis (Elena) zu unterzeichnen. Der verpflichtet alle Arbeitgeber, zahlreiche Daten ihrer Angestellten an die Deutsche Rentenversicherung zu melden. Dieses Material soll dann in einer zentralen Datenbank erfasst werden. Wie der FoeBuD erklärt: "Neben persönlichen Angaben wie Name, Anschrift, Geburtstag werden auch Angaben über den Verdienst, die Ausbildung, die genommenen Urlaubstage und vieles mehr gespeichert (die "gemeinsamen Grundsätze der Datenbeschreibung" umfassen 41 Druckseiten)." Und fasst zusammen: "Elena wird deswegen bereits als 'Vorratsdatenspeicherung 2' bezeichnet. Die Petition kann noch bis zum Dienstag, 2.3.2010 unterzeichnet werden." Wer mitzeichnen möchte, kann das auf der entsprechenden Seite des Deutschen Bundestages tun.
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