Netzwelt-Ticker Spam-Mails sind unheimlich erfolgreich

Neugierige und unbedarfte Nutzer verhelfen Spam zum Erfolg. Bei einer Studie öffnete jeder zweite Nutzer die Werbepost. Außerdem: Der YouTube-Ausfall war kein Hack, sagt Google, und US-Entwicklungshilfe soll es nur für Staaten geben, die Cybercrime-Gangster jagen. Das und mehr im Überblick.
Kochschinken: Ein Gag über das Dosenfutter gab der Werbepost den Namen

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Foto: Paul Sakuma/ AP

Warum lohnt sich eigentlich Spam? Eine weitere Antwort auf diese Frage liefert eine Studie der Messaging Anti-Abuse Working Group (MAAWG), für die 3716 Internetnutzer in Nordamerika und Westeuropa zu ihrem Umgang mit Spam-Mails und Internet-Bots befragt wurden ( PDF-Datei, 472 KB ). Die Hälfte der Befragten hatte demnach schon einmal eine Spam-Mail geöffnet, viele sogar Links oder Anhänge der Werbepost geöffnet. Die Hälfte derjenigen, die schon einmal Spam-Mails geöffnet hatten, tat dies aus Neugier oder um sich aus dem Spam-Verteiler auszutragen; eine sehr, sehr schlechte Idee, bestätigt man dadurch dem Absender doch nur: Ja, diese Adresse funktioniert.

Besorgniserregend ist auch die in der Studie untersuchte Selbsteinschätzung bezüglich Trojanern, die sich vom Nutzer unbemerkt in illegale Botnetze einklinken und eine Fernsteuerung des Rechners ermöglichen. Zwar gaben 84 Prozent der Befragten an, von Bots zu wissen - die meisten fühlten sich aber sicher vor ihnen. Nur ein Drittel schätzte die Gefahr hoch ein, von so einem Trojaner befallen zu werden.

Verantwortlich für die Risikoeindämmung seien demnach auch weniger die Surfer als vielmehr die Internet-Provider, E-Mail-Anbieter oder Antivirus-Hersteller. Weniger als die Hälfte der Befragten sah sich selbst in der Pflicht, die Verbreitung von Spam und Viren zu verhindern. Ars Technica hat die Studie auseinandergenommen und urteilt arrogant: "Idioten-User öffnen immer noch absichtlich Spam  und klicken drauf." Die ORF Futurezone nennt das Ergebnis passender das "Mir passiert schon nichts"-Syndrom .

Google dementiert Gerüchte um YouTube-Ausfall

Nein, weder ein neuer Google-Hack noch eine Vergeltungsaktion seien der Grund für den YouTube-Ausfall am Donnerstag , teilt Internetunternehmen Google mit. Schuld seien vielmehr "technische Probleme" gewesen und nicht etwa eine Denial-Of-Service-Attacke oder eine andere Racheaktion für Googles Rückzug aus China. "YouTube ist wieder da, nachdem ein technisches Problem behoben wurde," heißt es in einem Statement des Unternehmens. Zu den Details äußere man sich grundsätzlich nicht.

Gerade einmal eine Stunde lang konnten Surfer am Donnerstag nicht auf die Startseite von YouTube zugreifen, einzelne Videos, die etwa in andere Websites eingebettet waren, waren nicht betroffen. Da der Ausfall nur wenige Tage nach Googles Ankündigung, sich aus China zurückzuziehen, geschah, machten schnell Gerüchte die Runde, Hacker steckten dahinter. Dazu passte auch der Wikipedia-Ausfall am Mittwoch  - der sich als Überhitzungsproblem in den Web-Servern herausstellte.

Apple lädt iBook Store mit Gratisbüchern

Apple hat Berichten zufolge den iBook Store für den Tablet-PC iPad mit zahlreichen gemeinfreien Büchern  aus dem Gutenberg-Projekt gefüllt. Laut AppAdvice.com habe Apple bereits 30.000 Titel eingepflegt , die schließlich über die kostenlose iBooks-App auf dem iPad gelesen werden können. Doch das Bücherangebot dürfte mehr als nur ein Lockmittel für iPad-Käufer sein: AppleInsider vermutet, dass Apple damit App-Herstellern, die gemeinfreie Bücher in Einzel-Apps zum Kauf anbieten wollen, die Tour vermasseln will. Solche Bücher-Apps vermüllten in der Anfangszeit Apples App-Store. Der iBook Store soll auch für iPhone und iPod erscheinen.

US-Gesetzesvorschlag: Entwicklungshilfe gegen Anti-Cyberkriminalität

Die US-Regierung will künftig Entwicklungshilfe an die Bekämpfung von Cyberkriminalität  in den entsprechenden Ländern binden. Das zumindest fordert der Gesetzesvorschlag "International Cybercrime Reporting and Cooperation Act", den ein Bündnis aus republikanischen und demokratischen US-Senatoren nun einbrachte. Sollte der verabschiedet werden, müssten Länder, die Entwicklungshilfe beziehen oder beziehen wollen, nicht nur die Einhaltung der Menschenrechte und die Kontrolle des Rauschmittelmissbrauchs, sondern auch ein Einschreiten gegen Internetkriminalität nachweisen. Unternimmt ein Land nicht genug gegen Internet-Hacker, -Betrüger, -Saboteure und -Spione, würde es auf einer Liste problematischer Staaten landen, für die jeweils ein Maßnahmenplan samt Überprüfung der Forschritte entwickelt werden würde. Finanzielle Hilfen sollen Länder, die so einen Maßnahmenplan umsetzen wollen, unterstützen. Sie wären außerdem ein Anreiz für Staaten, die sich bisher nicht um die Sicherheit des Internets kümmern.

So eine Bindung der Entwicklungshilfe ist in den USA schon seit längerem im Gespräch - und scheint durch die kurz zurückliegenden Hacking-Angriffe auf Google und andere US-Firmen angefeuert zu werden. Zumindest erwähnt die Pressemeldung zum Gesetzesvorschlag ausdrücklich diese Angriffe. Da dieser Vorschlag außerdem die Unterstützung von großen Computerfirmen bekommt, etwa auch Antivirus-Herstellern, vermutet Ars Technica hinter dem Gesetzesvorschlag auch ganz konkrete wirtschaftliche Interessen  jenseits einer Verbesserung der wirtschaftlichen Großwetterlage.

Bush wäscht Hand an Clinton ab

Dieses Video veranschaulicht, welch seltsame Lücke Internetvideos schließen. Zu sehen: Die Ex-US-Präsidenten Bush und Clinton auf einer Reise ins Erdbeben- und Krisengebiet Haiti, begleitet von einer Kamera der britischen BBC . Nachdem Bush einem Haitianer die Hand schüttelt, wischt der Ex-Präsident seine Hand fast unauffällig an Clintons Hemd ab. Ob das nun ein banaler Akt des Ekels, eine subversive, unterschwellige Beeinflussung der Fernsehzuschauer, ein ritualistisches Beschmieren des Gegners oder gar einfach nur eine pragmatische Lösung für das Problem "Meine Hose oder sein Hemd" war, darüber dürften sich nun die bislang eineinhalbmillionen YouTube-Zuschauer und zahllosen Blogger, die das Video sahen und beschrieben, die Kommentarspalten fusslig tippen. Nur nicht im YouTube-Video - dort sind die Kommentare deaktiviert.

Welche Lücke aber füllt nun diese Video? Die der pseudopolitischen Berichterstattung, für die sich herkömmliche Nachrichtenformate zu schade sind und die zu vertrackt für traditionelle Spaßformate sind. So ein Video kann nur im Internet blühen.

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