Online-Auktionen Kunden zweifeln an Ebay-Zahldienst PayPal
Frerk-Malte Feller betreibt ein einträgliches Nebengeschäft: Der 32-jährige Manager, bis Februar Deutschland-Boss der Ebay-Bank PayPal, seitdem bei Ebay fürs Auktionsgeschäft verantwortlich, versteigert als Privatmann beim Online-Auktionshaus EM-Tickets. Für 641 Euro gingen zuletzt zwei von Fellers Eintrittskarten für das EM-Viertefinale in Basel weg.
Der Auktionstext ist mustergültig formuliert - wie man es von einem Ebay-Manager erwarten kann. Nur ein Detail lässt viele Ebayer stutzen.
Feller verlangt von Käufern, die Ebays Bezahldienst PayPal nutzen wollen, eine Kopie des Personalausweises.
Die so ausführliche wie interessante Begründung des Ex-PayPal-Chefs für die Vorsichtsmaßnahme:
- "Bei PayPal-Zahlung benötige ich von Ihnen beidseitige Kopien Ihres Personalausweises und Ihrer Kreditkarte bzw. eine Kopie Ihres Kontoauszuges"
- "Der Hintergrund ist, dass PayPal Verkäufer nur bei Beachtung dieser Bedingungen vor unberechtigten Rückbuchungen schützt. Sie als Käufer bleiben vollständig im Rahmen des Käuferschutz geschützt. So sind beide Seiten abgesichert. :-)"
- "Der Versand kann bei Zahlung mit PayPal nur an die bei PayPal hinterlegte Adresse erfolgen. Ausnahmen sind nicht möglich! Wenn der Versand an eine andere Adresse erfolgen soll, dann müssen Sie per Überweisung bezahlen."
Moment mal - Verkäufer sind bei PayPal nicht geschützt, wenn Sie nicht vorab Scans von Personalausweisen und Kreditkarten ihrer Kunden anfordern? Warum die große Vorsicht? Ebay-Manager Feller zu SPIEGEL ONLINE: "Die Kopien habe ich verlangt, weil begehrte Tickets auch Menschen mit unlauterer Absicht anlocken können. Gerade EM-Tickets werden viel von Mitgliedern aus dem Ausland gekauft und PayPal bietet zur Zeit noch keinen Verkäuferschutz über Ländergrenzen hinweg an." Er habe sich also zusätzlich selbst abgesichert, wie es alle Verkäufer bei Ebay-Transaktionen "mit einem hohen Risikopotenzial" tun sollten.
PayPal-Zahlung nur mit Scan von Personalausweis und Kreditkarte
Diese merkwürdigen Einschränkungen aus dem Auktionstext eines Ebay-Chefs klingen so ganz anders als die PayPal-Werbung. O-Ton: "Mit PayPal kann jedes Unternehmen und jeder Privatkunde mit einer E-Mail-Adresse sicher, bequem und kostengünstig online Zahlungen senden und empfangen." Aber offenbar nur, wenn einige sehr umfassende Auflagen erfüllt sind.
Die Äußerungen des Ebay-Managers Feller verunsichern die Kunden des Online-Auktionshauses. In Ebay-Foren diskutieren Mitglieder erregt. Beispiele:
- "Stimmt das so? Muss ein Verkäufer sonst immer mit unberechtigten Rückbuchungen rechnen?"
- "Wenn schon der Ex-PayPal-Chef so vorsichtig ist, scheint das Bezahlen per PayPal ja so sicher nicht zu sein."
- "Es spricht für sein sehr geringes Vertrauen in die Sicherheitskontrollen des Zahldienstes, wenn er nun Kopien von Ausweis- und Kreditkarte vor jeder PayPal-Zahlung verlangt. Ist das mit 'einfach und schnell' gemeint, wie von PayPal beworben?"
