Netzwelt-Ticker Wie ein Unterstrich Twitter blamierte

Murdoch-Ehefrau Wendi Deng (Archivbild): Nur echt ohne Unterstrich - bei Twitter
Foto: LUCAS JACKSON/ REUTERSWenn der Kurznachrichtendienst Twitter Profildaten vermeintlicher oder echter Prominenter auf Authentizität überprüfen will, greift Firmengründer Jack Dorsey schon mal selbst zum Telefon: Ein Anruf im Sekretariat der Berühmtheit und die Authentizität eines Twitter-Kontos steht fest.
Doch nun ist dem Kurznachrichtendienst ein peinlicher Fehler unterlaufen. Wer ist die echte Wendi Deng Murdoch, Film-Produzentin, Geschäftsfrau, Ehefrau des Medienunternehmers Rupert Murdoch? Die mit dem Unterstrich im Twitter-Namen, oder die ohne? Eine Frage, die sich zum peinlichen Skandälchen entwickelte.
Denn Twitter verpasste fälschlicherweise dem Deng-Parodisten, der den Account @wendi_deng betreibt, das "Verifiziert"-Häkchen. Das signalisiert Twitter-Usern: Wir haben mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln die Identität des Twitter-Mitglieds überprüft. Der gefälschte Account aber gibt bloß Spaßantworten auf echte Tweets von Rupert Murdoch, der seit kurzem selbst twittert.
Irgendetwas scheint bei der Überprüfung schiefgelaufen zu sein. Die echte Wendi Deng twitterte zwar kurzzeitig über den Account @WendiDeng, schrieb ihren Namen aber eben ohne Unterstrich. Laut "AllthingsD" gab es wohl ein Missverständnis bei der Authentifizierung des Accounts bei Dengs Assistentin per Telefon, und der Account mit dem Unterstrich zwischen Vor- und Nachname wurde als echt eingestuft.
Wie es zur Panne kam und wie so ein Vorfall künftig verhindert werden soll, dazu wollte sich Twitter bislang übrigens nicht öffentlich äußern. Auf eine Anfrage von SPIEGEL ONLINE antwortete das US-Unternehmen nur: "Wir kommentieren unseren Authentifizierungsprozess nicht." Es habe sich um ein Versehen gehandelt.
Google bestraft sich selbst
Eine Selbstbestrafungsaktion von Google kommt den Browser-Konkurrenten Microsoft und Mozilla wie gerufen. Wie "Betanews" berichtet , wird Google zwei Monate lang den sogenannten Pagerank der Chrome-Website herabstufen, so dass die Seite nicht mehr als Top-Suchtreffer bei entsprechenden Web-Suchen angezeigt wird (zumindest in den USA, die Sucheergebnisse nach "Chrome" führen in Deutschland immer noch Links zur Chrome-Downloadseite an).
Damit zieht das Internetunternehmen Konsequenzen aus dem Skandal um bezahlte Werbelinks auf den eigenen Chrome-Browser . Google hatte eine externe Firma damit beauftragt, bei Google Werbung für Chrome zu schalten. Diese Firma wiederum beauftragte eine weitere damit, bezahlte Blogger Loblieder über Chrome schreiben zu lassen. Für Google letztlich ein Verstoß gegen die eigenen Hausregeln und ein Spiel mit dem Feuer angesichts laufender und drohender Ermittlungen über die möglicherweise zu große Marktmacht des Internetkonzerns.
Google war die ganze Episode offenbar sehr peinlich. In einem Blog-Eintrag erklärt Google-Mitarbeiter Matt Cutts, wie es zum Skandal kommen konnte und warum Googles Spam-Team losgeschickt werden musste.
Die Konkurrenz wird's freuen: Chrome schwingt sich gerade zum Top-Browser auf. Zum Beispiel in Südamerika soll Chrome die Konkurrenz von Microsoft und Mozilla bereits überholt haben.
"Gottschalk Live" ist schon online
Knapp drei Wochen vor dem Start der neuen ARD-Vorabendshow "Gottschalk Live" ist die Sendung im Internet bereits präsent. Mit Homepage , Facebook-Seite und Twitter-Account will "Das Erste" früh den Social-Media-Charakter des neuen halbstündigen Formats herausstreichen. Bereits als er seine neuen Show im Dezember vorstellte, hatte Thomas Gottschalk betont, er habe zwar kein Publikum im Studio, wolle die Zuschauer aber über das Internet aktiv an der Sendung beteiligen. Die Show startet am 23. Januar und läuft dann immer montags bis donnerstags um 19.20 Uhr.
Auf der Web-Seite zur Show werden das Studio im Berliner Humboldt-Carré und die Redaktionssitzung per Bildergalerie vorgestellt. Außerdem kann man sich ein Video von der Pressekonferenz im Dezember ansehen sowie Infos zu Moderator und Sendung abrufen. Obwohl noch gänzlich inhaltslos, hat die Facebook-Seite am Donnerstag bereits mehr als tausend Fans, bei Twitter hatten sich bis zum Mittag knapp 200 Follower angesammelt.
mak/dpa
"Einreise ohne Ausweis": Die andere Perspektive
Der US-Zoll dementiert die schöne Geschichte, wonach ein Kanadier nur mit einem Bild seines Ausweises in die USA einreisen durfte. Er habe noch einen Führerschein und eine Geburtsurkunde vorweisen können, das reiche für Einreisende der "westlichen Hemisphäre" als Urkunde.
Interessant an diesem Dementi sind zwei Dinge: Erstens stand schon im Ursprungsartikel, dass der Kanadier einen Führerschein vorzeigte - nur wies niemand darauf hin, dass das unter bestimmten Umständen als Ersatz-Ausweis ausreicht. Zweitens hakte "Wired" bei dem Betroffenen nach und der sagt: "Der Zoll sagt nicht die Wahrheit . Ich hatte gar keine Geburtsurkunde dabei."
Was am Donnerstag sonst noch wichtig war:
- Gerüchten zufolge schlagen sich Apple und Film- und Fernsehstudios die Köpfe ein im Streit darum, welche Inhalte das Unternehmen zu welchem Preis und welchen Gebühren auf ihrem angeblich bald erscheinenden Apple-Fernsehgerät anzeigen dürfen soll .
- Weil ein Computervirus Gerichtsakten teilweise löschte, muss der Fall eines wegen Mordes Angeklagten neu verhandelt werden .
- Ein wichtiger Schritt zur Rettung der Menschheit: Die amerikanische Lebensmittel- und Arzneimittel-Behörde FDA hat eine selbstreinigende Tastatur für den freien Markt zugelassen . Zwischentasten-Fingerkeime, nehmt das!
- Vier Ingenieure wurden in Taiwan wegen des Handels mit Test-Chips von Intel festgenommen. Sie hatten nach eigenen Angaben 500 solcher Chips verkauft und 187 weitere, im Wert von 82.500 Dollar (64.000 Euro), auf Lager.
- Gute Frage von "Techcrunch"-Autor Greg Kumparak : Warum haben Smartphones eigentlich keinen Gast-Modus für den Fall, dass man es einem Freund oder Unbekannten kurz in die Hand drücken will, ohne Gefahr zu laufen, dass der sich durch Fotos und E-Mails wühlt?
- Microsoft wirft der britischen Elektronik-Kette Comet vor, Raubkopien von Microsoft-Produkten verkauft zu haben . Comet legte Computern sogenannte Wiederherstellungs-CDs bei, die der Markt selbst herstellte. Das war früher übliche Praxis, ist aber seit 2007/2008 verpönt .