OkCupid Online-Partnerbörse räumt Experimente mit Nutzern ein

Wer Internetdienste nutzt, muss damit rechnen, dass auch mit persönlichsten Daten experimentiert wird - das ist die harte Botschaft der US-Partnerbörse OkCupid. Sie gesteht offen ein, mehrfach die Profile von Nutzern verändert zu haben.
Blogeintrag: "OkCupid weiß nicht wirklich, was es tut"

Blogeintrag: "OkCupid weiß nicht wirklich, was es tut"

New York - Nach der Aufregung über Facebooks Psycho-Experiment gießt die amerikanische Partnerbörse OkCupid Öl ins Feuer. In einem Blogeintrag vom Montag enthüllt Christian Rudder, einer der Gründer des Unternehmens, ausgesprochen offenherzig eigene Versuche mit den Daten von Nutzern des Portals. Titel seines Textes: "Wir experimentieren an Menschen! ".

Rudder gibt sich dabei Mühe, einen lockeren Ton anzuschlagen, wenn er beispielsweise schreibt: "OkCupid weiß nicht wirklich, was es tut. Genauso wenig wie alle anderen Webseiten." Schließlich sei die Technik des Internets noch sehr neu, und es gebe "keine Blaupausen" dafür, wie man etwas machen sollte. Deshalb müsse man experimentieren, um herauszufinden, was funktioniert.

Bei einem der Experimente von OkCupid wurde Mitgliedern vorgetäuscht, dass sie den Algorithmen zufolge besser zueinander passten als eigentlich errechnet. OkCupid habe damit testen wollen, wie stark solche Empfehlungen das Verhältnis der Menschen zueinander beeinflussen, heißt es in dem Blogeintrag. Bei anderen Experimenten seien Fotos und Profilinformationen ausgeblendet worden. Die Nutzer seien anschließend über die Versuche aufgeklärt worden, schreibt Rudder.

Praktisch hat OkCupid Mitgliedern, die laut Software einen recht geringen Übereinstimmungswert von 30 Prozent hatten, einen Wert von 90 Prozent angezeigt. Man habe testen wollen, "ob Leute einander mögen, nur weil sie denken, das müsse so sein", schreibt Christian Rudder. Genau das trat dann auch ein: Die Nutzer in dem Versuch tauschten deutlich mehr Nachrichten aus als sonst bei einer Übereinstimmung von 30 Prozent. Bei den Versuchen sei es darum gegangen, den Service des Dating-Portals zu verbessern, betont Rudder.

Facebook hatte Ende Juni mit einem Experiment für Aufruhr gesorgt, bei dem Mitgliedern künstlich mehr positive und negative Beiträge in ihrem Nachrichtenstrom angezeigt wurden. Damit sollte getestet werden, wie sich eine solche Stimmungsveränderung auf das Verhalten der Nutzer auswirkt.

mak/dpa
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