Netzattacke Hacker legen Steinbrück-Blog lahm

Unbekannte Unternehmer lassen das Peerblog für SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück werben - doch in der Nacht zu Donnerstag war die Seite offline. Eine Hackergruppe bekannte sich zu dem Angriff und kündigte weitere Aktionen an.
Peerblog.de: In der Nacht zum Mittwoch offline

Peerblog.de: In der Nacht zum Mittwoch offline

"Das Peerblog ist offline". So meldeten es am späten Mittwochabend die "Ruhrbarone " und ergänzten wenig später, dass auch die Seite der SPD-Bundestagsfraktion und, zumindest zeitweise, auch die der Piratenpartei betroffen seien. Sofort wurde vermutet, es habe sich wohl um eine DDoS-Attacke gehandelt, einen von Hackern ausgeführten Angriff, der die Server des Blogs durch eine Vielzahl von Anfragen überlastete. Die Betreiber des Blog bestätigten diese Theorie gegenüber SPIEFGEL ONLINE.

Via Twitter bekannte sich eine Hackergruppe, die sich "TEAM M2DU5A" nennt, zu dem Angriff: "peerblog.de/ TANGO DOWN! #medusa #nobodycanstopus #steinbrück #spd ". Als Motivation gaben die Hacker an: "Gerüchten zu Folge wird der Blog von Parteigeldern finanziert, geht gar nicht!"

Tatsächlich handelt es sich dabei allerdings nicht um Gerüchte. Das Peerblog bekannt sich ganz offen dazu, "von herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten in Deutschland " finanziert zu werden. Dadurch sei man unabhängig. Peer Steinbrück habe man im Vorfeld das Konzept für das Blog vorgestellt, und nach einigem Überlegen haben der SPD-Kanzlerkandidat seine Zustimmung dazu gegeben, dass die kleine Redaktion seinen Namen für ihr Blog nutzen darf. Vorbild seien die USA, wo "Unternehmer Millionen für ihre Kandidaten, weniger für die Parteien" spenden. Redaktionsleiter ist der ehemalige "Focus"-Redakteur Karl-Heinz Steinkühler.

Die Hacker kosteten ihren Erfolg bei Twitter aus und wiesen mehrmals auf ihre Attacke hin. Und sie erklärten: "Wir zählen nicht zu anonymous! Wir machen das was wir wollen, und für uns reicht ein Gerücht! " Die Reaktion des "Peerblog" erfolgte ebenfalls per Twitter als die Redaktion an die Hacker schrieb: "Coole Aktion! Dann dürfen wir jetzt wohl auch mal laut ZENSUR schreien ." Wenig später meldete das Blog: "Wir sind übrigens wieder online. Gute Nacht allerseits."

Ausgestanden ist der Konflikt damit aber noch nicht, sagen die Hacker. Sie kündigten an: "wir rüsten nach! Morgen gehts in die zweite Runde ." Zudem drohen sie: "Die Unternehmer werde sicher auch Webseiten haben :) Wir nehmen alle Beteiligten solange es geht vom Netz." Problematisch könnte dabei sein, dass die Unterstützer des "Peerblog" sich nicht zu erkennen gegeben haben, das Blog anonym finanzieren.

Genau wegen dieser Eigenheit hat sich allerdings auch schon die Bundestagsverwaltung eingeschaltet. Sie untersucht dem "Focus " zufolge, ob das Unterstützer-Blog womöglich gegen die Regeln der Parteienfinanzierung verstößt. Und für die Hacker könnte die Attacke böse ausgehen - wenn ihre Identität aufgedeckt würde. Auf Computersabotage in besonders schweren Fällen steht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Am Donnerstagvormittag war peerblog.de erneut offline. Ein Sprecher erklärte, die Programmierer des Blogs seien bereits dabei, die Attacke zu analysieren und würden "versuchen eine Lösung zu finden."

Fotostrecke

Begriffsfindung: Wer sind eigentlich Hacker?

Foto: dsin.de
mak
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