Netzwelt-Ticker US-Software ahmt Terroristen nach

Wissenschaftler von der University of Maryland entwickeln ein Programm, das die Verhaltensweisen von Terroristen analysiert, Regeln ableitet und Reaktionen prognostiziert. Außerdem im Nachrichtenüberblick: Klage gegen MySpace, Japans schnelles Satellitennetz und mehr.

Kann man detailliert vorhersagen, was eine terroristische Organisation plant? Wissenschaftler des Institute for Advanced Computer Studies der University of Maryland (UMIACS) haben eine Antwort: Eine Software, die aus historischen Daten Regeln ableiten kann und so das Verhalten von Terroristen vorhersagen soll. Experten können auf der Internetplattform SOMA Terror Organization Portal (STOP) dann auf die Vorhersagen zugreifen und sich mit anderen Analysten austauschen.

Das System benutzt laut Networkworld.com  sogenannte Stochastic Opponent Modeling Agents (SOMA), die aus vergangenem Verhalten von Terrorgruppen Regeln herausarbeiten, die auf neue Situationen angewendet werden können. So könnten Reaktion von Organisationen, Communitys oder spezifischen Personen auf diese Situationen vorhergesagt werden.

SOMA habe bereits Zehntausende solcher Regeln über das Verhalten von 30 Gruppen, darunter große Terrororganisationen wie Hisbollah, Hamas und Hesb-I-Islami (Islamische Partei) gesammelt. Doch da kühle Rechenkraft zu vertrauenswürdigen Prognosen nicht reiche, soll das Internetportal als eine Art Runder Tisch für Sicherheitsexperten dienen, die die Prognosen und Regeln diskutieren und so das System mit neuen Informationen speisen.

Ein Wissenschaftler packt das in markige Worte: "Man braucht ein Netzwerk, um ein Netzwerk zu bekämpfen." Da könnte dann der Terrorist ganz routiniert antworten: "Ja, und es braucht nur ein Individuum, um so ein Netzwerk zu stören."

MySpace wegen Selbsttötung verklagt

Die Eltern eines 15-jährigen Mädchens, das nach einer sexuellen Beziehung zu einem 27-jährigen Mann, den sie online kennenlernte, Selbstmord beging, verklagen MySpace. Sie werfen den Websitebetreibern vor, die Kommunikation der beiden erleichtert zu haben - auch wenn die beiden ebenso über Instant Messenger und E-Mail Kontakt hatten.

Die Klage kommt im Zuge von Vorwürfen gegen MySpace-Betreiber News Corp., die Online-Community nicht ausreichend vor Sexualstraftätern zu schützen. Neue Sicherheitsmaßnahmen trennen Profile von (nach Selbstauskunft) Minderjährigen und Erwachsenen. Die waren im Juli, als sich das Mädchen erhängte, noch nicht installiert. Erst ab Dezember 2006 und unter erheblichem Druck der Öffentlichkeit und Justiz unternahm MySpace Bemühungen in diese Richtung.

Die Chancen der Kläger gegen MySpace dürften gering sein, lehnten Gerichte bereits ähnliche Klagen gegen MySpace ab. Der 27-Jährige jedenfalls wurde unter anderem wegen Sex mit Minderjährigen und des Transports von Kinderpornografie verurteilt, muss eine neunjährige Haftstrafe absitzen .

Japan startet Kommunikationssatelliten

Japan will das modernste Kommunikationsnetz der Welt und schoss deshalb am Wochenende den Kommunikationssatelliten Kizuna (Winde) in eine Erdumlaufbahn, der satellitengestütztes Breitband-Internet testen und demonstrieren soll. Nach Angaben der Jaxa (das japanische Gegenstück zu Nasa und Esa) und des Nationalen Instituts für Informations- und Kommunikationstechnologie bietet der geostationäre Satellit Datenraten von bis zu 1,2 Gigabit pro Sekunde - jedoch nur für kommerzielle Kunden, etwa zur Übermittlung von Fernsehbildern.

Privatkunden dürften in Bergregionen und an jedem anderen Punkt in Japan mit einem Downstream von schlappen 155 Megabit pro Sekunde und einen Upstream von sechs Megabit pro Sekunde rechnen. Das ist erheblich schneller als in Deutschland verfügbare Internetanbindungen. Doch neben der hohen Geschwindigkeit bietet das Satellitennetz noch einen weiteren Vorteil: Gegenüber unterirdisch verlegten Kabeln ist das Netz erdbebensicher. Golem.de meint : Für das immer wieder von geologischen Aktivitäten heimgesuchte Land ist das sehr wichtig.

Popstar darf nicht singen, weil Techniker Daten klauten

Gillian Chung ist ein großer Popstar aus Hongkong. Eigentlich sollte sie zur Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2008 in Peking vor der Weltöffentlichkeit singen, doch ein Sexskandal vereitelt der 27-Jährigen die tolle Show . Perfide: Für den Skandal kann die Sängerin nun wirklich nichts. Ihr wurden heikle Fotos zum Verhängnis, die Schauspieler und Sänger Edison Chen, ebenfalls 27, auf seinem Laptop speicherte. Der knipste, Trophäen gleich, seine Sexaffären und speicherte die Bilder auf seinem Laptop. Eine dieser Affären: Gillian Chung.

Als Chen nun seinen Laptop zur Reparatur einreichte, gelangten die Sexbilder ins Internet - und wurden schnell populär. Angeblich haben Millionen Chinesen und Einwohner Hongkongs die Bilder bereits heruntergeladen. Mehr als 2000 beschwerten sich, als Chung im Rahmen einer Wohltätigkeitsshow im Fernsehen auftrat. Andere drohten mit Protestaktionen bei einem ihrer Auftritte. Edison Chen zeigt sich reumütig: Er entschuldigte sich öffentlich bei den Frauen, dessen Bilder im Netz aufgetaucht sind und kündigte an, seine Showkarriere an den Nagel zu hängen, sobald er bestehende Aufträge erfüllt habe.

Inzwischen nahm die Polizei aber auch den eigentlichen Übeltäter, einen 23-jährigen Computertechniker, der wohl die Bilder von dem Laptop entwendete, fest, ließ ihn aber nach einigen Anhörungen vor Gericht wieder gegen Kaution frei.

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