Netzwelt-Ticker Terror-Fahnder bestehen auf Vorratsdatenspeicherung

Der BKA-Chef und die Bundeskanzlerin werben für die Vorratsdatenspeicherung, bei der Volkszählung 2011 werden selbst banale Sicherheitsregeln außer Acht gelassen und in China gab es Panik und Verletzte beim iPad-Verkauf. Das und mehr im Überblick.
Protest gegen Vorratsdatenspeicherung: Videokameras sind dagegen noch harmlos

Protest gegen Vorratsdatenspeicherung: Videokameras sind dagegen noch harmlos

Foto: dapd

Auch nach dem Tod von Terror-Chef Osama Bin Laden gibt es keine Entspannung an der Überwachungsfront. BKA-Präsident Jörg Ziercke streitet unverdrossen für die Vorratsdatenspeicherung in Deutschland: "Alle Experten sind sich einig: Wir brauchen die Pflicht zur Mindestspeicherung ", erklärte Ziercke gegenüber der "Welt am Sonntag". Ohne eine Speicherpflicht seien Ermittlungen nur schwer zum Erfolg zu führen.

Im Falle der Düsseldorfer Terrorzelle sei die Verhaftung der Verdächtigen um ein Haar schiefgegangen. Die Ermittler hätten "riesiges Glück" gehabt: "Denn der Provider war kurz davor, die zur IP-Adresse zugehörigen Daten zu löschen. Einen Tag später und diese Spur wäre tot gewesen. Das zeigt, wie wichtig die Vorratsdatenspeicherung ist."

Justizministerin hingegen fordert eine sorgfältige Überprüfung der Sicherheitsgesetze. Diese seien unter dem Schock des 11. September 2001 entstanden, sagte die FDP-Politikerin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Jetzt haben wir den Auftrag, genau zu überprüfen, welche Befugnisse weiterhin notwendig und angemessen sind." Bei den einzelnen Maßnahmen müsse sehr sorgfältig abgewogen werden, ob der Eingriff in Grundrechte wirklich erforderlich und verhältnismäßig sei.

Dagegen hält Bundeskanzlerin die Anti-Terror-Gesetze und die für unverzichtbar. "Einen großen Teil der Vorschriften brauchen wir auch in Zukunft, um terroristische Anschläge in Deutschland verhindern zu können", erklärte die CDU-Vorsitzende laut der Nachrichtenagentur dpa. Sie setzte sich ebenso wie BKA-Chef Ziercke auch für die Vorratsdatenspeicherung ein. "Auf das Instrument der Vorratsdatenspeicherung können wir im Zuge der Terror- und Verbrechensbekämpfung nicht verzichten", sagte Merkel.

Volkszählung 2011 ohne sichere Datenübertagung

Dieser Tage flattern sämtlichen Hausbesitzern und stichprobenartig ausgesuchten Mietern die Fragebögen zum Zensus 2011 in die Briefkästen. Der Staat wünscht sich genaue Angaben zu ihrer Lebens- und Wohnsituation. Und da wir im Unterschied zum letzten Zählappell in digitalen Zeiten leben, hat jeder die Möglichkeit, seine Angaben auch online zu übermitteln.

Wer dabei allerdings auf die von Behördenseite zugesicherte Vertraulichkeit setzt, sieht sich schon gleich am Anfang enttäuscht. Denn der Aufruf der entsprechenden Seite zensus2011.de erfolgt per unverschlüsseltem http , wie der Datenschutzaktivist Jan Schejbal herausgefunden hat. "Das ist unsicher, und ob danach sofort eine Umleitung auf https erfolgt, ist im Fall eines aktiven Angriffs irrelevant, da die erste Anfrage über http rausgeht und somit vom Angreifer manipuliert werden kann," beschreibt er das Problem.

Diese Art eines Man-in-the-middle-Angriffs wurde bereits vor geschlagenen zwei Jahren durch ein Programm namens "sslstrip" von Moxie Marlinspike demonstriert. Doch offensichtlich ist dieser Umstand den IT-Experten beim Statistischen Bundesamt bis heute nicht zu Ohren gekommen. Das "zeigt vor allem, dass Sicherheit offenbar nicht wirklich ernstgenommen wird - die Lösung wäre einfach gewesen, ein https auf den Zensusbogen zu schreiben und darauf hinzuweisen, dass diese Adresse exakt einzugeben ist", resümiert Schejbal.

Dass die ausgefüllten Fragebögen unter anderem auch bei den Interviewern privat gelagert werden können, ist ebenfalls kaum geeignet, das Vertrauen in das Zählungsprocedere zu erhöhen.

Gedrängel um Skype-Übernahme

Letzte Woche waren es mit Facebook und Google zwei Interessenten, die sich Gerüchten zufolge um eine Übernahme des Internet-Telefonisten Skype balgten. Nun ist ein dritter dazugekommen: Auch Microsoft soll an einer Kooperation oder gar einem Kauf interessiert sein.

Im IT-Blog "Gigaom"  erschien ein Bericht, der die Gründe auflistet, die dafürsprächen: mit der Skype-Übernahme bekämen die Redmonder den Fuß in einen heiß umkämpften Markt und könnten den zwei in der Branche etablierten Konkurrenten Cisco und Google Paroli bieten. Überdies würde Windows Mobile ganz erheblich von der Implementierung der VoIP-Technik profitieren.

Facebook und Google gegen zu viel Datenschutz

"Do not track", verfolge mich nicht, das ist das kleine Feature, mit dem zum Beispiel die Nutzer des Firefox-Browsers sicherstellen können sollen, dass ihnen beim Surfen durch die Weiten des Netzes niemand über die Schulter schaut oder die angefallen Daten meistbietend verhökert. Allerdings muss diese Funktion jeweils durch den Anwender aktiviert werden.

Die meisten werden das schon aus Bequemlichkeitsgründen nicht tun, trotzdem sehen Facebook und Google selbst in dieser zurückhaltenden Form des Datenschutzes nicht weniger als eine Gefahr für die Wirtschaft. Die würde angeblich darben, wenn das in Kalifornien geplante Gesetz "SB 761" durchkäme, das jedem Unternehmen, das Nutzerdaten sammelt, ab 2012 vorschreibt, seinen kalifornischen Nutzern ein datenschutztechnisches Opt-out zu offerieren . Also wandten sich jetzt die beiden Netzriesen gemeinsam mit 30 weiteren Unternehmen in einem von "Ars Technica"  dokumentierten Brief gegen die Gesetzesinitiative.

Massenpanik und Verletzte bei iPad-2-Einführung in China

Andere Länder, (fast) gleiche Sitten. Ob in den USA, in Europa oder in China - am Erstverkaufstag neuer Geräte der Marke Apple versammeln sich zahllose Jünger von iPhone und iPad vor Ladenlokalen, um in langen Schlangen ihre Leidensfähigkeit und ihren Zahlungswillen zur Schau zu stellen.

Bei der Einführung des iPad 2 in China gerieten die Wartenden allerdings so außer Rand und Band, dass am Ende vor Apples Flagship Store in Peking  zerborstenes Türglas und blutende Kunden auf der Walstatt blieben. Das Geschäft war zum chinesischen Verkaufsbeginn der Plattrechner am Freitag von mehr als 1000 Kaufwilligen umlagert, als es zwischen ihnen und dem Sicherheitspersonal zu Auseinandersetzungen kam. Die Folge war eine Massenpanik mit Verletzten.

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