Neues von Beate und Co. Hypercyber!

Seit nunmehr zwölf Jahren ist sich Jamiri, Deutschlands trockenster Comiczeichner, selbst der Held. Gut ist das, weil man so all das erfährt, was ihm durch den Kopf geht: Übers Web, Beate, Sex, Aliens und Kim Schmitz.

Drehen wir die Sache doch mal um und beginnen mit den harten Fakten: "Hypercyber", das neueste Werk von Jamiri alias Jan-Michael Richter ist wie immer ein Comic, erschienen bei Carlsen in der Reihe "B&L" und kostet 10 Euro. Ach ja, 44 Seiten netto bekommt man dafür.

Für Fans reicht das: Die fressen dem überzeugten Ruhrgebietsmenschen und - seit einigen Jahren - Ureinwohner von Cyberia seit 1990 aus der Hand. Der Kern der Leserschaft studierte, wie Jamiri, in Bochum, hing in Cafete GA ("Garantiert Arbeitslos") oder Cafe Konkret ab, las Jamiri zuerst im Stadtmagazin "Marabo", später bundesweit in "Unicum" und freute sich nicht nur an den ewigen Beziehungskisten, den Saufstorys und den so pfurztrockenen Kommentaren zu Liebe, Leben und Lebenswelt, sondern auch daran, in den Bildern lauter Bekannte zu entdecken.

In diesen Genuss kamen die meisten Leser des mittlerweile dahingeschiedenen Magazins "Online Today" natürlich nicht: Dort produzierte Jamiri jeweils die letzte Seite - kein Wunder also, dass seine gezeichneten Kommentare zu den Abstrusitäten der Cyberwelt immer häufiger wurden. Zum dritten Mal bereits legt er nun nach "Homepages" und "Dotcom Dummy" ein Opus vor, bei dem Nomen durchaus Omen ist: Jamiri entführt die Leser nach Digitalien und in diverse Parallelwelten.

Eine davon heißt "Ruhrgebiet": Da stürzen Jamiri und Freunde ab, wirklich tief im Westen glüht der Himmel orange und der Golf-Diesel unter den Männern erringt den schwarzen Gürtel im Einkaufen. Das muss reichen, denn irgendetwas über die Inhalte zu verraten hieße, den Spaß daran zu verderben, denn natürlich serviert Jamiri seine Pointen im drei bis vier Bilder-Rhythmus.

Schön ist das, spaßig und gar nicht dumm. Denn keiner erklärt die Gesetze von Ursache und Wirkung so knapp und gut: "Als kleiner Junge", schreibt Jamiri in seinem Lebenslauf, "war ich so dick, merkwürdig und weinerlich, dass meine Eltern beschlossen, mich auf eine Waldorfschule zu schicken".

Wer so was schreibt, den muss man lesen - und "sehen".

Frank Patalong

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