Neues Daten-Debakel USB-Stick mit Regierungssoftware verloren

Wieder eine prekäre Datenpanne in Großbritannien: Der Mitarbeiter einer Computerfirma verlor auf einem Parkplatz seinen USB-Stick. Er enthielt Zugänge und Quellcode für ein Computersystem der Regierung, mit dem hunderte finanzielle Dienstleistungen erledigt werden.

London - Die Serie der Datenpannen in Großbritannien reißt nicht ab. Auf einem öffentlichen Parkplatz wurde ein Datenträger mit Benutzernamen und Kennwörtern eines Computersystems der Regierung gefunden, wie die "Mail on Sunday" berichtete. Nach dem Verlust des Memory-Sticks sei die Internet-Seite, über die hunderte öffentliche Dienstleistungen wie Renten- und Kindergeldanträge oder Steuererklärungen online erledigt werden können, vorübergehend geschlossen worden.

Nach Darstellung eines Behördensprechers enthielt der Stick nur Daten einer "Handvoll Leute" deren Kennwörter verschlüsselt waren. Dagegen berichtet die "Mail on Sunday", dass sich Unbefugte mit Hilfe des Datenträgers Zugang zu persönlichen Details von zwölf Millionen Menschen hätten verschaffen können.

Ein Mitarbeiter einer Computerfirma, die im Auftrag der Regierung das Internet-Angebot pflegt, hatte das Speichermedium bereits vor zwei Wochen auf einem Parkplatz einer Kneipe in Cannock in der Grafschaft Staffordshire verloren. Doch erst in dieser Woche wurde der Verlust bekannt, als der USB-Stick laut "Mail on Sunday" an die Zeitung übergeben wurde.

Quellcode zur Regierungssoftware

Ein Computerspezialist habe den Inhalt geprüft, berichtet das Blatt. Der Stick enthalte nicht nur vertrauliche Passwörter und Sicherheitssoftware, sondern auch den Quellcode zu der 18 Millionen Pfund teuren Software. Das Speichermedium sei anschließend der Polizei übergeben worden.

Das Computerunternehmen Atos Origin, dessen Mitarbeiter den USB-Stick verloren hatte, sprach von einem Bruch der Regeln und kündigte personelle Konsequenzen an.

In den vergangenen Monaten waren immer wieder Daten der Regierung verloren gegangen. Anfang Oktober verschwand eine Computerfestplatte mit Daten von etwa 100.000 Armeeangehörigen und vermutlich rund 600.000 Armee-Bewerbern sowie ein Laptop mit Daten von 100.000 Rentnern. Im September waren aus einem Luftwaffenstützpunkt drei Computerfestplatten mit den persönlichen Daten Tausender aktiver und ehemaliger Angehöriger der Royal Air Force gestohlen worden.

Im August sorgte der Verlust von Daten von allen Häftlingen in England und Wales für Aufregung. Im Juli gestand das Verteidigungsministerium ein, dass in den vergangenen vier Jahren insgesamt 658 Laptop-Computer und 26 tragbare Memory-Sticks mit sensiblen Personaldaten entweder gestohlen wurden oder verloren gingen. Zuvor hatte das Justizministerium einräumen müssen, dass bereits im Sommer vergangenen Jahres eine Festplatte mit Daten von rund 5000 Gefängnisbeamten und Verwaltungsangestellten der Justizbehörden verloren gegangen war. Im Oktober vergangenen Jahres verschwanden CDs mit den persönlichen Angaben von 25 Millionen Kindergeldempfängern.

cpa/dpa

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten