Netzwelt-Ticker Sperrlistengegner brechen Dialog mit SPD ab
In Sachen Internet-Sperren bei Kinderporno-Verdacht hat sich die Koalition geeinigt und die weitergehende Kritik ausgeblendet, wie sie zum Beispiel in der mit über 130.000 Teilnehmern äußerst erfolgreichen E-Petition· formuliert wurde. Der am Dienstag beschlossene Kompromiss findet unter den Sperrlisten-Gegnern jedenfalls wenig Beifall: In den Foren des Internet kocht es, bei YouTube erfreut sich ein Anti-Sozialdemokraten-Liedchen Rekord-Zugriffszahlen: "Wer hat uns verraten ..."
Zumindest bei der SPD scheint da ein wenig schlechtes Gewissen vorzuherrschen. Zwar war die SPD auch vor der Einigung kaum verdächtig, zum Lager der Sperrlisten-Gegner gezählt werden zu müssen. Weitergehende Forderungen, die sogar eine Strafverfolgung für Surfer vorsahen, die auf ein Stoppschild für Kinderporno-Seiten stoßen, waren ursprünglich aus der SPD gekommen. Und beim Parteitag am Wochenende wurde ein Antrag "Löschen statt sperren" aus der Basis ohne viel Federlesens abgebügelt. Trotzdem möchten die Sozialdemokraten weiterhin mit Bürgerrechtlern und Datenschützern im Gespräch bleiben und haben deshalb Vertreter des Chaos Computer Club und des AK Zensur für heute zu Gesprächen eingeladen.
Dieses Ansinnen haben die so Umworbenen dankend abgelehnt. In einem offenen Brief an den Verhandlungsführer der SPD, Martin Dörmann, und die SPD-Bundestagsfraktion begründete der AK Zensur seine Unlust mit dem nun verabschiedeten Sperrgesetz : "Selbst wenn die aktuelle Regierung sich formal auf das Sperren von Kinderpornografie beschränkt - ist die Infrastruktur erst einmal eingerichtet, kann und wird sie für beliebige Inhalte genutzt werden. Sie planen, am Donnerstag die Büchse der Pandora zu öffnen. Daher sehen wir, die Internet-Community, keinen Grund mehr um weiter mit Ihnen zu reden. Alle weiteren Gespräche zu diesem Thema sagen wir hiermit ab."
Stromsparetikett: Strengere Vorgaben
Geräte mit dem Stromsparetikett "Energy Star" müssen ab Juli strengere Verbrauchsgrenzen einhalten. Dadurch würden in den kommenden vier bis sechs Jahren in der EU Einsparungen in der Höhe des jährlichen Stromverbrauchs von Irland möglich, erklärte die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel. Die neuen Vorgaben gelten für Bürogeräte wie Computer, Kopierer und Drucker.
Der hellblau-weiße "Energy Star" ist ein Gütezeichen für verbrauchsarme Geräte, die Hersteller bei der EU registrieren lassen können. Verbraucher können den Energiebedarf dieser Geräte bei verschiedenen Anwendungen im Internet abrufen.
Ursprünglich wurde der "Energy Star" in den USA entwickelt, später übernahm ihn die Europäische Union. Es gibt das Zeichen auch in Ländern wie Japan und Australien. Die neuen Vorgaben wurden laut Kommission mit der US-Umweltschutzbehörde vereinbart.
AFP
Firefox 3.5 kommt noch Ende Juni
Weihnachten ist zwar erst in einem halben Jahr, aber Mozilla öffnet schon jetzt den Sack und verteilt ein paar Nüsse. Bereits diesen Freitag soll der erste Release Candidate (RC) von Firefox 3.5 veröffentlicht werden, so Firefox-Chef Mike Beltzner zu "Cnet".
Die neue Version soll mit jeder Menge neuer Features an Bord ausgerüstet sein, zum Beispiel mit der neuen JavaScript Engine Tracemonkey, HTML5-Unterstützung, mehrere personalisierte Themes und dem einfacheren Wechsel zwischen diesen sowie einem Private Browsing Modus. Schon vergangene Woche hatte Mozilla eine Vorabversion des RC1 herausgegeben, der offizielle RC soll nur noch einige holprige Stellen beseitigen, die im Zusammenhang mit JavaScript aufgetreten waren.
Schweizer Post verschickt Post per E-Mail
Ein dankbares Opfer aller Trendsetter (und jener, die sich dafür halten) sind die sogenannten Internet-Ausdrucker. Zeitgenossen, die sich ihre E-Mails oder Artikel aus dem Web lieber ausdrucken und auf Papier lesen anstatt am Bildschirm.
Jetzt geht die Schweizer Post mit einem neuen Angebot namens Swiss Post Box den umgekehrten Weg. Dabei können sich die Teilnehmer ihre Post auf elektronischem Wege zusenden lassen. Natürlich muss die zuvor erst einmal digitalisiert werden, um Web-fähig zu sein. Zielgruppe sind Kunden, die häufig auf Reisen sind und ihren heimischen Briefkasten nur selten zu sehen bekommen.
Sie lassen sich ihre Briefe an eine Nachsendeadresse der Post schicken, dort werden zunächst nur die Umschläge eingescannt und dem Kunden als Pdf zugemailt. Der entscheidet dann, ob Wichtiges dabei ist, das sofort geöffnet und ebenfalls digitalisiert werden soll. Datenschutz wie Postgeheimnis blieben dabei jederzeit gewährleistet, verspricht die Schweizer Post hoch und heilig. Man lege dieselben Sicherheitsstandards an den Tag wie beim Online-Banking. Die Kosten halten sich mit 20 Franken (gut 13 Euro) pro Monat in überschaubarem Rahmen, dafür bekommt der Nachsendewillige immerhin zehn gescannte Seiten. Der seit diesem Montag verfügbare Service ist derzeit für Kunden aus der Schweiz und Deutschland nutzbar, ab Juli sollen auch Frankreich, Italien und Österreich abgedeckt werden.
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