Der Ärger bei den Kunden ist groß, weil PayPal in Deutschland bei immer mehr Ebay-Angeboten Pflicht wird. Ebay hat in Deutschland zum Beispiel bei iPhone-Verkäufen und Auktionen, die nur einen Tag lang laufen, einen PayPal-Zwang eingeführt. Für PayPal-Zahlungen fallen Extra-Gebühren an - aber gibt es dafür auch mehr Sicherheit? Das Sicherheitsportal "Falle-Internet" warnt zum Beispiel regelmäßig vor Lücken beim PayPal-Schutz.
Ausschlussklauseln, Ausweiskopien und Kreditkartenrückbuchungen - SPIEGEL ONLINE beantwortet die wichtigsten Fragen zum PayPal-Schutz.
PayPal-Verkäuferschutz nur mit Ausweiskopien?
Das Problem:
Ebay-Geschäftsführer Feller gibt in seiner E-Ticket-Auktion an, man könne hier nur auf Schutz durch PayPal hoffen, wenn man als Verkäufer von den Bezahlern Ausweiskopien anfordere. Ist das korrekt? Welche anderen Bedingungen und Einschränkungen gelten?
Ebay antwortet:
Für Deutschland ist der PayPal-Verkäuferschutz im Moment auf den Schutz vor unberechtigten Rückbuchungen innerdeutscher Kreditkarten- und Lastschriftzahlungen beschränkt. Es besteht zurzeit noch kein Schutz bei internationalen Kreditkartenzahlungen. Im speziellen Falle des besonders risikoreichen EM-Ticketverkaufs, der zudem oft grenzüberschreitend stattfindet, kann es sinnvoll sein, sich als Verkäufer die Käuferidentität eindeutig nachweisen zu lassen. Um den Verkäuferschutz in Anspruch nehmen zu können, muss dem Verkäufer ein Versandbeleg vorliegen, dem klar die Adresse des Käufers zu entnehmen ist. Dies ist besonders bei ausländischen "EM-Touristen" besonders schwer sicherzustellen, Herr Feller hatte z.B. schwedische und amerikanische Käufer. Alle Bedingungen des Verkäuferschutzes stehen auf den PayPal-Seiten.
Unberechtigte Rückbuchungen - nach Monaten?
Das Problem:
In Ebay-Foren berichten PayPal-Zahlungsempfänger von unberechtigten Kredikartenrückbuchungen ihrer über PayPal empfangen Zahlungen, die Monate nach dem Verkauf abgewickelt werden. Einige Beispiele: Eine Firma verkauft eine Maschine nach Großbritannien, die Zahlung läuft über PayPal, die Maschine wird verschickt und zwei Monate später wird das Geld vom PayPal-Konto zurückgebucht. Trotz Vorlage von Belegen für den korrekten Versand gibt PayPal der Rückbuchung statt. Wie lange nach einer PayPal-Transaktion können über Kreditkarten geleistete Zahlungen rückgebucht werden? Auf welcher Basis entscheidet PayPal hier über die Berechtigung der Rückbuchung oder wird solchen Rückbuchungen generell stattgegeben?
Ebay antwortet:
Bis auf wenige Ausnahmen laufen PayPal-Transaktionen für Käufer und Verkäufer problemlos ab. Wäre dies nicht so, könnten wir unsere Schutzprogramme für Käufer und Verkäufer, die jeweils auf Kulanzbasis abgewickelt werden, gar nicht anbieten.
Für Deutschland ist der PayPal-Verkäuferschutz im Moment auf den Schutz vor unberechtigten Rückbuchungen innerdeutscher Kreditkarten und Lastschriftzahlungen beschränkt. Dies kommunizieren wir deutlich auf allen unseren Informationsseiten.
Wird eine Rückbuchung von einem ausländischen Käufer veranlasst, fragen wir beim Verkäufer dennoch nach Versandbelegen, um uns in seinem Sinne beim Kreditkartenunternehmen für ihn einzusetzen. Die Entscheidung, ob die Beweise anerkannt werden, liegt dann jedoch beim Kreditkartenunternehmen. Rechtliche Schritte gegen den Käufer stehen dem Verkäufer jederzeit frei. Da internationaler Handel immer wichtiger wird, arbeiten wir daran, unsere Schutzprogramme weiter auszubauen.
