Oliver Samwer Web-Millionär sagt sorry für "Blitzkrieg"-Mail

Der Internetunternehmer Oliver Samwer wollte seine Mitarbeiter motivieren - und schrieb in einer aufpeitschenden Mail von "Blitzkrieg" und Business-Plänen, die "mit Blut" zu unterschreiben seien. Nun entschuldigt er sich.

Manchmal schlagen Tech-Manager verbal ein bisschen über die Stränge. Microsoft-Chef Steve Ballmer beispielsweise ist bekannt für seine Wutausbrüche, er soll gelegentlich mit Möbelstücken werfen. Steve Jobs diktierte seinem Biografen Walter Isaacson, er würde Googles Android-Betriebssystem am liebsten mit einem Nuklearangriff bekämpfen. Aber was Oliver Samwer - einst Jamba-Gründer, jetzt Unternehmensfinanzier - kürzlich an seine Belegschaft geschrieben hat, das hat schon eine ganz eigene Qualität.

Zusammen mit seinen Brüdern hatte Samwer mit Internetunternehmen wie Alando und Jamba viel Geld verdient, gemeinsam sind die Brüder inzwischen wohl mehrere Hundert Millionen Euro schwer. Nun schieben sie über den European Founders Fund und Rocket Internet neue Unternehmen an. Im Oktober richtete der finanzstarke Unternehmer deutliche Worte an das Team von Rocket Internet.

Lediglich drei Geschäftsfelder gebe es, in denen man Milliarden-Firmen aufbauen könne: Amazon und Zappos (Kleider- und Schuhversand) gebe es schon, nun seien nur noch Möbel übrig, schrieb er in der E-Mail, die "TechCrunch" veröffentlicht hat. Das Online-Geschäft mit Mobiliar sei die letzte Chance, dafür müsse groß investiert werden. Er selbst sei bereit, aber er verlange auch von seinen Leuten vollen Einsatz, Aggressivität, "deutsche Aufmerksamkeit fürs Detail". Und: Die Zeit für den "Blitzkrieg" müsse genau gewählt sein. Für die verschiedenen Länder - Indien, Türkei, Australien, Südafrika, Südostasien - erwarte er detaillierte Pläne, "unterschrieben mit Blut".

Seine Mail schließt er mit den Worten: "Ich bin in Sachen Internet der aggressivste Typ auf der Welt. Ich würde sterben, um zu gewinnen, und ich erwarte dasselbe von euch!"

Jetzt sagt der Unternehmer sorry

Gegenüber "TechCrunch" bestätigte Samwer die Echtheit der E-Mail - und entschuldigte sich für den bekanntlich schwer vorbelasteten Ausdruck "Blitzkrieg" und den Ton seines Schreibens. Er habe den unangebrachten Ausdruck in einem allzu enthusiastischen Moment gewählt.

Die Samwer-Brüder haben unter anderem den Aufbau von StudiVZ finanziert, hielten Anteile an Facebook und sind bei Groupon engagiert, dasdieses Jahr an die Börse ging und derzeit 14 Milliarden Dollar wert ist. Mit ihren Beteiligungen gelten sie als die "Paten des deutschen Internets" (manager magazin). Vor allem haben sie es geschafft, regelmäßig Ideen und Geschäftskonzepte aus den USA nach Europa und Deutschland zu bringen.

Von vielen wurden sie dafür als Copycats kritisiert, als Kopierer. Das schnelle Aufbauen von Firmen und deren anschließender Verkauf hat sie vor allem sehr reich gemacht. Das Online-Autkionsportal Alando, gegründet 1999 nach dem Vorbild von Ebay, verkauften sie an das Vorbild, für rund 50 Millionen Dollar. Bei dem Klingelton- und Handyspielehersteller Jamba, mit dem sich die Samwers schon vor Jahren sehr unbeliebt gemacht hatten, waren es dann 2004 schon 273 Millionen Dollar.

Bei Rocket Internet haben die Samwers zwar keine offizielle Rolle im Management, doch laut manager magazin ist Oliver Samwer in alle maßgeblichen Entscheidungen eingebunden und gibt über E-Mails Anweisungen. Er, der mittlere der drei Brüder, gibt demzufolge den Ton an.

ore/cis
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