Netzwelt-Ticker Spitznamenträger kommentieren schöner

Computer-Nutzer: Kleine Websites profitieren von Kommentaren unter Pseudonym
Foto: CorbisEiner hausinternen Untersuchung des Diskussionsdienstes Disqus zufolge ist die (eingeschätzte) Qualität der Kommentare am höchsten, die unter Pseudonym abgegeben werden. Konkurrierende Identitätsmodelle zum Pseudonym (Spitzname) waren Klarnamen (Vor- und Nachname) oder Anonymität (ganz ohne Namen). Mit dem Disqus-Dienst können Betreiber von Blogs und Websites ohne großen Aufwand eine professionelle Forensoftware auf ihren Seiten einbinden.
Das Unternehmen hat die Ergebnisse der Untersuchung als hübsche Infografik ins Netz gestellt .
- 61 Prozent aller Disqus-Kommentare wurden unter Pseudonym, 35 Prozent anonym und 4 Prozent mit Klarnamen verfasst.
- Der durchschnittliche Disqus-Nutzer mit Pseudonym verfasste 6,5 Mal so viele Beiträge wie anonyme und 4,7 Mal so viele wie mit Klarnamen identifizierte Diskussionsteilnehmer.
- Gewichtet man die Kommentare anhand positiver und negativer Qualitätsanzeiger (z.B. wie oft ein Kommentar gemocht, beantwortet oder als unpassend markiert wurde) stehen die pseudonymen deutlich über den anonymen und etwas über den mit Klarnamen identifizierten Nutzern.
Da Disqus aber nicht erklärt, wie genau gewichtet und ausgewählt wurde, ist bei der Interpretation der Ergebnisse aber Vorsicht geboten. Auch ist nicht klar, wie die Zahlen überhaupt zustande kamen: Die Infografik suggeriert, dass Daten aller 600 Millionen Disqus-Nutzer erhoben wurden; ein Nutzer kann aber mehrmals als Unique User auftauchen, etwa indem er oder sie abwechselnd anonym, pseudonym und mit Klarnamen postet.
Eine viel interessantere Studie wäre natürlich ein wirklich inhaltlicher Vergleich zwischen Diskussionen auf verschiedenen Websites, gerade auch bei Nutzern, die Identitätsmodelle je nach Umstand wechseln. Aber die Nachricht, die Disqus senden will, klar: Anbieter von Online-Communitys, die von reger Beteiligung leben aber Nutzer nicht an sich binden können, profitieren von Pseudonymen. Facebook oder Google+ binden Nutzer dagegen viel stärker an sich und können ihnen deswegen auch einen Klarnamen-Zwang aufdrängen - um so Missbrauch zu unterbinden und wertvollere Daten erheben zu können.
D&D: Rollenspiel-Legende versucht's nochmal
Pen&Paper-Rollenspielen werden zum Nischenprodukt . Trotzdem versucht's der Rollenspiel-Verlag Wizards of the Coast mit einer fünften Auflage von "Dungeons & Dragons", dem RPG-Urgestein von 1974. Die "New York Times" hat am Montag als erste gemeldet , wie für die fünfte Fassung des Regelwerks nun die Spielermeinung angezapft werden soll - vermutlich um die Pleite von 2008 nicht zu wiederholen, als die vierte und umstrittenste Regelversion auf den Markt kam und die Fantasy-Marke nah an den Abgrund trieb. Und so ist die "NYT"-Meldung auch weniger eine Ankündigung als eine Abrechnung: Was ruinierte bloß den einstigen Superhelden?

Vorurteile gegen Dungeons & Dragons: "Dieses böse Spiel"
Was am Dienstag sonst noch in der Netzwelt wichtig war
- Israel verschärft die Gangart gegen Hacker, zumindest verbal: Datendiebe stehen auf einer Stufe mit Terroristen, erklärte Israels stellvertretender Außenminister Danny Ayalon . Wer Cyberangriffe starte, riskiere die gleichen Konsequenzen wie Terroristen.
- Der Krieg der Roboter ist längst Realität, meint Wired.com : Fast ein Drittel aller Fluggeräte der US-Luftwaffe sind Drohnen, heißt es in einem Bericht des US-Kongresses .
- Mit der Ankündigung des Billigrechners Raspberry Pi sorgte eine britische Stiftung für Verzückung unter Bastelnerds. Jetzt zeigt ein Video : Das überraschend angekündigte Erweiterungsboard funktioniert auch schon.
- Fühlen Sie sich manchmal auch einsam am Rechner, bewundern die Zeitverfluggeschwindigkeit und wundern sich über all die Stunden am Bildschirm, gestern, heute, morgen? Dann hilft diese Nostalgie-Spritze höchstens als Metapher weiter: Computer der Vergangenheit neustarten . Hach. Och.