Betrug trotz PayPal-Käuferschutz?
Das Problem:
Bei PayPal ist dieses Betrugsszenario möglich: Der betrügerische Verkäufer verzögert den Versand, bis der Käufer eine PayPal-Beschwerde einreicht, dann versendet er ein leeres Paket oder ähnliches, um einen Versandnachweis zu erlangen. So ist ein erneuter Antrag auf PayPal-Käuferschutz unmöglich - man darf nämlich pro PayPal-Transaktion nur eine Käuferbeschwerde eingelegen.
Ebay antwortet:
Systematisches Vorgehen nach diesem Muster fällt PayPal auf und das Verhalten solcher Verkäufer wird entsprechend geahndet. Zudem kann der Kundenservice, wenn er telefonisch kontaktiert wird, den Käuferschutzantrag manuell ändern. Im Interesse unserer Kunden sind wir das Problem aber aktiv angegangen und werden daher in den nächsten Monaten die Bearbeitung der Käuferschutzanträge ändern. Ab diesem Zeitpunkt kann ein Käuferschutzantrag vom Käufer selbst und direkt von "nicht erhalten" auf "nicht wie beschrieben" geändert werden.
Kein Schutz für bei Ebay erlaubte, bei PayPal ausgeschlossene Artikel
Das Problem:
Bislang müssen Käufer prüfen, ob der bei Ebay erstandene Artikel nach den PayPal-Geschäftsbedingungen, Käuferbeschwerde-, Käuferschutz- und Nutzungsrichtlinien für einen Schutz qualifiziert ist. Denn PayPal schließt einige bei Ebay zulässige Artikel von seinem Schutzprogramm aus.
Nach einer Prüfung stellt sich die Frage: Schließt PayPal Vorabverkaufs-Artikel, Maßanfertigungen und Veranstaltungstickets vom Käuferschutz aus?
Ebay antwortet:
Es gibt einige wenige Fälle, in denen die Regelungen der beiden Unternehmen nicht synchron scheinen, für diese gibt es Sonderregelungen. Zum Beispiel zum Vorverkauf von Maßanfertigungen. Dort schreibt Ebay einen Hinweis in der Artikelbeschreibung vor, der darauf aufmerksam macht, dass der Käuferschutz gegebenenfalls nicht wirksam sein wird.
Ebay verlangt PayPal bei EM-Tickethandel - PayPal schließt Tickethandel aus
Das Problem:
Beim Verkauf von EM-Tickets scheint Ebay die PayPal-Zahlungsmethode vorzuschreiben. Es gibt keine Angebote ohne PayPal. Allerdings schließt PayPal Tickets generell als Artikel aus, verschiedene Eintrittskarten-Verkäufer berichten in Ebay-Foren von Problemen bei der Abwicklung, weil die Tickets nicht für PayPal-Zahlung zulässig waren.
Ebay antwortet:
Die Bezahlung von über Ebay gehandelten Tickets für die Fußball EM 2008 mit PayPal ist grundsätzlich möglich. Ebay und PayPal haben hier im Interesse der Kunden eine Ausnahmeregelung geschaffen. Hintergrund ist das Interesse von Ebay, seinen Kunden eine bequeme und sichere Zahlungsmethode anbieten zu können. Jedes Angebot von EM-Tickets auf Ebay ist daher an das Angebot von PayPal als einer der angebotenen Zahlungsoptionen gebunden. Für bestimmte Länder, wie zum Beispiel England, gelten weiterhin die gesetzlich vorgeschriebenen Verbote. Diese Sonderregelung wird auch vom PayPal-Kundenservice umgesetzt. Die Umstände des zitierten Einzelfalles prüfen wir derzeit noch.