Netzwelt-Ticker Sturm fegt Netflix und Instagram aus dem Netz

Sturm in Chicago (29.6.2012): Unwetter im Osten der USA stören Amazon-Server
Foto: Charles Rex Arbogast/ APDas war kein gutes Wochenende für das Internet: Erst machte die Schaltsekunde alte Millenium-Bug-Befürchtungen wahr, dann setzte ein orkanartiges Gewitter Amazons Datenzentrum US-East-1 im US-Staat Virginia dermaßen zu, dass es am Freitagabend stundenlang vom Netz gehen musste . Dabei riss es unter anderem den amerikanischen Videoriesen Netflix, die Blog-Dienste Pinterest und Instagram und den Cloud-Dienst Heroku mit sich. Wie Amazon laut "The Register" mitteilte, waren am Samstagvormittag "ein Großteil" der vom Ausfall betroffenen Daten wiederhergestellt.
Der eigentliche Grund für den Crash im Rechenzentrum war ein Stromausfall in Virginia, der neben Amazon auch bis zu eine Million andere Stromkunden betraf - von denen laut Stromversorger Dominion "bis Dienstag 80-85 Prozent, bis Donnerstag 90-95 Prozent" wieder mit Elektrizität versorgt sein sollten.
"Sieht so aus," lästert das Tech-Blog, "als ob [die Cloud-Konkurrenten] Microsoft und Google bald Neukunden gewinnen dürften : Die nächste Ladung Wagniskapital werden wohl Start-ups abbekommen, die Server-Last über mehrere Cloud-Anbieter verteilen können."
Sony kauft Gaikai
Sony wird den Cloud-Spieledienst Gaikai aufkaufen und für Mitarbeiter, Technik und Know-how etwa 301 Millionen Euro zahlen. Das Start-up Gaikai streamt Spiele wie "Mass Effect 3" von seinen Servern. Das Versprechen der Firma ist dasselbe wie beim Konkurrenten Onlive: Man braucht keine Konsole und keinen Spiele-PC, sondern nur einen Fernseher mit einem Controller - oder einen vergleichsweise rechenschwachen Tablet-Computer.
Warum kauft Sony die Firma? Ende Mai berichtete das "Wall Street Journal", Sony habe Pläne für eine Cloud-PlayStation ohne CD-Laufwerk aufgegeben . Jetzt heißt es in einem Statement von Sony-Manager Andrew House, dass man "mit Gaikais Ressourcen [...] Kunden ein unvergleichbares Cloud-Entertainment bieten werde." Sony-Kunden sollen mit diesem Dienst "Gelegenheits- und High-End-Titel" spielen können.
Seifenblase vorm Projektor: Noch ein Bildschirm der Zukunft
Diesem Video sollte man zweieinhalb Minuten Zeit geben: Drei Forscher stellen darin ihr Projekt eines transparenten, filmartigen Bildschirms dar, der seine Oberflächeneigenschaften verschiedenen Materialien nachempfinden kann. Sieht aus wie eine Seifenblase, die man vor einem Projektor hält - bis die Forscher mit ihren Beispielen für eine Nutzung anfangen.
Was am Montag sonst noch in der Netzwelt wichtig war:
- Eine der ältesten Internet-Communities steht mal wieder vor dem Aus: "The Well", im Februar 1985 online gegangen, hatte zuletzt nur knapp 2700 Nutzer und brachte dem Eigner "Salon Media Group" eigenem Bekunden nach keine finanziellen Vorteile. Salon entließ nun alle Mitarbeiter und bietet die Community zum Kauf an - fasst das "Bits"-Blog der "New York Times" in einer entsprechenden Salon-Selbstauskunft zusammen.
- Den Antivirus-Experten von den Kaspersky Labs ist ein neuer Mac-Trojaner in die Falle gegangen, der offenbar einen Lauschangriff auf die Uiguren-Minderheit in China starten soll. Die AlienVault Labs haben das Windows-Gegenstück dieses Spionage-Trojaners untersucht .
- Hat Apple gerade "den Computer" patentiert, also das System einer Code-Ausführ-Maschine? Die ersten Zeilen eines neuen US-Patents können das glauben machen: "Das Beschriebene stellt ein System dar, das Programmcode ausführen kann." Aber alles halb so wild, haben die "Hacker News"-Kommentatoren beschlossen: Es geht dann doch nur um ein paar spezielle Programmzeilen .