Neues Design Lob und Tadel für das "neue Gesicht"

Ohne vorherige Ankündigung stellte SPIEGEL ONLINE am Mittwoch auf ein neues Seiten-Design um. Die Überraschung gelang, doch schon wenige Stunden später brummte es im Web: In Blogs, Foren und Artikeln überwiegt der Beifall - doch auch mit Kritik wird nicht gespart.
Aus Alt mach Neu: Am Mittwoch, 7. September 2006, erlebte SPIEGEL ONLINE seine siebte Frischzellenkur

Aus Alt mach Neu: Am Mittwoch, 7. September 2006, erlebte SPIEGEL ONLINE seine siebte Frischzellenkur

Für rund zwei Stunden lagen am Mittwoch die Nerven blank. Würde alles glatt gehen? Würde gerade in der kurzen Zeit, wo der Wechsel zum neuen Design die Seite "gefrieren" lassen würde, Wichtiges geschehen in der Welt? Würden es die Ressorts schaffen, alle ihre Angebote rechtzeitig auf die Anforderungen des neuen Designs umzustellen, so dass die Seite nachher nicht aussähe wie Kraut und Rüben? Zwischen 15 und 17 Uhr liefen hausintern Telefondrähte und Messenger heiß.

Und natürlich lief ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, den SPIEGEL ONLINE für den Design-Wechsel ausgewählt hatte, die Seite unter Volllast. Der Terminplan stand seit langem fest, wenn auch unter Vorbehalt: Es sollte ein relativ ruhiger Moment sein, bewusst zwischen den klassischen Rush-hours des Nachrichtengeschäftes am Mittag und Nachmittag, es sollte den SPIEGEL-ONLINE-Lesern nicht unbedingt auffallen, wenn die Seite sich für zehn, fünfzehn Minuten nicht bewegte. Der Countdown lief, der Tag war ruhig, aber selbst das heißt bei einer Seite wie SPIEGEL ONLINE, dass es rund 450 Seitenaufrufe pro Sekunde hagelt.

Dann kam 17 Uhr - und für wenige Minuten wackelte die Seite wie seit Jahren nicht mehr: Für drei, vier Minuten bekamen manche Nutzer eine wirre, von allen Designs befreite Seite zu sehen. "Was ist bei SPON los?", fragte da prompt ein Blogger, nur um sich wenig später selbst die Antwort zu geben. Kurz nach 17 Uhr stand das neue Design im Web, der Wechsel im laufenden Tagesbetrieb war weitgehend gelungen - und

Dieser Inhalt verwendet veraltete Technologien und steht daher nicht mehr zur Verfügung

.

Überwältigendes Echo

Am Morgen danach standen im eigens angelegten Forum zum Relaunch über 430 Beiträge, in denen gelobt, kritisiert und teils schon kräftig gestritten wird. Was uns SPIEGEL-ONLINE-Macher freut: Das positive Echo überwiegt und die Kritik ist zumeist konstruktiv.

Beides braucht man natürlich, wenn man daran geht, ein Angebot wie SPIEGEL ONLINE nicht nur zu verändern, sondern zu verbessern. Es ging und geht um nicht mehr und nicht weniger, als unter Beibehaltung des Grundcharakters der Angebotes neue technische Möglichkeiten zu erschließen und Design und die viel beschworene "Usability" und Navigation auf die Höhe der Zeit zu bringen. So etwas funktioniert nie völlig reibungslos: So gibt es noch immer ein paar technische Probleme bei der Seitendarstellung mit dem Internet Explorer, an deren Lösung die Techniker arbeiten.

Doch in Leserbriefen, im Forum wie in Blogs und Artikeln überwiegt das positive Echo (siehe Linksammlung unten). "Well done, Spon" titelt etwa Notebook Onlinejournalismus  und erkennt: "Keines der neuen Elemente (z.B. zwei Spalten auf der Homepage, Kopfnavigation, Tagcloud) ist eine Überraschung, aber darum geht es auch nicht." Simon Kühn  findet den Relaunch in seinem Blog trotzdem "ganz schön kühn". "Wurde allerdings auch dringend Zeit, das alte Modell war inzwischen dann doch schon gut abgehangen", findet das JakBlog , während Netzausfall  mahnt: "Never change a running system - es sei denn, man kann es noch besser. Spiegel Online hat genau das bewiesen."

