Netzwelt-Ticker Schlechte Zeiten für Abmahner

Schluss mit dem Abkassieren bei Bloggern und Forenbetreibern: Ein Gericht verneint die Pflicht zur Vorabprüfung von Leser-Kommentaren. Außerdem: Herrenlose Notebooks, Israel bastelt an zentraler Biometriedatenbank, Scotty schafft es nicht ins All. Das und mehr im Überblick.

In den wogenden Kampf um Störerhaftung und die Mitverantwortung von Blog- und Forenbetreibern für justiziable Beiträge Dritter hat sich jetzt das Amtsgericht Frankfurt/Main eingeschaltet. In einem aktuellen Urteil wurden Administratoren von der Verpflichtung freigesprochen, Kommentare vor ihrer Veröffentlichung generell auf ihre Rechtskonformität hin zu überprüfen. Denn auch Blogs und Foren stünden unter dem Schutz von Presse- und Meinungsfreiheit .

Im konkreten Fall ging es um ehrverletzende Äußerungen eines Benutzers gegenüber einem anderen, der darauf den Blogbetreiber verklagte. Zu Unrecht, so die Richterin, denn der Blogbetreiber habe die strittige Äußerung weder selber gemacht noch sich daran beteiligt. Die generelle Pflicht zur Vorabzensur von Leser-Kommentaren würde die Meinungsfreiheit in unzulässiger Weise einengen.

Allerdings zog die Juristin eine deutliche Grenze: den entsprechenden Schutz würden nur nichtkommerzielle Foren und Blogs genießen, gewerbliche Meinungsplattformen sind von dem Urteil nicht erfasst (AZ 31 C 2575/07-17).

Laptopfalle Flughafen

Es gibt nichts, was die Leute nicht liegen lassen. Brillen, iPods, Handys, all das fällt in Massen an, sehr zur Freude der Versteigerer der Fundbüros. Aber dass auch Besitzer von nun wirklich etwas kostspieligeren Geräten wie Laptops genauso schusselig sind, verwundert doch.

PC-Hersteller Dell ließ in einer Studie die Schwundrate von Klapprechnern an Flughäfen feststellen, und die Zahlen sind beeindruckend: jede Woche gehen in Europa 3300 Notebooks verschütt. Am effizientesten verschlampen die Briten , der Londoner Flughafen Heathrow "frisst" allein 900 Geräte in der Woche, während die Kollegen des Pariser Flughafens Charles de Gaulle an die 700 Rechner verlieren.

Israel plant biometrische Datenbank

Die israelische Regierung trägt sich mit Plänen für eine Datenbank, in der biometrische Daten wie Porträtfotos und Fingerabdrücke aller israelischen Bürger erfasst werden soll. Diese Angaben würden dann für biometrische Ausweisdokumente verwendet . Die Maßnahmen sollen die Fälschung der Dokumente erschweren und außerdem in Fällen von Terroranschlägen helfen, die Opfer schneller zu identifizieren.

Besonders gegen die Einrichtung einer zentralen Datenbank richten sich die Proteste von Bürgerrechtsgruppen, kein anderes westliches Land verfüge über eine so weitreichende Datenerfassung.

Scotty bleibt unten

Auch im dritten Versuch ist das private Raketenprojekt SpaceX am Versuch gescheitert, eine zweistufige Rakete namens "Falcon 1" in die Erdumlaufbahn zu bringen. Das vom einstigen PayPal-Gründer Elon Musk finanzierte Vorhaben soll kommerziell erfolgreiche Weltraumtransporte ermöglichen, zu wesentlich günstigeren Preisen als derzeit durch NASA-Shuttles. Doch bisher endeten die Hoffnungen in teuren Verlusten.

Am Samstag wurde es besonders kostspielig, an Bord der "Falcon 1" waren nämlich drei Satelliten, darunter einer, der im Auftrag des Verteidigungsministeriums ins All gebracht werden sollte .

Interessanter dürfte der Unfall für die Star-Trek-Fangemeinde sein. Denn unterm Frachtgut war auch ein Teil der Asche des vor drei Jahren verstorbenen James Doohan, Trekkies besser als Bordmechaniker "Scotty" an Bord der ersten "Enterprise" bekannt. Doohans Angehörige versuchen seit 2005, Scottys Überreste ins All zu befördern, Erfolg hatten sie bisher nur für wenige Minuten im April 2007: Da beförderte eine SpaceLoft-XL-Rakete Scottys Mini-Urne kurzzeitig ins All. Weil die SpaceLoft-Raketen aber keine Höhen erreichen können, die ein Orbit ermöglichen, folgte kurz darauf Scottys Rückkehr am Fallschirm.

Diesmal sollte der Aufenthalt im All längerfristig ausfallen, fiel dann aber nicht nur für Scotty aus, sondern auch für rund 200 weitere Verstorbene, die im All bestattet werden sollten.

Finanzier Musk will sich auch von der jüngsten Enttäuschung nicht von seinem Vorhaben abhalten lassen, er werde "niemals aufgeben, und damit meine ich nie" .

Warum Facebook und MySpace in Japan scheitern

In Japan heißt der Platzhirsch beim Social Networking weder Facebook noch MySpace, sondern Mixi. Alle Versuche der amerikanischen Seiten, auch in Fernost Fuß zu fassen und etwas vom lukrativen Werbemarkt abzubekommen, sind bislang gescheitert.

Der in Japan beheimatete "TechCrunch"-Autor Serkan Toto findet das sehr erklärlich: Die typisch amerikanische "was bei uns funktioniert, funktioniert überall"-Haltung  finde ihre Grenzen an der ganz anders aufgebauten Kultur des Kennenlernens und Umgangs in Japan. Diese Arroganz habe sich auch in der Tatsache gezeigt, dass die US-Netzwerker geschlagene vier Jahre gebraucht hätten, um auch in Tokio Büros zu eröffnen. Überdies hätten die Amerikaner es versäumt, sich rechtzeitig um einen lokalen Partner zu bemühen, dessen Kooperation sie durch die Eigenheiten und Fährnisse japanischer Gegebenheiten hätte steuern können.

Sag mir, wieviel Kindles sind

Ein großes Geheimnis hat das Online-Kaufhaus Amazon bisher darum gemacht, wieviele Exemplare seines elektronischen Buches Kindle es hat absetzen können. Jetzt ist eine Zahl aufgetaucht: 240.000. So viele Geräte sind seit dem Verkaufsstart im November über den virtuellen Ladentisch gegangen, will "TechCrunch" aus Insiderquellen erfahren haben, was dem Unternehmen einen Umsatz von knapp 100 Millionen Dollar  beschert hätte.

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