Netzwelt-Ticker Wie sechs Monate Totalüberwachung aussehen

Wie viel verrät die Vorratsdatenspeicherung über einen Menschen? Ein Politiker hat es ausprobiert - mit erschreckendem Ergebnis. Außerdem im Überblick: Wann das iPad 2 wirklich kommt, wie man Militärfahrzeuge via Web entwickelt und vieles mehr.
Vorratsdaten-Visualisierung von Zeit Online: Ein Leben in Verkehrsdaten

Vorratsdaten-Visualisierung von Zeit Online: Ein Leben in Verkehrsdaten

Jedes Telefonat, jede SMS und alle zehn Minuten den genauen Aufenthaltsort: Der Grünen-Politiker Malte Spitz hat die Telekom auf Herausgabe aller Daten verklagt, die das Unternehmen über ihn gespeichert hatte. Weil damals die umstrittene Vorratsdatenspeicherung angewendet werden musste, erhielt er detaillierte Angaben aus sechs Monaten, mehr als 35.000 Datensätze.

Die Verbindungsdaten von Malte Spitz hat Zeit Online  in einen Browser gefüttert. Einzeln für sich genommen sind die Daten wenig spektakulär.

In der Gesamtschau ergibt sich aber ein aussagekräftiges Profil: Wo hält sich Spitz wann auf, wen ruft er wie oft und zu welchen Zeiten an. Die Datensätze wurden ergänzt um öffentlich zugängliche Informationen, um Twitter-Nachrichten und offizielle Termine von der Grünen-Website. "Es zeigt ein Leben", schreibt "Zeit Online".

Kein Wunder, dass Datenschützer und Bürgerrechts-Aktivisten gegen die sechsmonatige Speicherung der Verkehrsdaten zu Felde zogen: Sie stellt die Bürger unter Generalverdacht und kehrt mal eben die Unschuldsvermutung um. Weil der Zugriff auf die Profildaten nicht klar genug geregelt war, setzt das Verfassungsgericht die Speicherung der Vorratsdaten aus. Politiker und Strafverfolger drängen seitdem auf eine Neuregelung. (ore)

Das iPad 2 kommt am 2. März

Mahlt die Gerüchtemühle doch feiner als Gedacht? Nur einen Tag, nachdem Geschichten über eine baldige Veröffentlichung des iPad 2  im Netz kursierten, verschickte Apple eine Einladung an Journalisten: Am 2. März um 10 Uhr vormittags werde das Unternehmen im Yerba Buena Center for the Arts in San Francisco zeigen, "wessen Jahr 2011 wird." Auf der Einladung: Ein iPad hinter einem Kalenderblatt mit einer großen Zwei . Damit dürfte klar sein: Apple wird das neue iPad vorstellen.

Wer sich so ein Pad leisten will, sollte also noch ein paar Tage warten - oder gerade jetzt zuschlagen, denn einige Händler haben flugs die Preise für das demnächst dann alte Modell gesenkt. Das iPad 2, so wird vermutet, wird dünner, leichter und schneller sowie mit einer eingebauten Kamera für Skype- und Facetime-Videogespräche  ausgerüstet werden. Schade nur, dass auf der Apple-Einladung eine potentielle Kamera vom Kalender-Blatt verdeckt wird.

Die Hoffnungen der Pad-Jünger, das iPad 2 werde ein hochauflösendes Retina-Display haben, entkräftet das "Wall Street Journal" anhand von Insider-Informationen: Der iPad-2-Bildschirm werde dem des iPad 1 ähneln . Apple wollte die Gerüchte nicht kommentieren - wie immer

Rettungsfahrzeug-Design: Darpa lässt die Crowd ran

Die amerikanische Militär-Forschungsbehörde Darpa will das Design eines Rettungsfahrzeugs für den Kriegseinsatz crowdsourcen, also von freien Programmierern und Designern als quelloffenes Projekt entwickeln lassen. Als Belohnung winken 10.000 Dollar aus der Darpa-Kasse . Vorteil für die Forschungsbehörde: Statt viele Jahre an der Entwicklung so eines Militärfahrzeugs zu sitzen, könnte der Crowdsourcing-Ansatz Zeit sparen und "Zeit schaffen für bessere Ideen und Designs", so die Pressemeldung  (PDF-Datei, 62,8 KB). Dieser effizientere Ansatz "könnte Leben retten und den Missionserfolg verbessern."

