Netzwelt-Ticker US-Provider rechtfertigt Tauschbörsen-Bremse

Der US-Internet-Provider Comcast drosselt den Datenverkehr jener Nutzer, die Tauschbörsen-Protokolle wie BitTorrent nutzen. Willkür? Comcast wiegelt ab: Man wolle doch nur den Datenverkehr in Stoßzeiten flüssig laufen lassen. Das und mehr im Nachrichten-Überblick.

Comcast ist der zweitgrößte Highspeed-Internetprovider der Vereinigten Staaten. Seinen elf Millionen Kunden verspricht er einen hervorragenden Service – und greift dazu zu fragwürdigen Mitteln. Vergangene Woche enthüllte ein Bericht der AP, dass vor Comcast möglicherweise nicht alle Netz-Dienste gleich sind : Das Unternehmen blockierte nachweislich die Filesharing-Systeme Gnutella und BitTorrent. Comcast  wiegelte zunächst ab, gestand dann aber die Datendrosselei ein.

Um den Internetverkehr flüssig zu halten, verzögere – nicht blockiere! - man große Datendownloads. Man müsse sich das wie ein Telefonanschluss vorstellen, der halt zu den Stoßzeiten auch mal ein Besetztzeichen senden könne.

Doch das ist Schönfärberei – tatsächlich blockiert Comcast undurchsichtig für den User Datenverkehr. Kritiker sehen darin eine eigenmächtige Aushebelung und Aushöhlung des Prinzips der Netzneutralität: Eben dass alle Inhalteanbieter vor dem Internet gleich sind. Und das betrifft nicht nur Filesharer. Die Comcast-Kontrolle könnte zum Beispiel auch dafür verantwortlich sein, dass Blogger Kevin Kanarski  Probleme beim Versand von E-Mails mit großen Dateianhängen über Lotus Notes hatte.

Das Filesharer-Blog Torrentfreak.com  geht das Problem praktisch an. Bereits ein paar Wochen vor der AP bemerkte es die Datensperre – und hat sich währenddessen überlegt, wie man sie umgehen kann. Eine der besten Möglichkeiten: Einfach den Internetanbieter wechseln…

Forscher fühlen sich von Parlament in IT-Fragen vergackeiert

Warum stoßen fundierte Kritik und wichtige Verbesserungsvorschläge bei Sicherheitsthemen wie dem Hackerparagraphen oder der Einführung biometrischer Reisepässe beim Gesetzgeber auf taube Ohren? Heise.de  war bei einem Fachgespräch der SPD-Bundestagsfraktion zum Thema "Zivile Sicherheitsforschung und IT-Sicherheit" und protokollierte, wie Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft ihrem Unmut über die Beratungsresistenz der Gesetzgeber Luft machten.

Christoph Wegener vom Horst-Görtz-Institut der Uni Bochum brachte es auf den Punkt: "Man kommt sich vergackeiert vor." Zwar nicken alle Abgeordneten, wenn man bei parlamentarischen Anhörungen Kritik vorbringe, am Ende komme aber doch nichts dabei heraus. Entscheidende Korrekturen an den Gesetzesentwürfen unterblieben.

Aufruhr um Blog-Gesetz: "Das hier ist Italien und nicht Burma!"

Ausgerechnet der italienische Comedy-Star Beppe Grillo  weist in seinem Blog auf einen merkwürdigen Gesetzesvorschlag hin, welcher der italienischen Blogosphäre den Garaus machen könne. Blogger, so sähe das Ricardo Franco Levi vor, sollten sich registrieren, ein Unternehmen gründen, Steuern zahlen und für Beleidigungen im Blog mit Gefängnisstrafen rechnen müssen. Die Ministerkonferenz habe das Gesetz sogar schon abgenickt.

Doch der große Aufruhr, der Grillos Blogeintrag folgte, hat sich mittlerweile gelegt: alles doch gar nicht so schlimm. Der Gesetzesvorschlag sei nur eine unglückliche und doppeldeutige Vereinfachung eines älteren Textes, Grillos Bilder einer düsteren Blogzukunft in Blogo Italia nur eine ungünstige Interpretation. Nachdem auch die italienische Mainstream-Presse  vom seltsamen Gesetzestext berichtete, deuten Politiker an, dem Trubel ein Ende zu machen: "Das hier ist Italien und nicht Burma!".

Real Media verbreitet Malware

Computer-Kriminelle haben sich in einen Server des Werbenetzwerks 24/7 Real Media gehackt und verbreiteten darüber nun manipulierte Anzeigenbanner. Die können eine Malware auf die Rechner von Internetsurfern laden. Das ermöglicht den Angreifern den Zugriff auf einen Computer.

Dieser Trick ist jedoch nur über eine Sicherheitslücke im Real Player möglich, die bereits seit Ende letzter Woche gestopft ist. Real-User  sollten dringend den entsprechenden Patch herunterladen.

Real Media ist nicht das einzige Anzeigennetz, das von Hackern gekapert wurde. The Register  zeichnet diesen beunruhigenden Trend nach.

Neue Website: Schick mir deine Gene und ich sag dir, wer du bist

Wollten Sie schon immer einmal wissen, wer sie eigentlich sind? Bedenkliche Onlinefragebogen sind nur eine Möglichkeit, das herauszubekommen – zum Beispiel mit diesem "brutalehrlichen Persönlichkeitstest" . Einen anderen Ansatz versucht das US-Unternehmen Genetree.com. DNA-Tests und die Mittel der sozialen Netze zusammen sollen ungeahnte Einblicke in die familiäre Vergangenheit bieten können. "Unser Ziel ist es, irgendwelche zwei Leute aus der ganzen Welt an einen Tisch zu setzen und ihnen genau sagen zu können, wie sie miteinander verwandt sind."

Der Service bewirbt sich selbst mit bunten Bildern, lustigen DNA-Schlangen und flott-euphorischen Texten – denen allen der Ruch der Satire anhängt. Ist das ein wirkliches Angebot, fragt man sich als Leser, oder nur eine Guerilla-PR-Aktion für einen neuen Science-Fiction-Film mit bitterem Ende? Aber Genetree ist echt – dahinter steckt Mormonen-Milliardär James LeVoy Sorenson  aus dem US-Staat Utah, wie Reuters erklärt.

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