Jobangebot NSA ködert Kryptoexperten mit Uralt-Verschlüsselung

Der amerikanische Geheimdienst sucht per Twitter nach neuen Kryptoexperten. Eine verschlüsselte Nachricht sollte es potentiellen Bewerbern schwer machen. Doch tatsächlich ist der Code sekundenschnell zu knacken.
US-Geheimdienst auf Twitter: Verschlüsselung für Einsteiger

US-Geheimdienst auf Twitter: Verschlüsselung für Einsteiger

"tpfccdlfdtte pcaccplircdt", so fängt eine Twitter-Nachricht  an, die der US-Geheimdienst NSA am Montag über seinen Account @NSACareers  verschickte. Auf den ersten Blick enthält der Tweet nur drei Zeilen unzusammenhängender Buchstaben, doch der Schein trügt. Tatsächlich verbirgt sich hinter dem Buchstabensalat eine sehr klare Mitteilung.

Zunächst aber sorgte die kryptische Botschaft für Irritationen. Das Gadget-Blog "Gizmodo" etwa scherzte: "Die NSA ist schon wieder betrunken ." Und auch per Twitter machten sich die Kommentatoren umgehend lustig über das scheinbare Gewäsch des Geheimdiensts. Ein Nutzer mutmaßte, seine Katze würde jetzt die NSA-Tweets tippen , ein anderer, die NSA habe wohl vergessen ihre Ovomaltine zu trinken .

Lange dauerte es allerdings nicht, bis die Ersten dem wahren Inhalt der Nachricht auf die Spur kamen. Den Weg zur Entschlüsselung der geheimen Botschaft hat "NBC News " aufgeschrieben. Demnach zeigen die gleichmäßige Länge der Worte - jeweils zwölf Buchstaben - und der Punkt am Ende an, dass die Leerzeichen bedeutungslos sind. Außerdem würden bestimmte Buchstaben öfter auftreten als andere, so wie es in vielen Sprachen der Fall ist.

Die Schlussfolgerung: Die NSA hat ihre Nachricht mit einem simplen Verschiebungscode verschlüsselt, wie ihn schon die alten Römer nutzten. Dabei werden alle oder nur bestimmte Buchstaben durch andere Buchstaben ersetzt. Ein in den achtziger und neunziger Jahren populäres Beispiel für eine solche Verschlüsselung ist ROT13 , ein Code, bei dem alle Buchstaben des Alphabets um 13 Stellen verschoben, also rotiert werden.

Weil sich eine solches Kryptogramm mit etwas Geduld, einem Stift und Papier lösen lässt, wurden derart codierte Texte zeitweilig auch in Zeitungen auf den Rätselseiten abgedruckt. Im Internet findet man reichlich Tipps, wie man mit dieser Methode am besten zum Ziel kommt. beispielsweise bei helpster , wikihow  und der TU Freiberg (PDF) .

Man kann es sich allerdings auch leichter machen: Es gibt verschiedene Seiten, die die Entschlüsselung solcher Chiffren automatisieren, beispielsweise quipquip . Ist der Text dort eingegeben, dauert es keine sechs Sekunden, bis die Maschine die NSA-Nachricht im Klartext anzeigt: "Wenn du wissen willst, was man können muss, um bei der NSA zu arbeiten, schau hier immer montags vorbei, wenn wir Berufe erklären, die wichtig sind, um unsere Nation zu schützen."

"The Daily Dot " hat beim Geheimdienst nachgefragt, was es denn mit dieser Botschaft und der Verschlüsselung auf sich hat. Die Antwort: "Als Teil unserer Bemühungen, die Besten und Klügsten als neue Mitarbeiter anzuwerben, werden wir im Mai an jedem Montag entsprechende verschlüsselte Tweets verschicken." Da kann man nur hoffen, dass die kommenden Herausforderungen für die Besten und Klügsten etwas anspruchsvoller werden.

mak
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