Das Ganze wird als Wettbewerb bei Local Motors, einer Website für kollektives Autodesign  aufgezogen. Das Chassis und einige grundlegende Voraussetzungen ("Platz für zwei liegende Personen") gibt DARPA vor, der Rest ist der Phantasie der Möchtegern-Kriegsfahrzeug-Designer freigestellt. Auf der Projekt-Website können sich Interessenten über die Teilnahme-Voraussetzungen informieren, ein Starterkit mit Logos und 3-D-Modellen herunterladen und die seitenlangen AGBs durchlesen. Vor allem aber: Die aktuellen Vorschläge anderer Auto-Designer begutachten. Und Hut ab, die ersten Modelle sehen erstaunlich gut gemacht aus , ein bisschen nach Computerspiel, nach pubertärem Jungstraum, nach Kriegsromantik und Macho-Ästhetik.

Auch ein Cyber-Zentrum: Niederlande erklärt Cyber-Sicherheitsstrategie

Immer mehr Mitgliedstaaten der EU machen sich fit für eine internationale Zusammenarbeit zur Abwehr von Cyber-Gefahren. Einen Tag bevor das Bundeskabinett die nationale Cyber-Sicherheitsstrategie beschloss, erklärte die niederländische Regierung, wie sie sich eine nationale Sicherheitsstrategie für das Internet vorstellt. Am Dienstag stellte der niederländische Justizminister Ivo Opstelten den Entwurf einer nationalen Cyber-Sicherheitsstrategie vor, in den Ideen aus dem öffentlichen und privaten Sektor und Forschungsinstituten einflossen. Den Entwurf gibt es als öffentliches Dokument zum Download  (PDF-Datei, 100 KB).

Interessant: Die Begriffe und Strukturen ähneln der am Mittwoch vorgestellten deutschen Strategie. So werden auch die Niederlande ein Cyber-Abwehrzentrum und einen Cyber-Sicherheitsrat einrichten, in dem "alle relevanten Parteien" (also auch Katastrophenschutz, Militär und Dienste) teilnehmen werden. Bis zum 1. Juli 2011 soll der Rat, bis zum 1. Januar 2012 das Cyber-Abwehrzentrum seine Arbeit aufnehmen. Letzteres soll wie in Deutschland vor allem beobachten und auswerten und einmal jährlich das Kabinett über die Risiken aus dem Netz für die nationale Sicherheit informieren. Weiterhin sollen Abwehr-Möglichkeiten, eine bessere Strafverfolgung von Cyber-Kriminellen und eine Verbesserung der Widerstandskraft der kritischen Infrastrukturen erarbeitet werden.

Wie in Deutschland setzen die Niederlande auf eine enge Kooperation zwischen Wirtschaft und Staat - und so ist der Entwurf auch programmatisch überschrieben: "Erfolg durch Zusammenarbeit."

Facebook entfernt Stalker-Tool

Facebook hat auf die Kritik an einer Facebook-App reagiert und das Stalker-Werkzeug "Breakup-Notifier" aus dem sozialen Netzwerk geworfen . Das Programm ist eines jener Internet-Werkzeuge, die Kreativität, Naivität und bösen Willen vereinen und ist damit typisch für all jene Web-Entwicklungen, die faszinierend und verstörend zugleich sind. Die App erlaubte es, Personen aus dem Facebook-Freundeskreis als Objekt der Begierde zu markieren. Wenn diese ihren Beziehungsstatus auf "In keiner Beziehung mehr" änderten, schlug der Breakup-Notifier Alarm: Zeit für einen Flirt. 3,6 Millionen Facebook-Mitglieder hatten sich die App bereits installiert, als Facebook den Aus-Schalter betätigte. In einem Statement erklärt sich Facebook bei Techcrunch, man untersuche derzeit, ob die App den Facebook-Nutzungsbedingungen entspräche.

Weitere Meldungen

Mehr lesen über

Verwandte Artikel

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren