Netzwelt-Ticker Web-Unternehmer protestieren gegen Zensurgesetz

Ein US-Gesetz bedroht das Internet: Die Gründer von Wikipedia, Google, Ebay, Yahoo und Twitter warnen vor dem Stop Online Piracy Act. Außerdem im Überblick: China will nur noch echte Namen im Web, und wählerische Diebe verschmähen alles außer dem iPhone.
Von Carolin Neumann
Initiative "Stop American Censorship": Angst um die Freiheit im Netz

Initiative "Stop American Censorship": Angst um die Freiheit im Netz

Die Gründer einiger der mächtigsten Internetunternehmen der Welt wollen eine Web-Zensur in den USA verhindern: Sergey Brin (Google), Arianna Huffington ("Huffington Post"), Pierre Omidyar (Ebay), Jimmy Wales (Wikipedia), Chad Hurley (YouTube), David Flo und Jerry Yang (Yahoo), Evan Williams und Biz Stone (Twitter) und einige mehr haben sich in einem offenen Brief an die Regierung in Washington gegen US-Gesetzesvorhaben ausgesprochen, die ihrer Meinung nach die Freiheit im Internet beschneiden und Innovation erschweren würden - den Protect IP Act und Stop Online Piracy Act (Sopa).

"Wir alle hatten das Glück, in einem Klima Internet-Firmen und Non-Profit-Gesellschaften zu gründen, das Unternehmertum, Innovation, die Erstellung von Inhalten und Ausdrucksfreiheit online unterstützt", schreiben die erfolgreichen Unternehmer.  Das Duo aus Protect IP und Sopawürde diese Bedingungen aushöhlen.

Zur Begründung führen sie unter anderem an, dass überwacht werden müsse, was Nutzer verlinken oder hochladen. In ihren Augen gehen die Pläne soweit, dass sie der US-Regierung die Macht geben würde, das Netz zu zensieren mit "Techniken ähnlich derer, die China, Malaysia oder Iran nutzen". Obwohl vordergründig angelegt, um Urheberrechtsverletzungen zu minimieren und Rechteinhabern mehr Kontrolle zu geben, würden Protect IP und Sopa die "grundlegende Struktur des Internets" verändern, warnen die Unterzeichner.

In einem offenbar unabhängig davon entstandenen offenen Brief, den die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) veröffentlichte , warnen außerdem Dutzende prominente Programmierer vor den Folgen eben dieser Gesetzespläne. Die geballte Kritik ist kein Zufall: Am Donnerstag widmete sich der Rechtsausschuss des US-Repräsentantenhauses in einer Marathondebatte dem Sopa. Zwar wurden erneut Stimmen laut, dass mit einem so komplexen Gesetz zu hastig verfahren werde, allerdings hielten die Abgeordneten laut "Wired"  selbst an den strittigsten Punkten des Entwurfs fest. Die Debatte soll an diesem Freitag fortgesetzt werden. Es könnte darüber entschieden werden, ob sich als nächstes das Parlament mit Sopa beschäftigt.

Chinas Netz-Nutzer droht Namenspflicht

Die Behörden in der chinesischen Hauptstadt Peking wollen Blogger offenbar zur Angabe ihrer tatsächlichen Namen im Internet zwingen. Nutzer des chinesischen Pendants zum Online-Kurzbotschaftendiensts Twitter müssten ab sofort ihre echten Namen angeben, um Beiträge zu senden, teilten die Betreiber des beliebten Portals Weibo auf der Seite mit. Wie viele Menschen von der Regelung betroffen sein könnten, war zunächst unklar, weil lediglich Anbieter mit in Peking registrierten Servern darunter fallen. Weibo, der dort gemeldet ist, zählt rund 200 Millionen Nutzer.

In China verfügen mittlerweile etwa 500 Millionen Menschen über einen Onlinezugang. Immer mehr Chinesen machen ihrem Ärger über Missstände im Land über das Internet Luft, was der Führung des Landes zunehmend Sorgen bereitet. (ore/AFP)

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