Medienrauschen  und Onlinejournalismus.com , zwei der meistbeachteten Medien-Blogs im Lande, gönnen uns ausführliche Besprechungen, voll mit Kritik, unter dem Strich aber wohlwollend. Das Web-Medienmagazin DWDL  fragt sich, ob bei SPIEGEL ONLINE künftig das Lesen "bei dem neuen Mittelteil bestehend aus Multimedialeiste, Forenkasten und Vote" enden wird und die Ressortangebote weniger angenommen werden. Das fragen wir uns auch und werden es gespannt beobachten: Panta Rhei, sagt der Grieche, "alles fließt" - und meint, dass nichts bleibt, wie es ist und sich alles ewig wandelt.

Genau wie SPIEGEL ONLINE. Obwohl das gestern eingeführte neue Design die erste massive Veränderung der Seitenstruktur seit 1999 darstellt, hat die Seite seitdem doch zwei größere optische Veränderungen und etliche kleinere "Rebrushes" erfahren. Meistenteils, ohne groß bemerkt zu werden, haben wir das Angebot stetig verändert, visuell optimiert, Funktionen eingeführt oder verbessert. So nutzt SPIEGEL ONLINE die jetzt auf der ganzen Seite eingeführte "horizontale Navigation" am Seitenkopf ohne eine Navigationsleiste am linken Seitenrand (was jetzt als größte Veränderung wahrgenommen wird) auf der Ebene der Artikel bereits seit zwei Jahren.

Solche sukzessiven Veränderungen und Verbesserungen wird es auch weiterhin geben - und erste bereits im Laufe dieses Jahres.

Konstruktive Kritik ist hoch willkommen

So stehen zum Beispiel die Möglichkeit, die Schriftgrößen zu verändern und das Feature, bereits besuchte Artikel wieder farblich zu kennzeichnen (die beiden meistkritisierten Punkte am neuen Design) nicht nur auf dem Wunschzettel vieler Leser und Kritiker, sondern auch ganz oben auf der Prioritätenliste der Web-Entwickler. Die Veränderung und Optimierung wird weiter gehen, wie könnte das anders sein? Konstruktive Kritik ist hoch willkommen: So wie wir erwarten und hoffen, dass unsere Leser das neue Design "lernen", sind wir natürlich bereit, von den Wünschen unserer Nutzer zu lernen.

Auf die Kritik, SPIEGEL ONLINE sei weiterhin "nur" auf eine Breite von 800 Pixeln festgeschrieben, werden wir allerdings so schnell nicht reagieren: Natürlich ist das so, denn wir brauchen den übrigen Raum des Bildschirms für Werbung. Das nervt zwar viele Leser, bezahlt aber die Rechnung - und macht so SPIEGEL ONLINE erst möglich. Wir finden, dass die Randwerbung das Lesen zudem erheblich weniger stört, als Popup-Einblendungen und sonstige aufdringliche Werbeformen, die sich in oder gar über Seiten legen. Doch auch darüber kann man diskutieren: Im

Dieser Inhalt verwendet veraltete Technologien und steht daher nicht mehr zur Verfügung

, das von uns natürlich wie immer mit großem Interesse beobachtet wird.

Allen Nutzern werden wir es allerdings nie recht machen können. "Ich finds doof!" schrieb uns ein Leser am Donnerstagmorgen zum neuen Design, "und unübersichtlich und überhaupt - es gibt leider wenig Dinge momentan, die Bestand haben."

Stimmt. Und manchmal ist das ein Glück.

Das Echo im Web: Lob und Tadel aus der Blogosphäre

Verwandte Artikel

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren