Neue Gratis-Webdienste Singen, so lange sie einen lassen

Ausprobieren kostet nichts: Neue Webdienste wie YouNow und Amen buhlen um Nutzer. Wer mitmacht, kann in einer Online-Musikshow auftreten, sich über die beste Eissorte aller Zeiten streiten oder Fotos remixen. Sieben Angebote mit frischen Ideen im Überblick.
Screenshot von YouNow.com. Dort kann man sich auf virtueller Bühne präsentieren.

Screenshot von YouNow.com. Dort kann man sich auf virtueller Bühne präsentieren.

"In Zukunft wird jeder 15 Minuten berühmt sein", prophezeite der Künstler Andy Warhol 1968. Auf YouNow  ist selbst diese Viertelstunde Ruhm alles andere als einfach zu bekommen. In der neuen interaktiven Video-Show stimmen die Zuschauer in Echtzeit ab, wie gut ihnen ein Auftritt vor der Kamera gefällt. Je mehr Nutzer auf den "Daumen hoch"-Button drücken, desto länger dürfen sich die Hobbykünstler präsentieren. Klicken zu viele Zuschauer auf "Daumen runter", fliegen digitale Tomaten ins Bild. "Social Televison" nennen das die Macher, Auftritte dauern standardmäßig eine Minute.

Eine Webcam und ein Mikrofon vorausgesetzt, kann sich jeder Mutige auf YouNow präsentieren. Aufgetreten werden kann derzeit in zwei Kanälen, "Musik" und "Talk", zwei weitere namens "Geständnisse" und "Comedy" sollen folgen. Je beliebter ein Künstler ist, desto schneller bekommt er wieder einen Platz in der virtuellen Show. Diese ist momentan allerdings selten ausgebucht. Weil erst wenige Nutzer das Videoportal kennen, laufen zwischendurch Wiederholungen alter Auftritte. Das erinnert dann doch an das echte Fernsehen.

Spielwiese für Meinungsmacher: Amen

Mit der Nutzeraktivität zufrieden ist man dagegen bei Amen . Die Plattform des Berliner Start-Ups ist die ideale Spielwiese für Menschen, die zu allem eine Meinung haben - und diese auch jedem mitteilen wollen. Im Prinzip läuft die gesamte Kommunikation darauf hinaus, dass jemand eine Meinung äußert, etwa: "Breaking Bad ist die beste Serie aller Zeiten". Anschließend haben die anderen Nutzer zwei Möglichkeiten. Sie stimmen zu, indem sie auf "Amen" klicken, oder sie klicken auf "Hell no!" und machen einen Alternativvorschlag, der wiederum bewertet werden kann. So entstehen Bestenlisten zu allen möglichen Themen.

Amen basiert auf einem klassischen Community-System, man kann anderen Nutzern folgen und bekommt so ihre Ansichten zu Personen, Orten oder Dingen per Stream serviert. So ist es möglich, über weltbewegende Dinge wie die beste Eissorte und den schlechtesten Fußballtrainer abzustimmen. In der gerade beendeten Betaphase hatten 3000 Nutzer bereits mehr als 30.000 Thesen aufgestellt. Amen gibt es auch als iPhone-App.

4Chan in harmlos: Canvas

Seit einigen Tagen öffentlich zugänglich ist auch das neueste Projekt von Christopher Poole, dem das Web bereits den Kreativitäts- und Klamaukhort 4Chan verdankt. Canvas , so heißt der Dienst, ist gewissermaßen die harmlose Variante des verruchten Fotoforums. Nutzer können dort lustige, spektakuläre und skurrile Bilder hochladen, die dann von der Community bewertet werden. So entsteht quasi ein Museum der Netzfundstücke. Für die Bewertung stehen den Canvas-Nutzern diverse Digitalstempel wie "LOL" zur Verfügung. Außerdem können Nutzer hochgeladene Motive remixen, etwa durch das Einfügen neuer Textbotschaften. So finden sich auf der Website zum Beispiel neue Varianten der "Angry Birds".

Im Gegensatz zu 4Chan muss sich der Nutzer für Canvas anmelden - mit seinem Facebook-Account. Gepostet werden kann allerdings auch ohne Namensangabe. Die hochgeladenen Bilder werden unbegrenzt archiviert, auch das unterscheidet den Service von Christopher Pooles erstem Projekt.

Verbling, Posterous Spaces, Bitcasa, Pressly

Chatroulette zum Sprachenlernen: Verbling

Mit Chatroulette hätte man theoretisch andere Sprachen lernen können. Praktisch lernte man dort vor allem Genitalien aus aller Weltkennen. Zudem traf man dank der Zufallsfunktion selten auf den passenden Gesprächspartner. Abhilfe soll jetzt Verbling  schaffen. Die Plattform verbindet Sprachlernende zwar ebenfalls zufällig miteinander, vorher haben diese aber angegeben, welche ihre Muttersprache ist und welche Sprache sie lernen möchten.

Während der Videochats läuft ein Zähler. Zunächst soll fünf Minuten in der einen, dann fünf Minuten in der anderen Sprache gesprochen werden. Bisher ist der Service nur für englisch- und spanischsprachige Nutzer freigeschaltet. "Wir haben aber eine große Nachfrage nach Deutsch", sagt Mikael Bernstein, einer der Gründer. "Deshalb hoffen wir, den Dienst in nächster Zeit für deutsche Muttersprachler öffnen zu können."

Blogdienst rundum erneuert: Posterous Spaces

Um ein sinnvolles Feature erweitert wurde Posterous . Ab sofort lässt sich dort nicht nur ohne HTML-Kenntnisse ein Blog einrichten. Unter dem Schlagwort "Spaces" haben die Nutzer auch die Möglichkeit, für jeden ihrer Freunde einen eigenen Stream einzurichten. Das heißt: Aus einem allumfassenden Blog können mit wenigen Mausklicks viele kleine, personalisierte werden. So landen die Bilder der Betriebsfeier auf Wunsch wirklich nur bei den Kollegen und der Liebesschwur erscheint ausschließlich im Stream des Partners. Die Stream-Empfänger müssen sich dafür nicht bei Posterous anmelden.

Zehn Dollar für unbegrenzt Speicher: Bitcasa

Ein besonders einfacher Cloudservice will Bitcasa  sein. Für zehn US-Dollar pro Monat soll man auf Bitcasas Servern so viel speichern dürfen, wie man möchte. Die Dateien sollen dabei direkt online abgelegt werden und nicht auf der eigenen Festplatte. Zudem behauptet der Anbieter, die Daten seien so verschlüsselt, dass er nicht mal wisse, welche Arten von Dateien auf seinen Servern lagern. Derzeit kann man sich für eine Beta-Version von Bitcasa registrieren.

WebApp-Generator aus dem Netz: Pressly

Keine Lust, die eigene Website für Tablet zu optimieren? Diese Aufgabe soll für Verlage bald Pressly  übernehmen können, von dem jetzt eine Demo-Version erschienen ist. Verbindet man die Software zum Beispiel mit dem RSS-Feed oder dem Twitter-Stream des eigenen Internetangebots, stellt sie dessen Inhalte automatisch in einem iPad-optimierten Layout dar, versprechen ihre Macher. Das Ganze funktioniert auf HTML5-Basis. Erscheinen soll Pressly noch in diesem Herbst. Finanzieren will sich der Dienst über Werbeeinblendungen auf den umgewandelten Websites.

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